Viele spüren es, doch kaum jemand spricht offen darüber. Und wenn, dann meist nur im engsten Kreis: Der Job raubt Energie, Schlaf – und manchmal sogar die Freude am Leben. Was früher einfach nur „stressig“ war, fühlt sich heute existenziell bedrohlich an. Und das ist keine Übertreibung. Es ist wissenschaftlich belegt.

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Eine Langzeitstudie aus den USA zeigt: Wer dauerhaft unter hoher Arbeitslast steht und gleichzeitig keine Kontrolle über seine Aufgaben hat, hat ein erhöhtes Risiko, früher zu sterben.

Was die Studie konkret herausfand

Die Psychologen Erik Gonzalez-Mulé und Bryan Cockburn begleiteten über 3.000 Menschen über einen Zeitraum von 20 Jahren. Sie untersuchten, wie sich berufliche Belastungen auf psychische Gesundheit, körperliche Beschwerden – und letztlich auf die Sterblichkeit – auswirken.

Das zentrale Ergebnis: Hoher Druck bei gleichzeitig wenig Handlungsspielraum ist eine besonders gefährliche Kombination. Wer unter solchen Bedingungen arbeitet, entwickelt häufiger psychische Erkrankungen – und lebt laut Statistik kürzer.

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Drei Faktoren, die besonders gefährlich sind

  1. Zu viel Stress, zu wenig Einfluss: Ein hoher Workload allein ist selten das Problem. Doch wenn jede Kontrolle fehlt, wird Arbeit zur Fremdbestimmung. Wer nur noch auf Zuruf arbeitet, landet schneller, als gedacht, im mentalen Dauerstress.
  2. Psychische Erschöpfung: Die Studie zeigt: Depressionen und emotionale Erschöpfung sind keine Nebeneffekte von Arbeit, sondern direkte Folgen toxischer Arbeitsverhältnisse. Sie belasten nicht nur die Seele, sondern schwächen auch den Körper.
  3. Fehlende Bewältigungsstrategien: Wer sowieso schon Schwierigkeiten hat, mit Belastung umzugehen, ist besonders gefährdet. Laut Studie wirken kognitive Fähigkeiten wie ein Puffer, aber nicht jeder hat dieselben Voraussetzungen, flexibel auf Stress zu reagieren.

Warum viele die Warnzeichen übersehen

Wer jahrelang in einem schlechten Job feststeckt, verliert oft das Gespür dafür, was noch normal ist. Der Körper sendet Signale – Schlafstörungen, Gereiztheit, Magenprobleme – doch sie werden ignoriert oder schöngeredet. Viele denken, sie müssten einfach „durchhalten“. Die Kollegen schaffen das doch auch irgendwie. Ein Trugschluss: Denn genau das ist gefährlich. Durchhalten in einem toxischen Arbeitssystem ist eben kein Zeichen von Stärke, Motivation und Leistungsbereitschaft – es ist ein Gesundheitsrisiko.

Schon gewusst: Auch eine Analyse auf Basis einer Studie des Europäischen Gewerkschaftsinstituts (ETUI) zeigt: In Europa sterben jedes Jahr über 10.000 Menschen an den Folgen von arbeitsbedingtem Stress. Fast 5.000 Menschen nehmen sich aufgrund beruflich verursachter Depressionen das Leben, über 6.000 sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die mit psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz in Verbindung stehen. Psychosoziale Belastungen töten damit mehr Menschen als körperliche Arbeitsunfälle, bei denen im Jahre 2022 über 3.000 Menschen ums Leben kamen.

Was Arbeitgeber im Blich haben sollten

Die Studie macht deutlich: Autonomie schützt. Wer entscheiden kann, wann, wie und womit Aufgaben erledigt werden, bleibt gesünder – körperlich wie psychisch. Kontrolle über die eigene Arbeit ist sozusagen überlebenswichtig.

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Was das konkret heißt: weniger Mikromanagement, mehr Vertrauen. Ziele müssen klar sein, der Weg dorthin aber möglichst flexibel. Mitarbeitende brauchen Raum zur Mitgestaltung, nicht nur, um produktiv und wirkungsvoll zu sein, sondern um gesund zu bleiben.

Was du selbst tun kannst

Hör auf deinen Körper, oft merkt er früher als dein Kopf, dass etwas nicht stimmt. Wenn du dich dauerhaft müde, gereizt oder überfordert fühlst, nimm das ernst.

Sprich darüber. Mit Kollegen, mit Vertrauenspersonen, mit deinem Chef oder mit einer professionellen Beratung. Und wenn sich nichts verändert? Dann zieh die Reißleine. Kein Job ist es wert, dich selbst zu verlieren.

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Lese-Tipp: Dein Job wird nicht für dich da sein, wenn es dir schlecht geht

Ein schlechter Job ist ein Gesundheitsrisiko

Arbeit kann krank machen und im schlimmsten Fall töten. Vor allem dann, wenn sie überfordert, entmündigt und auslaugt. Aber das muss nicht so bleiben. Viele Belastungen sind veränderbar – durch bessere Führung, mehr Beteiligung und eine Unternehmenskultur, die in erster Linie den Menschen schützt statt sich nur am Profit zu orientieren.

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Hinweis in eigener Sache:  Du fühlst dich im Job frustriert und brauchst einen klaren Plan für deinen Neustart? In unserem Guide „Die Exit-Strategie“ erfährst du, wie du deinen Absprung sicher meisterst – von der Kündigung bis zur Jobsuche. Hier geht’s zum Guide!
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