Bei der Berufswahl ist das Gehalt oft ausschlaggebend. In Deutschland gibt es jedoch zahlreiche Berufe, die trotz ihrer Bedeutung zu den am schlechtesten bezahlten zählen. Was genau unter einem schlechten Gehalt zu verstehen ist und in welchen Regionen und Branchen die niedrigsten Löhne gezahlt werden.

Was ist ein schlecht bezahlter Beruf?

Ein schlecht bezahlter Beruf ist typischerweise einer, dessen Durchschnittsgehalt deutlich unter dem Durchschnittseinkommen liegt. In Deutschland lag das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen im Jahr 2021 bei etwa 48.000 Euro. Berufe, deren durchschnittliches Jahresgehalt deutlich unter dieser Marke liegt, können als schlecht bezahlt betitelt werden.

Ein Kontrastbild: Dieses Durchschnittseinkommen steht in scharfem Kontrast zu den Spitzengehältern in Branchen wie Medizin, IT und Ingenieurwesen, wo sechsstellige Jahresgehälter keine Seltenheit sind.

Was ist ein schlechtes Gehalt?

Ein „schlechtes“ Gehalt kann relativ gesehen werden und hängt von verschiedenen Faktoren wie Lebenshaltungskosten, persönlichen Bedürfnissen und Erwartungen ab. Ein in Gehalt gilt als niedrig, wenn es nicht ausreicht, um einen angemessenen Lebensstandard in der Region, in der man lebt, zu gewährleisten. In Deutschland könnte dies ein Gehalt sein, das unter der Schwelle von 2.000 Euro brutto pro Monat liegt, insbesondere in Städten mit hohen Lebenshaltungskosten wie Berlin, München oder Frankfurt.

Wo verdient man am wenigsten in Deutschland?

Die Gehälter in Deutschland variieren regional stark. Generell sind die Gehälter in den neuen Bundesländern und in ländlichen Gebieten eher niedriger als in den alten Bundesländern und in Großstädten. Berufe im Dienstleistungssektor, insbesondere solche, die keine höhere und fundierte Ausbildung erfordern, zählen oft zu den am schlechtesten bezahlten.

Die 10 am schlechtesten bezahlten Berufe in Deutschland

  1. Taxifahrer:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 24.600 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 55%
    • Regionale Unterschiede: In Großstädten tendenziell höheres Gehalt als in ländlichen Gebieten.
  2. Tankstellenmitarbeiter:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.000 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 37%
    • Besonderheiten: Schichtarbeit und Wochenendarbeit sind üblich.
  3. Bäckereifachverkäufer:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.200 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 44%
    • Anmerkung: Gehalt variiert je nach Größe und Standort der Bäckerei.
  4. Friseur:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.300 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 50%
    • Zusatzinformation: Möglichkeit von Trinkgeldern, die das Einkommen aufbessern können.
  5. Lieferant:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.300 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 42%
    • Hinweis: Zunehmende Bedeutung im Zuge des E-Commerce-Booms.
  6. Raumpflege-Fachperson

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.400 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 49%
    • Kontext: Oft Teilzeitbeschäftigung oder geringfügige Beschäftigung.
  7. Call Center Agent

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.700 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 47%
    • Bemerkung: Hoher Stressfaktor und oft befristete Verträge.
  8. Küchenhilfe

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 25.900 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 45%
    • Anmerkung: Häufig saisonale oder befristete Anstellungen.
  9. Florist:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 26.000 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 38%
    • Zusatz: Kreativer Beruf mit saisonalen Schwankungen im Einkommen.
  10. Kurier:in

    • Durchschnitts-Jahresgehalt: 26.200 Euro
    • Gehaltszufriedenheit: 47%
    • Besonderheit: Flexible Arbeitszeiten, aber oft unsichere Arbeitsverhältnisse.

