Der klassische „9 to 5“-Job gilt als überholt. Denn unsere Arbeitswelt entwickelt sich dynamisch. Unternehmen müssen sich auf wichtige Trends vorbereiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu erfüllen.

Wie hat sich die Arbeitswelt verändert?

Künstliche Intelligenz, Arbeiten in den eigenen vier Wänden und flexible Arbeitszeitmodelle: Arbeit, wie wir sie gestern kannten, ist heute nicht mehr zeitgemäß – und wird langsam durch neue Normen, Standards und Werte ersetzt. Nur in wenigen Branchen ist die digitale Transformation noch nicht ganz angekommen; und die globale Vernetzung schreitet voran.

Vor allem fällt jedoch eine Sache auf: Der Arbeitnehmer und seine Bedürfnisse rücken immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Während es vor 40 bis 50 Jahren noch nicht denkbar war, müssen Unternehmen und Arbeitgeber sich heute darum bemühen, ihre Mitarbeiter mit attraktiven Arbeitsbedingungen zu halten – und nicht umgekehrt.

Denn der Individualismus spielt eine bedeutende Rolle. Das heißt zum Beispiel:

  • Die psychische Gesundheit der Mitarbeiter sowie die allgemeine Zufriedenheit des Einzelnen sind wichtige Faktoren.
  • Viele Menschen wünschen sich mehr Zeit für die Familie, flexiblere Jobzeiten und Raum für Selbstverwirklichung.
  • Arbeit bedeutet nicht mehr „nur“, dass wir Geld verdienen und den Lebensunterhalt bestreiten, sondern einer für uns sinnvollen Tätigkeit nachgehen, an der wir idealerweise persönlich wachsen.

Was hat sich verbessert?

Eine wesentliche Verbesserung ist grundsätzlich bei den Arbeitsbedingungen festzustellen:

  • Sicherheitsstandards wurden erhöht.
  • Technologische Fortschritte vereinfachen viele Arbeitsprozesse.
  • Weniger Menschen müssen körperlich „schuften“.
  • Es gibt eine größere Auswahl an Jobs, die uns auch auf geistiger Ebene fördern.
    – Unternehmen investieren mehr in Programme für ihre Mitarbeiter.

Umfrage zeigt: Trotz besserer Arbeitsbedingungen sinkt die Zufriedenheit

Was zunächst paradox klingt, beschreibt den heutigen Zustand unserer Arbeitswelt. Denn obwohl die Arbeitsbedingungen sich wesentlich verbessert haben, steigt die Zufriedenheit der Arbeitnehmer nicht parallel an.

Wie eine Umfrage von Workplace Intelligence und Oracle aus dem Jahr 2021 ergab, fühlten sich insgesamt 80 Prozent der Befragten weniger motiviert; rund 75 Prozent fühlten sich „festgefahren“. Etwa genau so viele Menschen leiden unter Unsicherheiten und wissen nicht, welche und ob Veränderungen im Berufsleben oder eine Umorientierung sinnvoll sind.

Wichtig: Besondere Berücksichtigung in der Umfrage findet die globale Pandemie, die einen wesentlichen Einfluss auf die allgemeine Arbeitszufriedenheit genommen hat – und zeigt, wie schnell Veränderungen stattfinden. So wird in Zeiten von Krisen besonders deutlich, welche tiefen Ängste und Unsicherheiten Arbeitnehmer beschäftigen.

Was können Arbeitgeber unternehmen?

Mit dem Wandel der Arbeitswelt haben sich auch die Ansprüche der einzelnen Mitarbeiter verändert. Arbeitnehmer fordern noch mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. Sie möchten mehr Entscheidungsspielraum.

Gehen wir jedoch nach der Umfrage, wird das Defizit deutlich: Noch stehen viele Unternehmen noch längst nicht dort, wo sie diesen Ansprüchen der Arbeitskräfte gerecht werden.

Was also können Unternehmen machen, um wettbewerbsfähig, attraktiv und erfolgreich zu sein?

1. Kommuniziere Unternehmenswerte transparenter

Der „Monster Insights HR Report 2022“ macht deutlich: Arbeitnehmer, rund 42 Prozent der Befragten, sehnen sich nach einem sinnvollen Job. Sie möchten in ihrer Tätigkeit also eine tiefere Bedeutung erkennen – anders als noch vor 30, 40 oder 50 Jahren, als der Beruf in erster Linie dazu da war, den Lebensunterhalt zu sichern.

Das heißt: Der Begriff „Arbeit“ hat eine neue Bedeutung bekommen. Denn er ist anders besetzt. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, dem Sinnbedürfnis nachzukommen.

Die Werte des Unternehmens müssen deutlich kommuniziert werden:

  • Wofür steht der eigene Name?
  • Was repräsentiert das Unternehmen?
  • Was ist die Mission?
  • Wie werden die Werte von Führungskräften vorgelebt und umgesetzt?

