Fragst du dich manchmal, warum du trotz langer Arbeitstage nicht so viel schaffst? Du sitzt stundenlang am Schreibtisch, doch am Ende bleibt das Gefühl, kaum etwas erledigt zu haben. Meist liegt es nicht an der Arbeit selbst, sondern daran, wie du sie organisierst. Wenn du aber die natürlichen Rhythmen deines Gehirns nutzt, kannst du deine Produktivität spürbar steigern.
Warum du in Zyklen arbeiten solltest
Unser Gehirn kann nicht ununterbrochen auf Hochtouren arbeiten – so viel ist klar. Es folgt einem Rhythmus, der sogenannten „basic rest-activity cycle“ (BRAC). Dieser Rhythmus, entdeckt in den 1960er Jahren, zeigt, dass unser Gehirn etwa alle 90 Minuten zwischen Phasen hoher Konzentration und Phasen der Erholung wechselt. Diese Zyklen betreffen nicht nur den Schlafrhythmus, sondern auch unsere Wachzeiten am Tag.
Kurz gesagt: Wenn du länger als 90 Minuten ohne Pause arbeitest, lässt deine Konzentration nach. Deine Gedanken schweifen ab und du wirst weniger effizient bei all deinen Tätigkeiten.
Das Problem: Viele von uns übergehen diese Warnsignale des Körpers und machen einfach weiter, als ob nichts wäre. Wir reden uns sogar ein, dass wir nur noch härter arbeiten müssen, um noch mehr zu leisten. Doch das Gegenteil ist meist der Fall. Um wirklich effizient und konzentriert zu bleiben, solltest du auf die natürlichen Rhythmen deines Körpers hören und deine Arbeit in überschaubare, gut getaktete Abschnitte einteilen.
Der optimale Arbeitsrhythmus: 60 bis 90 Minuten, dann Pause
Der Schlüssel zu effizienterem Arbeiten liegt darin, deine Phasen der höchsten Konzentration bewusst zu nutzen. Statt den ganzen Tag durchzuackern, solltest du deine Aufgaben in 60- bis 90-minütige Blöcke aufteilen. Nach dieser Zeitspanne braucht dein Gehirn eine Pause, um sich zu erholen und für die nächste Hochleistungsphase bereit zu sein.
Hier ist eine bewährte Methode, wie du deine Arbeitssitzungen optimal gestalten kannst:
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Starte mit den schwierigsten Aufgaben: Dein Gehirn ist in den ersten 20 Minuten einer Arbeitssitzung am frischesten. Nutze diese Zeit, um die anspruchsvollsten Aufgaben zu erledigen – sei es das Schreiben eines wichtigen Berichts, das Lösen eines komplizierten Problems oder die strategische Planung deines nächsten Projekts.
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Wechsle zu leichteren Aufgaben: Nach etwa 20 Minuten lässt deine Konzentration oft etwas nach. Hier ist der perfekte Moment, um zu einfacheren, weniger anstrengenden Aufgaben zu wechseln – wie E-Mails lesen und beantworten, Routinearbeiten erledigen oder administrative Aufgaben abarbeiten.
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Mach eine Pause: Nach spätestens 90 Minuten solltest du eine bewusste Pause von 10 bis 15 Minuten einlegen. Steh auf, bewege dich ein bisschen, mach einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft oder einfach etwas, das dich vom Bildschirm wegbringt – auch vom Smartphone. So hilfst du deinem Gehirn, sich zu erholen und neue Energie zu tanken.
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Wiederhole den Zyklus: Nach der Pause kannst du wieder frisch und konzentriert ans Werk gehen. Wenn du diese Struktur 3 bis 4 Mal am Tag umsetzt, wirst du merken, dass du in kürzerer Zeit deutlich mehr erreichen kannst. Zudem stellt sich ein befriedigendes Arbeitsgefühl ein, wenn du gut und stressfrei vorankommst.
