Die Stellenanzeige wirkt seriös: perfekt formuliert, zeitgemäß gestaltet, mit professionellem Logo. Doch genau dieser – gezielt aufgebaute – Eindruck lockt vor allem internetaffine Bewerber in eine perfide Falle und er hat einen Namen: Job-Scamming.

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Job-Scamming – neuer Name, alte Masche

Job-Scamming bezeichnet Betrugsmaschen, bei denen Kriminelle gefälschte Stellenanzeigen oder fingierte Bewerbungsprozesse nutzen, um an Daten oder Geld von Arbeitssuchenden zu gelangen. Oft imitieren sie bestehende Unternehmen, kopieren deren Online-Auftritt und locken mit unechten Jobangeboten.

Die Dimension ist enorm: Laut FBI wurden allein 2024 über 20.000 Fälle von „Employment Scams“ gemeldet – mit Schäden von mehr als 260 Millionen Dollar. Auch Europol warnt: Tausende sogenannte „Money Mules“ wurden bereits über Job-Scamming rekrutiert.

Der erste Kontakt läuft meist über WhatsApp, Telegram oder LinkedIn, oft mit täuschend echten Firmenprofilen. Es folgen Stellenbeschreibungen, Dokumente mit Logo und schließlich die Aufforderung zum Ausweis- oder Video-Ident-Verfahren. Was seriös wirkt, ist in Wahrheit ein Trick: Die Täter eröffnen Konten – auf deinen Namen, auf deine Kosten.

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Viele Opfer bemerken den Betrug erst Wochen später: wenn plötzlich Mahnungen oder Kontoauszüge von Banken eintrudeln, bei denen sie angeblich ein Konto eröffnet haben. Tatsächlich haben Kriminelle ihre Identität für genau diesen Zweck missbraucht.

Eine besonders aktuelle Masche: vermeintliche Nebenjobs als App-Tester. Versprochen werden bis zu 1.000 Euro im Monat für das Testen von Banking-Apps. In Wirklichkeit nutzen die Täter die Bewerber, um neue Konten zu eröffnen. Laut BKA, BLKA und ZKA werden diese anschließend für Online-Drogenhandel und Geldwäsche missbraucht. Die Opfer hingegen geraten als angebliche Kontoinhaber ins Visier der Ermittler, mit dem Risiko, selbst wegen Geldwäsche belangt zu werden.

Was hinter den angeblichen Traumjobs steckt

Besonders angesprochen werden dabei oft Menschen, die nach einer Auszeit, etwa nach Elternzeit, Krankheit oder Arbeitslosigkeit, wieder ins Berufsleben einsteigen wollen. Die Versprechen von Flexibilität und einfachem Nebenverdienst wirken hier besonders verlockend.

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Die Betrüger gehen dabei äußerst strategisch vor. Sie nutzen psychologische Trigger: Flexibilität, Homeoffice, gute Bezahlung – wenig Aufwand. Drei Maschen sind besonders weit verbreitet und werden immer raffinierter.

1. Identitätsklau mit Ausweis & Video?Ident

Rekrutierungsprozess verkehrt sich zur Falle. Die Verbraucherzentrale NRW warnt: WhatsApp-Kontakt, Ausweisfotos oder Video?Ident vor Vertrag – häufig der Einstieg ins Identitätsdiebstahl-Drama. Kriminelle eröffnen Konten auf deinen Namen, über deine Identität – und verschwinden.

2. Geld Kurier („Money Mule“) oder „Finanzagent“

Verlockende Nebenjobs mit Geldempfang und Weiterleitung, angeblich, weil der Arbeitgeber kein deutsches Konto habe. In Wahrheit ein Geldwäscheinstrument. Die BaFin warnt vor Home-Office-Jobs als „Finanzagent“.

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3. Paketweiterleitung als „Warenagent“

Harmlos versteckt: Pakete prüfen, weiterleiten, angeblich für „Logistikpartner“. Doch oft gestohlene Ware wird verschickt und du bist unfreiwilliger Komplize. Die Polizei Berlin mahnt zu Vorsicht: Chats, kein Impressum, kaum Rückverfolgbarkeit.

