Verstehe andere und werde verstanden! Das ist das Grundprinzip des achtsamen Kommunizierens. Wir erklären, warum das kein inhaltsleeres Schlagwort aus der Esoterikecke ist, welche Vorteile diese Form des Kommunizierens bietet und wie sie in der Praxis funktioniert.

Auf achtsame Weise zu kommunizieren, hat nichts mit Schönreden und Pseudo-Wohlfühlen zu tun, sondern bedeutet einen echten Austausch mit Empathie. Achtsame Kommunikation kommt ohne Schubladendenken und vorschnelle Wertungen aus. Wenn du auf diese Art kommunizierst, bist du im bestens Sinne des Wortes präsent – im Kontakt mit dem Gegenüber und auch mit dir selbst.

Von der Theorie zur Praxis

Das sind nicht nur wohlklingende Worte, denn in der Praxis zeigen diese Grundprinzipien ihre wahre Stärke. Wer sie umsetzen will, muss vor allem aktiv zuhören. Das ist nicht so einfach, wie es klingt, bedeutet es doch, dass man seinem Gegenüber seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, ihm einfach zuhört ohne Unterbrechungen und Bewertungen.

Du kennst sicher die typische Situation in Teambesprechungen: Noch während dein Kollege seine Argumente vorbringt, bastelst du schon an Gegenargumenten und versuchst Lücken in seiner Argumentation zu erkennen. Das konzentrierte Zuhören bleibt dabei leider auf der Strecke. Auch wenn wir glauben, beides zu können – zuhören und das gerade Gehörte zeitgleich bewerten – in der Realität funktioniert das nur eingeschränkt.

Lese-Tipp: 4-Ohren-Modell: Wie gute Kommunikation im Job wirklich funktioniert

Die 3 To-dos des achtsamen Kommunizierens

1. Zusammenfassen

Hat dein Gesprächspartner gerade detailreich seinen Standpunkt erklärt? In diesem Fall solltest du für ihn kurz zusammenfassen, wie du den Kern seiner Ausführungen verstanden hast! Das verhindert Missverständnisse und sorgt dafür, dass alle Beteiligten vom gleichen Sachverhalt ausgehen. Zugleich fühlt sich dein Gesprächspartner bestätigt, dass du ihm wirklich zugehört hast.

2. Achtsam Feedback geben

Gerade in technischen Berufen kommt professionelles Feedback oft zu kurz. Dabei ist es überaus wichtig und so etwas wie ein Grundpfeiler des achtsamen Kommunizierens. Viele brauchen Feedback dringend, um ihre Leistungen einordnen zu können. Dieses Instrument wird zudem in Zeiten der Digitalisierung immer wichtiger. Wer agil und schnell arbeitet, will nicht bis zum nächsten Mitarbeitergespräch auf ein Feedback warten. Versteinerte hierarchische Strukturen blockieren achtsames Kommunizieren. Ob digital oder Face-to-Face: Rückmeldung im Job ist stets wichtig und keine Zeitverschwendung.

Um richtig und achtsam Feedback zu geben, solltest du einige Dinge beachten:

  • Gibt deine Rückmeldungen immer zeitnah und beziehe dich auf konkrete Beispiele!
  • Vermeide die häufig angewandte Sandwich-Technik! Diese sieht so aus: Die Kritik startet erst mal positiv, dann folgen als Hauptteil geballt alle negativen Punkte und am Schluss kommt oft fast nebenbei wieder etwas Positives und Aufbauendes.
  • Viel besser funktioniert Feedback nach dem folgenden Stufenkonzept: Konzentriere dich erst auf Dinge, die gut gelaufen sind! Du schilderst also zum Beispiel deine Wahrnehmung, dass in einem Projekt bestimmte Dinge bereits gut gelöst wurden. Gehe anschließend auf einen Punkt ein, den man noch besser machen könnte und weise darauf hin, dass das ganze Projekt dann perfekt wäre!

Indem man sehr harte und direkte Kritik vermeidet, kann das Gegenüber den Hinweis auf Mängel besser „verdauen“ und erhält die klare Botschaft: „Fehler sind o.k., solange man sie ausbügelt und das Projekt zu einem positiven Ende führt.“ So lässt sich Feedback vermitteln, ohne dass das Gegenüber die Rückmeldung als persönlichen Angriff empfindet. Wer nur negative Rückmeldungen gibt oder ganz auf Feedback verzichtet, muss mit fatalen Folgen bis hin zur inneren oder tatsächlichen Kündigung rechnen.

3. Sei geduldig mit dir selbst und mit anderen

Achtsam zu kommunizieren, ist keine einfache Aufgabe. Sie erfordert Innehalten und Entschleunigung. Eine akzeptierende und nicht wertende Grundeinstellung ist die Basis für den besseren Umgang mit Stress und mit anderen. Das stellt sich nicht von heute auf morgen ein, sondern erfordert Geduld. Wenn du zum Beispiel das Gefühl hast, Antworten auf unnötige Fragen geben zu müssen oder dich bei Besprechungen im Kreis zu drehen, dann halte einen Moment inne! Akzeptiere die damit verbundenen Stressgefühle und habe Geduld mit dir selbst und mit anderen!

Achte vor allem auf deine automatischen Reaktionen! Wer kennt das nicht: Eine Situation wird stressig und schon reagieren wir ebenfalls gestresst, impulsiv und abwehrend. Später ärgern wir uns oft über uns selbst, weil wir so spontan reagiert und die Situation meist noch verschärft haben. Damit das nicht passiert, hilft ein kurzes Innehalten. Atme tief und bewusst durch und betrachte genau die aufkommenden Gefühle ohne Bewertung und sofortiges Reagieren! Wer das konsequent durchzieht, wird bald merken, dass sich so viele Missverständnisse und unnötige Diskussionen vermeiden lassen.

Fazit:

Achtsames Kommunizieren, mehr Selbstreflexion, Respekt vor anderen und Offenheit sind sozusagen die Werkzeuge für gut funktionierende Beziehungen – sei es nun im Job oder im Privatleben. Wenn du dich daran orientierst, optimierst du deine Beziehungen und kannst deine Emotionen in Konfliktsituationen besser verstehen. Wer achtsam kommuniziert, beugt Stress vor, fördert Initiative und Kreativität, nimmt das Leben insgesamt bewusster wahr und findet schneller Lösungen und Wege in belastenden Situationen.

Bildnachweis: Foto von Elijah O’Donnell von Pexels