Wie du deine Produktivität maximierst
Eine strukturierte Arbeitsweise ist besonders dann hilfreich, wenn du mit vielen verschiedene Aufgaben und Projekten jonglierst. Indem du deine Arbeit in Phasen einteilst, priorisierst du automatisch die wichtigsten und anspruchsvollsten Aufgaben – und erledigst sie in der Zeit, in der du am leistungsfähigsten bist.
Stell dir deinen Tag zum Beispiel so vor:
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Morgens: Starte den Tag mit einer anspruchsvollen Aufgabe, die deine volle Konzentration zu 100 Prozent benötigt. Das könnte eine strategische Planung für den Tag, ein kreatives Brainstorming oder das Lösen eines komplexen Problems sein. Nutze die ersten 20 Minuten deiner Arbeitszeit intensiv, um diese Aufgabe voranzutreiben.
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Mittagspause: Nach zwei oder drei intensiven Arbeitssitzungen solltest du eine längere Pause einplanen. Das ist der Zeitpunkt, an dem dein Gehirn eine ausgiebigere Erholung braucht – idealerweise verbunden mit Bewegung und frischer Luft.
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Nachmittags: Die Nachmittagsstunden sind meist die unproduktivsten und ziehen sich wie ein Kaugummi. Warum nicht die Zeit für einfachere Aufgaben nutzen, die nicht deine volle Konzentration erfordern, wie das Beantworten von E-Mails, ein paar Telefonate oder die Planung von Aufgaben für den nächsten Tag.
Mehr als vier Stunden intensive Arbeit pro Tag? Keine gute Idee
Ein häufiger Fehler: Viele von uns glauben, dass mehr Arbeitsstunden auch zu mehr und besseren Ergebnissen führen. Doch das Gegenteil ist meist der Fall. Studien zeigen, dass dein Gehirn maximal vier Stunden pro Tag wirklich intensive geistige Arbeit leisten kann. Wenn du diese Grenze überschreitest, leidet nicht nur deine Produktivität – deine geistige Erschöpfung trägt sich auch in den nächsten Tag und kann langfristig zu Burnout führen. Mein persönlicher Sweet Spot liegt bei etwas 5 Stunden.
Indem du die Zeit begrenzt, in der du wirklich anspruchsvolle Aufgaben erledigst, gibst du deinem Gehirn die Zeit, sich fast voll und ganz zu regenerieren. Du wirst feststellen, dass du so mit weniger Arbeitsstunden tatsächlich mehr erreichen kannst – und dabei weniger erschöpft bist. Und auch deine Kollegen werden es dir danken, wenn du weniger gestresst mit ihenen kommunizierst.
Kreativität und Struktur: Nutze den Flow-Moment
Es gibt allerdings einen Bereich, der weniger von festen Zeitstrukturen profitiert: kreative Arbeit. Kreative Prozesse folgen ihrem eigenen Rhythmus, und wenn du tief in einer kreativen Aufgabe steckst, kann eine Pause manchmal eher störend wirken und dich aus dem Konzept bringen.
Hier gilt: Folge deinem Flow. Wenn du merkst, dass du gerade in einem kreativen „Tunnel“ bist, nutze den Moment und lasse dich nicht von einer starren Zeitstruktur bremsen.
Produktivität und Balance kommt auch im Job zusammen
Effizientes Arbeiten bedeutet nicht, noch mehr Stunden zu schieben. Es bedeutet, die richtigen Phasen der Konzentration zu nutzen und bewusste Pausen einzuplanen. Wenn du deinen Tag in 90-Minuten-Blöcke aufteilst, kannst du nicht nur mehr erledigen – du wirst auch weniger gestresst und ausgelaugter sein. Und wer weiß, vielleicht wird der Arbeitsalltag für dich nicht nur produktiver, sondern auch ein Stück angenehmer. Du hast es in der Hand – probier es aus!