„Wenn’s läuft, dann läuft’s“ – kennen Sie dieses Gefühl? Wenn Ihnen die Arbeit leicht von der Hand geht, Sie Spaß, Freude sowie Erfüllung verspüren und nebenbei noch genügend Energie haben, um mit Ihren Kollegen zu quatschen oder einfach mal wieder herzhaft zu lachen: Dieser Zustand wird gemeinhin als „Flow“ bezeichnet. Was dahintersteckt, wofür so ein „Flow“ eigentlich gut ist und wie Sie in den „Fluss“ kommen – das möchten wir Ihnen verraten. Damit es auch bei Ihnen bald wieder „läuft“!

Inhalt
1. Definition: „Flow“ – die kaum greifbare Emotion
2. Merkmale: So erkennen Sie den „Flow“
3. Der „Flow“ resultiert aus intrinsischer Motivation
4. Wieso löst Projektarbeit einen „Flow“ aus?
5. Voraussetzungen für die Entstehung des „Flusses“
6. Der „Flow“ ist sogar auf körperlicher Ebene messbar
7. Tipps: So kommen auch Sie in den „Flow“

Definition: „Flow“ – die kaum greifbare Emotion

Ob der „Flow“ überhaupt eine Emotion ist oder viel eher ein Gemütszustand, eine Eigenschaft oder eine Phase – das ist sehr schwierig zu definieren. Der „Flow“ stellt eine ganze Reihe an Sinneseindrücken dar, ein schwer greifbares Erleben, das wiederum von jedem Menschen unterschiedlich wahrgenommen und beschrieben wird. Dennoch wollen wir uns heute in einer Definition probieren:

Der Begriff „Flow“ stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „strömen“ oder „fließen“. Es handelt sich dabei um einen mentalen Zustand, der vom Betroffenen als Glücksgefühl erlebt wird. Kennzeichnend für das „Flow-Erleben“ sind dabei einerseits die vollständige Konzentration sprich Vertiefung in eine Tätigkeit sowie das restlose Aufgehen darin, auch als „Absorption“ bezeichnet. Das bedeutet: Die Dinge gehen Ihnen „wie von selbst“ von der Hand, ohne spürbare Mühe, Anstrengung oder negative Emotionen.

Geprägt wurde der Begriff „Flow“ bereits im Jahr 1975 von dem Psychologen und Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi, der ihn als die augenblickliche Übereinstimmung von Fühlen, Wollen und Denken definiert. Während er selbst den „Flow“ als eine Vorstufe von Hypnose beschreibt, sehen andere Wissenschaftler in dem „Flow“ selbst bereits einen Zustand der Trance.

Merkmale: So erkennen Sie den „Flow“

Viele von Ihnen werden den „Flow“ schon erlebt haben – bei der Arbeit, in einem Hobby oder vielleicht auch beim Hausputz. Den Zustand des „Flusses“ zu erleben, ist bei beinahe jeder Tätigkeit möglich. Nicht immer werden Sie ihn deshalb bewusst wahrnehmen oder überhaupt erkennen. Mihály Csíkszentmihályi hat die Merkmale, welche einen „Flow“ auszeichnen, näher konkretisiert. Sie erkennen ihn zum Beispiel daran, dass Sie

  • die Zeit vergessen, sie also „wie im Flug“ vergeht oder „schnell verfließt“.
  • die Tätigkeit ohne Anstrengung, quasi intuitiv und vollautomatisch ausführen und dabei einen hohen Grad an Befriedigung verspüren.
  • sich selbst vergessen, sprich Hunger, Durst, Müdigkeit, Harndrang & Co nicht nur verdrängen, sondern gar nicht erst bemerken.
  • klare Ziele verfolgen und dabei stets das Gefühl der vollständigen Kontrolle über Ihre Tätigkeit haben.
  • sich im perfekten Gleichgewicht aus Über- und Unterforderung fühlen und dadurch keinerlei Stress, Angst oder Langeweile empfinden.
  • eventuell sogar ein Gefühl der Ekstase und überschwänglichen Freude wahrnehmen, beinahe wie ein Adrenalin-Rausch.
  • in eine tiefe Gelassenheit kommen und alle persönlichen sowie beruflichen Sorgen vergessen.

Lese-Tipp:Just relax: 5 Tipps für mehr Gelassenheit im Job

Der „Flow“ resultiert aus intrinsischer Motivation

„Die beste Motivation ist das eigene Wollen.“ (Olaf Dohmen)
Bild: Arbeits-ABC/Canva.com

Wer also in den „Flow“ kommt, handelt aus der sogenannten intrinsischen Motivation heraus. Im Gegensatz zur extrinsischen Motivation, welche zum Beispiel aus dem Erwarten einer Belohnung oder Bestrafung heraus resultiert, geht es bei der intrinsischen Motivation um die Ausübung der Tätigkeit selbst. Der „Flow“ stellt also Belohnung genug dar, ohne dass Sie weitere Anreize von außen benötigen, um Ihrer Arbeit (oder auch dem Hobby, Hausputz & Co) nachzugehen.