14 Warnsignale: So erkennst du gefälschte Stellenanzeigen und falsche Jobangebote

Gefälschte Jobangebote folgen häufig denselben Mustern, auch wenn sie auf den ersten Blick sehr professionell wirken. Die meisten Betrugsversuche lassen sich an wiederkehrenden Details erkennen: untypische Kommunikationswege, überzogene Versprechungen, Druck zur schnellen Entscheidung. Wer diese Signale kennt, kann frühzeitig aussteigen, bevor Schaden entsteht. Hier sind die häufigsten Warnsignale, auf die du achten solltest:

  • Kontakt via WhatsApp, Telegram oder SMS, ohne Bewerbung.
  • Virtuelle Zusage nach 1–2 Chats, ohne echtes Jobinterview.
  • Aufforderung zu Ausweis oder Selfie mit Ausweis vor Arbeitsvertrag.
  • Video?Ident ohne nachvollziehbaren Grund.
  • Kein E?Mail?Kontakt, kein Festnetz, nur Chat.
  • Unrealistisch hohe Bezahlung, keine Qualifikation nötig.
  • Mail-Domain passt nicht (z.?B. gmail statt Firmen-Domain).
  • Fehlendes und fehlerhaftes Impressum oder dubiose Auslandsfirmen.
  • Stelle fehlt auf offizieller Website.
  • Recruiter-Profil wirkt neu oder unvollständig, z. B. auf LinkedIn. Kaum Kontakte, Follower oder eigene Beiträge.
  • Aufforderung zur Kontoeröffnung „nur zur Legitimation“.
  • Die Kommunikation enthält auffällige Grammatik- oder Rechtschreibfehler.
  • Job mit Geldverkehr oder Paketen („Finanz?/Warenagent“).
  • Vorkasse für Equipment/Schulung („Laptop wird geliefert“).

Schnellcheck: So prüfst du jedes Jobangebot

Du musst kein IT-Experte sein, um ein Fake-Stellenanzeigen und falsche Jobangebote zu durchleuchten. Mit einem strukturierten Check kannst du in wenigen Minuten viel Klarheit gewinnen, oft genügt eine Google-Suche, etwas gesunder Menschenverstand und ein kurzer Anruf.

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SchrittPrüfungDauer
1. Website & ImpressumSuche über Google, nicht Link. Domain korrekt? Impressum vollständig? Adressdaten korrekt?2 Min
2. HandelsregisterName bei handelsregister.de oder unternehmensregister.de suchen.2 Min
3. KarriereseiteIst der Job dort gelistet? Sonst anrufen und direkt nachfragen?1 Min
4. Messenger-KontaktChat-Kontakt soll mit Video?Ident durchgeführt werden? Sollen sensible Daten übermittelt werden? Abbrechen.1 Min
5. Jobbeschreibung prüfenGeldverkehr, Pakete, Vorkasse? Klingt viel zu gut für den Aufwand? Vorsicht.1 Min

Du bist selbst dein bester Schutz: Wer fünf Minuten reinvestiert, kann monatelange Probleme vermeiden.

Was tun, wenn du auf ein gefälschtes Jobangebot reingefallen bist?

Auch bei größter Vorsicht kann es passieren: Du hast Daten weitergegeben, ein Video-Ident durchgeführt oder dich auf ein vermeintlich seriöses Job-Angebot eingelassen. Jetzt ist schnelles Handeln entscheidend, nicht nur, um weiteren Schaden abzuwenden, sondern auch, um deine Identität bestmöglich abzusichern. Diese Schritte solltest du sofort einleiten:

  • Bank kontaktieren: neues oder manipuliertes Konto sofort sperren.
  • Beweise sichern: Chats, Screenshots, PDFs, E-Mails speichern.
  • Anzeige erstatten: direkt bei der Polizei oder Onlinewache.
  • Plattform melden: Profil oder Anzeige sofort melden.
  • Identitätsüberwachung: Kontoauszüge und Schufa im Blick behalten.

Zusätzlich kannst du dich bei deiner Verbraucherzentrale beraten lassen. Viele dokumentieren und begleiten genau solche Fälle. Auf Jobbörsen oder Karriereseiten gibt es meist auch einen Button wie „Stellenangebot melden“ – nutze diesen, damit das Fake-Inserat schnell entfernt wird.

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Wie du dich in Zukunft vor gefährlichen Stellenanzeigen schützt

Gib persönliche Daten wie Ausweiskopien oder Bankverbindungen erst weiter, wenn ein klarer Ansprechpartner genannt ist und ein unterschriebener Arbeitsvertrag vorliegt. Verifiziere jede Stelle vorab, indem du die Unternehmenswebsite prüfst, die Domain gegencheckst und das Unternehmen im Handelsregister suchst. Durchsuche auch Google und z. B. ChatGPT nach weiteren Informationen oder Auffäligkeiten. Und ganz wichtig: Bleib wachsam bei Jobangeboten, die zu schnell eine Zusage enthalten oder mit auffällig guten Konditionen locken, besonders dann, wenn kaum Anforderungen gestellt werden.

Und ganz wichtig: Seriöse Arbeitgeber und Recruiter kontaktieren dich niemals ausschließlich über WhatsApp oder Telegram. Üblich sind offizielle Kanäle – also E-Mail-Adressen mit Firmen-Domain, Karriereseiten auf der Unternehmenswebsite oder seriöse Jobbörsen und Karriereportale.

Verwendete Quellen: EVZ, Polizei Beratung, Polizei Hamburg, BaFin

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