Quelle: Kununu

Auswirkungen der Erhöhung des Mindestlohns auf Berufe mit niedriger Entlohnung und deren Verdienstmöglichkeiten

Die geplante Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland auf 12,41 Euro brutto pro Stunde ab dem 1. Januar 2024 stellt einen signifikanten Schritt in Richtung einer verbesserten Entlohnung für schlecht bezahlte Berufe dar. Diese Erhöhung kann mehrere positive Auswirkungen auf die Arbeitswelt und auch die Lebensqualität der Arbeitnehmer in diesen Berufen haben.

1. Erhöhung des Lebensstandards

  • Direkte Auswirkung: Eine Erhöhung des Mindestlohns führt direkt zu einer Steigerung des Einkommens für Arbeitnehmer in den am schlechtesten bezahlten Berufen. Dies ermöglicht es ihnen, einen höheren Lebensstandard zu erreichen und grundlegende Lebenshaltungskosten leichter zu decken. Am ende des Tages schläft man auch ruhiger, wenn man weiß, dass alles bezahlt werden kann.
  • Reduzierung von Armut: Die Anhebung des Mindestlohns kann dazu beitragen, das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung für Geringverdiener zu verringern.

2. Steigerung der Arbeitsmotivation

  • Erhöhte Zufriedenheit: Ein höheres Einkommen kann die Arbeitszufriedenheit steigern, da die Arbeitnehmer ihre Arbeit als fairer und angemessener entlohnt empfinden.
  • Anreiz zur Arbeitsaufnahme: Ein höherer Mindestlohn kann für Arbeitsuchende einen stärkeren Anreiz bieten, eine Beschäftigung aufzunehmen, insbesondere in Berufen, die zuvor als weniger attraktiv galten.

3. Wirtschaftliche Auswirkungen

  • Konsumsteigerung: Höhere Löhne bedeuten mehr Kaufkraft für die Arbeitnehmer, was wiederum den Konsum und somit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigern kann.
  • Reduzierung der Lohnsubventionen: Mit einem höheren Mindestlohn könnten weniger Arbeitnehmer auf staatliche Unterstützungsleistungen, wie dem Bürgergeld, angewiesen sein, was die öffentlichen Haushalte entlasten könnte.

4. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

  • Reduzierung der Lohnungleichheit: Die Anhebung des Mindestlohns kann dazu beitragen, die Lohnschere zwischen den am schlechtesten und am besten bezahlten Arbeitnehmern zu verringern.
  • Mögliche Herausforderungen: Eine signifikante Erhöhung des Mindestlohns kann auch Herausforderungen mit sich bringen kann, wie z.B. potenzielle Arbeitsplatzverluste in bestimmten Sektoren oder erhöhte Lohnnebenkosten für Arbeitgeber, insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen.

5. Gesellschaftliche Auswirkungen

  • Anerkennung von Arbeit: Ein höherer Mindestlohn kann als gesellschaftliche Anerkennung für die Bedeutung von Berufen angesehen werden, die oft übersehen werden, aber für das Funktionieren des täglichen Lebens unerlässlich sind.
  • Soziale Gerechtigkeit: Die Erhöhung trägt zur Förderung sozialer Gerechtigkeit bei, indem sie sicherstellt, dass alle Arbeitnehmer ein Einkommen erhalten, das ein würdiges und respektvolles Leben ermöglicht.

Wertschätzung von Arbeit und die Bedeutung des Mindestlohns

Die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 12,41 Euro pro Stunde ist ein wesentlicher Schritt zur Anerkennung der Bedeutung schlecht bezahlter Berufe in Deutschland. Diese Jobs sind essentiell für das tägliche Leben und die Wirtschaft, wurden aber bisher oft nicht ihrer Wichtigkeit entsprechend entlohnt. Die Anhebung des Mindestlohns verspricht nicht nur eine direkte finanzielle Verbesserung für die betroffenen selbst, sondern kann auch positive Effekte auf Wirtschaft und Gesellschaft haben.

Diese Entwicklung ist ein wichtiger Schritt hin zu einer gerechteren und ausgewogeneren Arbeitswelt und spiegelt eine zunehmende Wertschätzung aller Berufe in der Gesellschaft wider.

Bild: Dilok Klaisataporn/istockphoto.com