Lange galt die Work-Life-Balance als Spagat zwischen Beruf und Privatleben. Doch dieses Konzept ist nicht nur veraltet, sondern hindert uns daran, wirklich flexibel und erfüllt zu leben.

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Work-Life-Balance: Ein Relikt aus den 1980ern?

Das Konzept der Work-Life-Balance entstand in den 1980er Jahren als Reaktion auf eine zunehmend stressbeladene Arbeitskultur. Vor allem berufstätige Mütter suchten nach Wegen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Doch diese starre Vorstellung einer Balance geht am Leben vieler Menschen vorbei – sie setzt eine Grenze, wo in Wirklichkeit viel mehr Flexibilität gefragt ist. Der ursprüngliche Hintergrund betraf demnach vor allem berufstätige Mütter, die meist zusätzlich zu ihrem Beruf den Großteil der Care-Arbeit (vor allem Kinderbetreuung) tragen.

Die Idee der Work-Life-Balance ist oft mit der Verantwortung der Selbstorganisation verbunden – als läge es allein bei dir, den perfekten Ausgleich zu finden. Doch in der Realität gestalten nicht nur persönliche Entscheidungen, sondern auch gesellschaftliche Strukturen und die Anforderungen deines Arbeitgebers diesen Balanceakt. Die Erwartungen des Marktes, die ständige Erreichbarkeit und der Druck, flexibel zu sein, machen es dir oft schwer, den Ausgleich zu finden, nach dem du dich sehnst.

Unternehmen sind mittlerweile EU-weit dazu verpflichtet, verschiedene Maßnahmen einer Work-Life-Balance umzusetzen, beispielsweise in Form der Elternzeit-Regelungen, des gesetzlichen Urlaubsanspruchs oder der Teilzeitregelungen. Arbeitgeber, die sich aktiv eine Work-Life-Balance Ausrichtung auf die Fahne schreiben, sehen darin auch für ihre eigene Marktposition einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

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Der Einfluss der digitalen Transformation

Die Digitalisierung hat unser Arbeitsleben auf den Kopf gestellt. Früher klar strukturierte Arbeitszeiten und klassische Nine-to-five-Jobs werden immer mehr durch flexiblere, digitale Arbeitsmodelle ersetzt. Tradierte Muster brechen auf und Unternehmen sind gefordert, ihre Geschäftsmodelle und damit verbundene Arbeitsprozesse zu verändern und neu zu organisieren.

Wer nicht mitzieht, bleibt auf der Strecke.

1. Homeoffice

Du arbeitest nicht allein oder in vielen Branchen auch gar nicht mehr in den Räumlichkeiten deines Arbeitgebers. Dein Arbeitsplatz ist in deinen privaten vier Wänden, du bist dadurch in der Regel erheblich unabhängiger in deiner Alltagsgestaltung. Du sparst viel Zeit, die du früher für die Wege ins Büro benötigt hast. Mehr Freizeit ist ebenso damit verbunden wie die Option, im Rahmen der sogenannten Vertrauensarbeitszeit ohne Anwesenheitskontrolle arbeiten zu können.

2. Jobsharing

Teilzeitregelungen sind für viele Arbeitnehmer eine Möglichkeit, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Nicht jedes Unternehmen profitiert jedoch von den damit verbundenen meist rigiden zeitlichen Einschränkungen. Das Teilen von Vollzeitarbeitsstellen bietet hierbei für alle Beteiligten eine flexible Lösung, von denen sowohl dein Arbeitgeber als auch du selbst profitieren.

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3. Digitales Nomadentum

Bei diesem Arbeits- und Lebensmodell spielt es keine Rolle, von welchem Ort aus und zu welcher Uhrzeit du arbeitest. Entscheidend sind eine jeweils verfügbare digitale Technologie und eine stabile Internetverbindung. Die Ortsunabhängigkeit erlaubt dir größtmögliche Freiheit bei deiner individuellen Lebens- und Arbeitsgestaltung. Dies fördert eine ausgewogene Work-Life-Balance und ermöglicht eine flexible Anpassung deiner Arbeitszeiten und -orte an persönliche Präferenzen und Lebensumstände.

Zudem können Unternehmen durch die Ortsunabhängigkeit ein breiteres Spektrum an Talenten erschließen, da geografische Grenzen keine Rolle mehr spielen. Dieses Arbeitsmodell setzt jedoch auch eine hohe Selbstdisziplin und effektives Zeitmanagement voraus, da die traditionellen Strukturen des Büroalltags wegfallen und die Eigenverantwortung immens steigt.

Veränderte Zielsetzung von Arbeit und Privatleben

Die klassische Work-Life-Balance setzt auf eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben – als wären beide Bereiche klare Gegensätze. Aber heute, in der flexible Arbeitsmodelle zum Alltag gehören, macht diese Aufteilung nicht mehr viel Sinn. Heute verschwimmen die Grenzen. Wieso sollten Arbeit und Leben Gegenspieler sein, wenn sie sich gegenseitig bereichern können?