Mihály Csíkszentmihályi fand in seinen Untersuchungen zum „Flow“ ebenfalls heraus, dass das erlebte Glücksgefühl und dadurch auch die intrinsische Motivation dann am größten sind, wenn die Tätigkeit sich im perfekten Mittelfeld zwischen Überforderung und Unterforderung bewegt. Es geht also darum, die Fähigkeiten in den optimalen Einklang mit der Tätigkeit zu bringen, sie zu fordern und zu fördern und anschließend direkte Ergebnisse und ein damit verbundenes Erfolgserlebnis zu sehen. Aus diesem Grund sei laut Experten vor allem bei Projektarbeiten besonders häufig ein „Flow“ zu beobachten.

Wieso löst Projektarbeit einen „Flow“ aus?

Wissenschaftler fanden demnach heraus, dass gerade Projektarbeit die Entstehung eines „Flow“-Zustandes begünstigen kann. Dies liegt vor allem daran, dass

  • Projekte ein fixes Ziel sowie mehrere kleine Zwischenziele haben und Sie dadurch regelmäßige Erfolgserlebnisse verzeichnen.
  • sich diese Ziele konkret bestimmen und besonders einfach nachverfolgen lassen.
  • Sie also direkte Rückmeldungen bezüglich Ihrer Leistung erhalten und dadurch in eine Aufwärtsspirale aus „Flow“, Erfolgserlebnis, noch mehr „Flow“, noch mehr Erfolgserlebnissen usw. geraten.

Als Projektleiter können Sie diesen Zustand also aktiv fördern, indem Sie

  1. bei der Aufgabenverteilung darauf achten, Ihre Mitarbeiter optimal zu fördern, ein wenig zu fordern, aber niemals zu überlasten.
  2. Störfaktoren, Stressoren sowie Einflüsse von außen – sofern möglich – von Ihren Teammitgliedern fernhalten, damit sich diese konzentriert und ablenkungsfrei auf ihre Tätigkeit stürzen und in einen „Flow“ kommen können.
  3. die Erfolgserlebnisse des Mitarbeiters durch Lob, Anerkennung und unmittelbares (positives) Feedback verstärken.

Wieso Sie das tun sollten? Ganz einfach: Mitarbeiter, die im „Flow“ sind, arbeiten produktiver, weniger fehleranfällig und kreativer. Gleichzeitig sind sie zufriedener, gelassener und motivierter. Dadurch bleiben sie auf Dauer gesünder, die Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Bindung wird gestärkt und Sie reduzieren Konflikte im Team. Damit ein Mensch in den „Flow“ kommt, sind aber neben einer projektbasierten Arbeit natürlich noch weitere Voraussetzungen notwendig. Ob, wann und wie schnell ein solcher „Flow“ entsteht, ist zudem von Person zu Person individuell verschieden.

Voraussetzungen für die Entstehung des „Flusses“

Damit Sie einen „Flow“ erleben, müssen laut heutigem Stand der Forschung folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Das Gefühl, die Aufgabe bewältigen zu können, ohne sich aber zu langweilen. Wie bereits erwähnt, entsteht der „Flow“ im perfekten Gleichgewicht aus Über- und Unterforderung. Hierbei ist auch die Persönlichkeitsstruktur eines jeden Individuums ausschlaggebend, sprich inwiefern sich ein Mensch selbst unter Druck setzt oder welche Ansprüche er an seine Leistungen hat.

Lese-Tipp:Perfektionist & stolz darauf? Wieso Sie Perfektionismus ablegen sollten

  • Die Vermeidung von Ablenkungen ist essentiell, damit die für den „Flow“ notwendige Konzentration entstehen kann. Ruhe und die Abschottung von äußeren Einflüssen sind deshalb eine wichtige Voraussetzung. Aus diesem Grund können Arbeitsmodelle wie das Homeoffice sinnvoll sein, um die Entstehung des „Flusses“ bei den Arbeitnehmern zu fördern – wovon schlussendlich ja auch der Arbeitgeber profitiert.

Lese-Tipp: Arbeitswelt im Wandel: Neue Zukunft – Deine Zukunft

  • Die Tätigkeit muss eine klare Definition von Zielen erlauben. Damit die bereits beschriebene positive Aufwärtsspirale entstehen kann, benötigen Sie nämlich regelmäßige Erfolgserlebnisse, welche durch die Erreichung von (Zwischen-) Zielen entstehen.

Lese-Tipp:Zielstrebigkeit: Ziele richtig setzen und erreichen

  • Sie müssen in der Lage sein, eine „Befangenheit“ im Sinne negativer Glaubenssätze abzulegen und sich stattdessen voll und ganz der Tätigkeit hinzugeben.