2. Fähigkeiten sind wichtiger als Titel, Rang und Berufsbezeichnung

Die globale Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass Flexibilität in Jobs besonders gefragt ist – mehr als wir es bisher geahnt haben. Während einige Beschäftigte in persönliche Krisen geraten sind, haben andere sich mit der Situation abgefunden, sich angepasst und neue Aufgaben mit Bravour gemeistert.

Die große Lehre daraus: Fähigkeiten spielen eine größere Rolle als Berufsbezeichnungen oder ein Titel.

Deshalb gilt es, Fähigkeiten in Form von Soft Skills zu trainieren und entsprechende Programme für Arbeitnehmer anzubieten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Stärken auszubauen. Wichtig dabei sind:

  • methodische Kompetenzen
  • personale Kompetenzen
  • soziale Kompetenzen

Bedeutende Kompetenzen können hier zum Beispiel folgende sein:

  • Stressresistenz
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Medienkompetenz
  • Selbstmanagement
  • Empathie
  • Konflikt- und Kritikfähigkeit
  • Selbstreflexion

3. Biete eine moderne Arbeitszeitgestaltung

Die 2020 durchgeführte Stepstone-Identifire-Studie macht deutlich: Fast jeder zweite Arbeitnehmer wünscht sich flexible Arbeitszeiten. Denn etwa 50 Prozent der Befragten sehnen sich nach einem Arbeitgeber, der bereit ist, sich auf moderne Arbeitszeitmodelle einzulassen.

Deshalb ist der 9-to-5-Job ein Modell, welches langsam in die verdiente Rentenzeit verabschiedet werden kann, um Platz für zeitgemäße Modelle zu schaffen.

Problem: Noch immer halten einige Unternehmen an starren Arbeitszeitmodellen fest.

Die Vorteile einer flexiblen Zeitgestaltung:

  • Stärkung der eigenen Position als Unternehmen, um neue Arbeitnehmer zu gewinnen
  • größere Zufriedenheit bei Angestellten
  • Förderung der psychischen Gesundheit von Beschäftigten
  • Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie

4. Messe die Produktivität von Arbeitnehmern nicht an ihrer Präsenz

Der letzte Punkt schließt sich den flexiblen Arbeitszeiten an. Denn: Wenn Beschäftigte vor Ort sind, sich ständig präsent zeigen und physisch wahrnehmbar sind, bedeutet es nicht automatisch, dass Mitarbeiter in Homeoffice weniger produktiv sind.

Um der Dynamik der modernen Arbeitswelt folgen zu können und ihr außerdem gerecht zu werden, gilt es deshalb, Leistung nicht über die Anwesenheit einer Person zu messen.

Vielmehr geht es um echte Ergebnisse. Fortschritte lassen sich auch über einen Zwischenstand einsehen, den Arbeitgeber beispielsweise bis zu einer bestimmten Deadline einfordern.

5. Alt, aber wichtig: Schaffe ein gesundes Arbeitsklima

Die Analyse „Randstad Employer Brand Research 2020 Global Report“ zeigte, dass sich über 40 Prozent der Befragten ein angenehmes Arbeitsklima wünschen.

Bedeutend dafür ist heute vor allem der Umgang mit den Mitarbeitern. Die moderne Arbeitswelt setzt hierfür auf Kommunikation, Empathie, Offenheit und Wertschätzung.

Fazit

Um die Kluft zwischen Erwartungen und dem, was von Unternehmen in der Praxis geboten werden kann, zu schließen, ist es wichtig, nicht mehr an überholten Arbeitsmodellen festzuhalten. Denn Arbeit, wie wir sie bisher kannten, ist heute out und deshalb nicht zeitgemäß.

Übrigens: Obwohl die moderne Arbeitswelt eine „Erfindung“ unserer heutigen Zeit zu sein scheint, gehen die Anfänge bereits auf die Epoche der Aufklärung ins 18. Jahrhundert zurück. Als rationaler Denker dieser Zeit ist Immanuel Kant bekannt. Das zentrale Anliegen von bedeutenden Persönlichkeiten aus dieser Zeit war es zum Beispiel, strukturelle Abhängigkeiten zu beseitigen und mehr Platz für Emanzipation zu schaffen.

Auch unsere heutige Arbeitswelt wird immer mehr vom Begriff der Selbstbestimmung geprägt. Deshalb sind nicht mehr Arbeitgeber in der Position, Bedingungen zu stellen. Eher im Gegenteil: Der Trend geht in Richtung Arbeitnehmer-Empowerment. Beschäftige schreiben die Regeln neu – und Unternehmen müssen sich immer mehr darauf einstellen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

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Dieser Artikel erschien bereits im Januar 2023 und wurde nun erneut aktualisiert.