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Arbeit gilt heute vielfach nicht mehr als etwas, was du aushalten musst, um dein Auskommen zu haben und dein Privatleben genießen zu können.

Diese Sichtweise impliziert eine negative Perspektive und Einstellung gegenüber der Arbeit selbst und deinem Bezug zu ihr. Ein Verrechnen von Arbeitszeit und Freizeit führt nicht zu mehr „Balance„, sondern zu einem Zuwachs an Unzufriedenheit und einer vermeintlichen Unvereinbarkeit zweier Lebensbereiche.

Das Grundverständnis von Arbeit hat sich nicht zuletzt dank der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeitsmodelle vielfach verändert. Das Ziel besteht nicht mehr in einer Trennung der jeweiligen Bereiche, sondern in einer Integration deiner Arbeit in deine jeweilige Lebenssituation.

Work-Life-Integration als zukunftsweisendes Modell

Arbeit gilt im besten Fall keineswegs als ein separater Bestandteil deines Lebens. Vielmehr ist eine integrative Verbindung beider Bereiche die Sicht der Zukunft. Damit dies gelingt, ist ein Perspektivwechsel zum Thema Arbeit entscheidend. Sie soll dir nicht nur dein Auskommen sichern, sondern dich im besten Fall auch erfüllen und bereichern. Damit dies gelingt, haben Zukunftsforscher verschiedene Perspektiven identifiziert.

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Viele Unternehmen sind bereits auf dem Weg, eine Work-Life-Integration zu ermöglichen. Doch es reicht nicht, flexible Arbeitszeiten anzubieten, wenn gleichzeitig immer noch eine „Always-on“-Kultur herrscht. Damit Integration wirklich gelingt, braucht es nicht nur technische Möglichkeiten, sondern auch eine Kultur des Vertrauens. Dein Arbeitgeber muss verstehen, dass Freiheit und Eigenverantwortung zu mehr Produktivität und Kreativität führen – nicht zu weniger.

1. Sinn in der Arbeit finden

Eine Arbeit, die dir sinnlos und inhaltsleer erscheint, wird dich auf lange Sicht nicht zufrieden machen können. Versuche im Rahmen der gegeben Möglichkeiten eine Tätigkeit zu finden, die dich erfüllt und auch interessiert. Je mehr es gelingt, einen persönlichen und wertschätzenden Bezug zur eigenen Arbeit zu finden, desto leichter lässt sie sich in dein Leben integrieren und als Teil deines Alltags anerkennen.

2. Flexibilität bei der Arbeitsplatzsuche herstellen

Immer mehr Unternehmen bieten flexible Arbeitsmodelle an, die es dir ermöglichen, deine Tätigkeit sinnvoll in deinen Lebensrhythmus einzubinden. Das kann in Form von Homeoffice-Zeiten sein oder auch im Rahmen eines flexiblen Arbeitszeitkontos, das dir hinsichtlich der Gestaltung deiner konkreten Einsatzzeiten viele Optionen bietet.

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3. Engagement im Unternehmen steigert Wohlbefinden

Viele Menschen profitieren sehr davon, wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz engagieren. Wohlbefinden und Zufriedenheit im Unternehmen sind nicht allein Sache deines Arbeitgebers. Gegenseitiges Unterstützen der Mitarbeitenden sowie Projekte zur kreativen Gestaltung der Arbeitsmöglichkeiten versetzen dich in einen handelnden Zustand. Das aktive Unterbreiten von Vorschlägen zur Work-Life-Integration ist hier ebenso hilfreich wie spezielle Mentoring-Programme, bei denen erfahrene Kollegen neuer Mitarbeiter unterstützen.

Work-Life-Balance gilt als irreführendes Modell

Der Begriff Work-Life-Balance gilt heute weitgehend als irreführendes Modell mit einer äußerst problematischen Zielsetzung. Für das persönliche Leben ist eine integrative wechselseitige Beziehung von Arbeit und privatem Alltag vorteilhafter. Dabei geht es jedoch nicht darum, jederzeit verfügbar oder 24 Stunden am Tag in Bereitschaft zu sein. Auszeiten sind selbstverständlich weiterhin wichtiger Bestandteil der Gestaltung deiner Zeit.

Es ist an der Zeit, Arbeit und Leben neu zu denken – als harmonisches Ganzes, das sich gegenseitig unterstützt. Damit Work-Life-Integration gelingt, brauchen wir Arbeitsmodelle, die dir Raum geben, dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und ein echter Sinn in deiner Arbeit sind entscheidend. Denn am Ende geht es nicht nur darum, die Balance zu halten, sondern dein Leben mit all seinen Facetten wirklich zu leben.

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