Sie erklären dir die Welt: Kollegen, die alles besser wissen. Wie ein souveräner Umgang mit nervigen Oberschlaumeiern gelingt.

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Heute schon belehrt worden?

Sie wissen es besser. Sie verteilen ungefragt Ratschläge. Sie müssen dich permanent korrigieren. Besserwisser-Kollegen sind anstrengend. Und sie tummeln sich in jedem Unternehmen mit ihrer neunmalklugen Art, bei der es oft gar nicht um den Inhalt, sondern um Selbstinszenierung geht.

Im Gegensatz zu anderen Kollegen, die dich hin und wieder berichtigen, wenn dir ein Fehler unterlaufen ist, sind Klugschnacker permanent bestrebt, anderen ihre (scheinbare) Weisheit aufzudrücken. Egal, ob du gefragt hast oder nicht: Sie geben dir einen belehrenden Fingerzeig – und das Tag für Tag.

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Woran erkenne ich, dass mein Kollege ein Besserwisser ist?

Schieben wir einmal alle Vorurteile beiseite und betrachten wir die Sache nüchtern. Nicht jeder deiner Kollegen wird ein Besserwisser sein, wenn du ab und an einen klugen Tipp erhältst. Möchtest du aber erkennen, ob du es mit einem notorischen Klugschnacker zu tun hast, achtest du auf folgende Zeichen:

  • Dein Kollege stimmt dir selten bis nie zu.
  • Die Meinung deines Kollegen wird dir regelmäßig in einem belehrenden Ton aufgedrängt.
  • Dein Kollege beäugt deinen Erfolg eher missgünstig und gratuliert nicht.
  • Dein Kollege mischt sich permanent in jede Angelegenheit heim, um eigenen Senf dazuzugeben.
  • Hast du einen Erfolg verbuchen können, gibt es immer noch etwas zu verbessern.

Warum neigen Menschen zur Besserwisserei?

Von der Frage abgesehen, ob Besserwisser-Kollegen tatsächlich eine höhere Bildung genossen haben, über ein großes Allgemeinwissen verfügen oder einfach nur so tun, als ob sie intelligent wären, indem sie das Wissen anderer als ihr eigenes ausgeben – Menschen neigen in der Regel vor allem zur Besserwisserei, wenn sie unter einem niedrigen Selbstwertgefühl leiden.

Der fortwährende Drang, sich mit dem eigenen Wissen profilieren zu müssen, ist oft der Versuch, Unsicherheiten und schmerzhafte Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren. Denn niemand mit einem gesunden Selbstwertgefühl muss sich andauernd anderen mitteilen, um mit der eigenen Meinung glänzen zu können.

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Wer dies verinnerlicht, weiß auch: Es ist oft nie persönlich gemeint. Muss dein Kollege dich und andere permanent korrigieren, ob bei der Projektarbeit, beim Mittagessen oder nach Feierabend, hat das Verhalten kaum etwas mit dir zu tun.

Wie gehe ich mit Besserwisser-Kollegen um?

1. Bei Kleinkram nicht auf die Besserwisserei eingehen

Nicht jeder Kommentar braucht eine Reaktion von dir. Sollte es sich bei einer Bemerkung um eine Art Seitenhieb handeln, welcher im Grunde aber nichts mit eurer eigentlichen Arbeit zu tun hat, kann es helfen, diesem schlicht und ergreifend keinen Raum zu bieten, indem du einen negativen Besserwisser-Beitrag unkommentiert lässt.

2. Bei wichtigen Angelegenheiten: Prüfe den Wahrheitsgehalt mit der Hilfe von Fragen

Es mag sein, dass jemand alles immer besser wissen möchte. In manchen Fällen, wenn es sich zum Beispiel um eine wichtige Jobangelegenheit handelt, solltest du aber nicht alles abtun oder genervt reagieren. Frage stattdessen gezielt nach der Informationsquelle und arbeite dich vor, um den Wahrheitsgehalt selbst zu überprüfen. Folgende Fragen helfen:

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  • Woher stammt die Information?
  • War der/die Erzählende selbst dabei?
  • Gibt es noch mehr Vergleichsquellen?
  • Sind Beispiele vorhanden?
  • Warum ist jemand der Überzeugung, dass …?
  • Spricht jemand aus Erfahrung – wenn ja, aus welcher?

3. Nimm die Besserwisserei nicht als Angriff auf

Beziehen wir die Besserwisserei auf uns selbst, neigen wir dazu, selbst emotional oder provokant zu reagieren. Dabei sind Klugschnacker nur dabei, ihre eigenen Unsicherheiten und Gefühle zu verarbeiten. Die permanente Besserwisserei ist eine Art Ventil für sie.

