Nichts scheint stärker als die Liebe – bis das Thema Geld auf den Tisch kommt. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Zuneigung und gemeinsame Interessen, sondern um Gehaltsunterschiede, Konsumverhalten und finanzielle Zukunftsplanung. Es ist ein stiller Prüfstein für viele Partnerschaften. Wer zahlt beim Date? Wie teuer darf der Urlaub sein? Und wie geht man damit um, wenn einer von beiden sich das Leben des anderen schlicht nicht leisten kann – oder will?
Geld ist weit mehr als eine Zahl auf dem Konto. Es steht für Sicherheit, Freiheit und manchmal auch für Macht. Und genau deshalb kann es Paare entzweien. Finanzielle Konflikte sind daher einer der häufigsten Trennungsgründe. Das Streiten über Geld soll gar ein zuverlässiger Indikator für das spätere Scheitern einer Beziehung sein – oft sogar mehr als Meinungsverschiedenheiten über Sex oder Kindererziehung.
Klassentreffen in der Liebe: Was, wenn einer mehr hat?
Gerade in den ersten Monaten einer Beziehung kann Geld zum unsichtbaren Dritten werden. Anfangs will man beeindrucken, geht in teure Restaurants, schenkt großzügig. Doch irgendwann stellt sich die Frage: Wer kann sich diesen Lebensstil eigentlich leisten – und wer streckt sich finanziell zu weit? Ben (29) erzählt, wie er sich in seiner letzten Beziehung immer wieder geschämt hat:
„Sie hat gut verdient, war als Event-Managerin ständig unterwegs und liebte luxuriöse Restaurants. Ich habe in der Pflege gearbeitet – mein Budget war relativ knapp. Ich konnte mir ihre Welt schlicht nicht leisten. Irgendwann hat sie die Restaurantrechnungen einfach übernommen. Am Anfang fühlte ich mich verwöhnt – später klein.“
Solche Ungleichgewichte können belasten. Derjenige mit mehr Geld kann sich gönnen, worauf er Lust hat, während der andere abwägen muss. Eine Beziehung auf Augenhöhe? Schwierig. Finanzielle Unterschiede bedeuten nicht nur, dass man unterschiedliche Möglichkeiten hat – sie beeinflussen oft auch das Machtgefüge. Gerät es aus den Fugen – steht auch die Liebe auf dem Spiel.
Das Sparschwein als Beziehungstest
Nicht nur die Höhe des Einkommens, sondern auch der Umgang mit Geld kann zum Problem werden. Ein Partner spart, der andere lebt im Hier und Jetzt – und plötzlich ist jeder Kinobesuch eine Diskussion. Anne (34) hat das erlebt. Sie verdient gut, denkt aber langfristig:
„Ich wollte für eine Eigentumswohnung sparen, mein Freund hat sein gesamtes Gehalt für Autos, Konzerte und teure Kleidung ausgegeben. Ich war irgendwann genervt – es fühlte sich an, als würde ich für unsere Zukunft planen und er nur für den Moment leben. Die Beziehung hielt nicht.“
Unsere Einstellung zu Geld hat viel mit unserer Herkunft zu tun. Wer in einem Elternhaus aufgewachsen ist, in dem Geld immer knapp war, wird tendenziell vorsichtiger – sparsamer – damit umgehen. Wer finanzielle Sicherheit gewohnt ist und aus den Vollen schöpfen konnte, denkt oft weniger über Ausgaben nach. Diese tief verankerten Überzeugungen lassen sich nicht einfach abschalten – und sie führen zu Konflikten, wenn zwei Menschen mit unterschiedlichen Prägungen aufeinandertreffen.
Und dann? Reden oder gehen?
Geldprobleme müssen nicht zwangsläufig zur Trennung führen – aber sie erfordern Kommunikation. Wer sich nicht traut, über Einkommen, Ersparnisse und Schulden offen zu sprechen, läuft Gefahr, dass das Thema unausgesprochen bleibt und im Alltag schleichend für Frust und Diskrepanzen sorgt.
Beziehungsforscher empfehlen: Paare sollten früh über ihre finanziellen Erwartungen sprechen – bevor die erste größere Investition ansteht. Es hilft, gemeinsame Regeln zu finden: Ein fester Betrag für gemeinsame Ausgaben, getrennte oder gemeinsame Konten, klare Absprachen über große Anschaffungen.
Aber es gibt auch Grenzen. Wenn der eine immer wieder das Gefühl hat, weniger wert zu sein, weil sein Konto nicht mithalten kann, oder wenn der andere sich in der Beziehung wie ein Sponsor fühlt, wird es schwierig. Dann kann die Liebe noch so stark sein – das Geld gewinnt am Ende. Und du? Ist deine Beziehung am Geld zerbrochen?