Lese-Tipp:Aus „negativ“ mach „positiv“: Glaubenssätze auflösen und umwandeln

Der „Flow“ ist sogar auf körperlicher Ebene messbar

Interessant ist zudem, dass der „Flow“ nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern bei den betroffenen Personen sogar auf körperlicher Ebene objektiv messbar ist. Das Endorphin (Glückshormon) im Blut ist deutlich erhöht, die Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität sowie die Hautleitfähigkeit weisen positive Veränderungen auf, ebenso das Gehirn in der „Ich-Wahrnehmung“ sowie dem Zeitempfinden.

Lese-Tipp:Zeitempfinden: Warum die Zeit immer schneller vergeht

Nicht nur der Geist, sondern auch der Körper werden demnach durch den Flow in eine Art „Trance“ versetzt, einen Zustand, in welchem Sie hoch aktiv und produktiv sind, gleichzeitig aber die Zeit sowie Ihre körperlichen Bedürfnisse wie Hunger kaum noch wahrzunehmen scheinen. Experten vermuten sogar, dass das regelmäßige Erleben eines solchen „Flow“-Zustandes langfristig positive Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit eines Menschen haben kann, was vor allem an der bereits erwähnten erhöhten Ausschüttung des Glückshormons Endorphin liegt.

Tipps: So kommen auch Sie in den „Flow“

Wenn Sie den Zustand „Flow“ noch nicht kennengelernt haben oder bislang nur selten abrufen können, haben wir jetzt einige praktische Tipps für Sie, wie Sie Ihre Chancen auf den „Flow“ deutlich erhöhen können. Mit etwas Übung können Sie diesen eventuell sogar bald gezielt herbeiführen. So profitieren Sie nicht nur auf gesundheitlicher Ebene von seinen positiven Effekten, sondern auch im Job werden Sie dadurch Ihrer Karriere neuen Aufschwung geben:

  • Schotten Sie sich von der „Außenwelt“ ab, vermeiden Sie Ablenkungen wie E-Mails, Telefone oder Gespräche mit Kollegen und suchen Sie sich am besten einen (Arbeits-) Platz, an welchem Sie völlig ungestört sind.
  • Legen Sie ein konkretes Ziel fest und unterteilen Sie dieses eventuell in weitere Zwischenziele, damit Sie in regelmäßigen Abständen Erfolgserlebnisse verspüren.
  • Prüfen Sie, ob die anstehende Tätigkeit Sie in irgendeiner Art und Weise über- oder unterfordern könnte. Wenn ja, suchen Sie eine Lösung für das Problem. Geben Sie bei einer Überforderung zum Beispiel Teilaufgaben an Experten ab, straffen Sie bei einer Unterforderung Ihren Zeitplan oder verändern Sie die Zielvorgaben.
  • Holen Sie sich regelmäßig Feedback ein, zum Beispiel durch Ihren Vorgesetzten, einen Kollegen oder den Projektleiter.
  • Sollten Sie noch Probleme haben, Ihre Konzentration und damit in den „Flow“ zu finden, machen Sie einige Entspannungsübungen und versuchen Sie, Sorgen, Gedanken oder Ablenkungen loszulassen.
  • Hilft auch das nicht, probieren Sie es mit einem kurzen Spaziergang an der frischen Luft. Auch das kann bekanntlich kleine Wunder bewirken.

Lese-Tipp:Konzentration durch Bewegung: So bekämpfen Sie einen Blackout

  • Eine langfristige Möglichkeit, um schneller sowie häufiger den „Flow“-Zustand zu erreichen, ist die regelmäßige Übung von Yoga oder Meditationstechniken. Hierbei lernen Sie, Ihre Gedanken auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und sich von äußeren Ablenkungen freizusagen. Außerdem erhöhen Sie Ihre Kontrolle über Körper und Geist.
  • Einmal im „Flow“ angekommen, nutzen Sie diesen Zustand so lange wie möglich aus. Dennoch sollten Sie natürlich auf sich und Ihre Gesundheit achten, sprich: Wenn Sie Hunger haben, erschöpft sind oder auf die Toilette müssen, geben Sie Ihren Bedürfnissen nach und verfallen Sie nicht der Arbeitswut. Ansonsten kann der „Flow“ nämlich auch schnell zur Sucht werden und schlimmstenfalls im Burnout enden. Wie immer im Leben, kommt es auch hier schlussendlich auf das richtige Maß an!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Kennen auch Sie den „Flow“ aus eigener Erfahrung? Welche weiteren Maßnahmen helfen Ihnen dabei, in den „Fluss“ zu finden? Wir bedanken uns für Ihre Beiträge, Erfahrungen und Anregungen zum Thema in den Kommentaren!

Bildnachweis: Arbeits-abc.de/canva.com