Wenn du anerkennst, dass die Verbesserungsvorschläge, Tipps und Nörgeleien nicht gegen dich gehen, sondern lediglich ein Verarbeitungsmechanismus deines Gegenübers sind, wirst du dich davon nicht ganz so schnell auf die Palme bringen lassen. Wirst du das nächste Mal mit Besserwisserei konfrontiert, ist es deshalb wichtig, emotionale Distanz zu wahren.

4. Vor wichtigen Meetings mit Klugschnacker-Kollegen: Bereite dich gut vor

Besonders unangenehm sind Situationen vor versammelter Truppe, in denen Besserwisser sich um jeden Preis profilieren möchten. Sie werden alles daran setzen, um mit ihrem Expertenwissen zu glänzen. Andere Meinungen können sie schon aus Prinzip nicht gelten lassen.

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Wenn du weißt, dass bald ein solches Meeting oder Projekt stattfindet, ist die gute Vorbereitung dein bester Freund. Um dich sicherer zu fühlen, kann es deshalb hilfreich sein, dich mit allen wichtigen Fakten und Daten zu einem Thema zu wappnen. Beachte dennoch, dass niemand Perfektion von dir erwartet – außer der Besserwisser selbst. Und diesem bist du nichts schuldig.

5. Nimm den Besserwisser-Kommentar dankend zur Kenntnis

Einem Neunmalklugen etwas Raum zu geben, ohne diesen komplett ausfüllen zu lassen, kann auch gelingen, indem wir einen Kommentar wertschätzend annehmen, uns bedanken, aber nicht weiter auf ihn eingehen. Schließlich wird nicht immer deutlich, welche Absicht hinter einem Kommentar steckt – es sei denn, dieser wird absichtlich so ausgelegt, dass er eine Person oder die Mühe eines Kollegen abwertet oder angreift. Ist dies nicht der Fall, kann ein einfaches „Danke“ bereits genügen, um die Situation zu beenden und zur Tagesordnung überzugehen.

6. Wenn Grenzen überschritten werden: Sei konsequent

Ein gewisses Maß an Besserwisserei kann oft noch geduldet werden. Vor allem im Job erleben wir täglich Machtkämpfe unter Kollegen, die sich prinzipiell im Recht sehen und nicht aufhören können, sich zu beweisen. Wenn es dich nicht persönlich betrifft, kannst du damit immerhin einen einigermaßen souveränen Umgang finden.

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Sollten deine Grenzen jedoch überschritten werden, indem dir dein Klugschnacker-Kollege seine Meinung nicht nur aufdrängt, sondern deine Ansichten absichtlich entwertet, ist es wichtig, bestimmt und konsequent zu reagieren:

  • Beschreibe sachlich, was du in der Situation wahrnimmst/fühlst.
  • Erkläre die Situation und deine Sicht aus der Ich-Perspektive.
  • Äußere, was du nicht in Ordnung findest oder was dich verletzt.
  • Formuliere zum Schluss dein persönliches Bedürfnis sowie deine Bitte/deinen Wunsch klar und deutlich.

Tipp: Du kannst auch Grenzen setzen, ohne jemandem Vorwürfe zu machen. Das Wichtigste hierbei ist, bei sich zu bleiben und deine Wahrnehmung nachvollziehbar zu schildern. Denn oft nehmen wir das Gesagte als Empfänger anders wahr, als der Sender es eigentlich gemeint hat. Dieser bekommt nun die Gelegenheit, ein Missverständnis entweder aufzuklären – oder deine Befürchtungen vielleicht sogar zu bestätigen. Du weißt im Anschluss jedenfalls, woran du bist.

Besserwisserei: Anstrengend, aber nicht immer als Angriff gemeint

Werden wir uns der Tatsache bewusst, dass Besserwisser-Kollegen im Grunde nur zur Wichtigtuerei neigen, weil sie selbst mit sich und ihren Gefühlen beschäftigt sind, fällt uns oft eine Last von den Schultern: Wir müssen nicht anfangen, an uns selbst oder an unserer Arbeit zu zweifeln.

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Auch wenn wir die Kommentare nicht gänzlich ignorieren können, ist es wichtig, sich emotional von Besserwisserei zu distanzieren, wenn die Negativität immer wieder dazu führt, einen Schatten auf den eigenen Erfolg zu werfen. Missgunst zu verbreiten, weil auch andere Kollegen Experte auf ihrem Gebiet sind, ist kein faires Verhalten. Wer es mit entsprechenden Kollegen zu tun bekommt, sollte grundsätzlich situationsbedingt handeln und differenzieren, ob es sich um einmalige Kommentare oder um permanente Rechthaberei und gar um Entwertung handelt.

Bild: LittleBee80/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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