Die Konjunkturerholung bleibt aus. Laut aktueller Unternehmensumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet ein Drittel der deutschen Unternehmen mit Personalabbau im kommenden Jahr. Besonders betroffen ist die Industrie. Auch die Investitionsneigung sinkt weiter. Die Hoffnungen auf eine Trendwende schwinden.
Wirtschaftlicher Stillstand statt Aufbruch
Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Nach einem leichten Anstieg im ersten Quartal 2025 ist die konjunkturelle Dynamik im weiteren Jahresverlauf erneut eingebrochen. Das verarbeitende Gewerbe steckt weiterhin in der Rezession, die Baukrise hält trotz sinkender Zinsen an, und auch die unternehmensnahen Dienstleistungen stagnieren. Lediglich der Staatskonsum sorgt noch für minimale Impulse.
Weder geopolitische Unsicherheiten noch strukturelle Schwächen – etwa hohe Energiepreise, Sozialabgaben und Bürokratiekosten – wurden im laufenden Jahr wirksam adressiert. Die Kombination aus schwacher Nachfrage, steigenden Standortkosten und internationalen Unsicherheiten lähmt Investitionsbereitschaft und Beschäftigungsaufbau.
Unternehmen planen mit Stellenabbau – besonders in der Industrie
Die aktuelle IW-Konjunkturumfrage vom Oktober 2025 liefert ein klares Bild: Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, die Erwartungen für das kommende Jahr haben sich weiter eingetrübt. Von den 1.915 befragten Unternehmen planen 36 Prozent, im Jahr 2026 Stellen abzubauen. Nur 18 Prozent wollen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
In der Industrie ist die Lage besonders prekär. 41 Prozent der Unternehmen rechnen mit weniger Beschäftigten, nur 15 Prozent mit einem Plus. Das ist im Prinzip eine Fortsetzung des bereits seit drei Jahren anhaltenden Personalabbaus. Auch im Dienstleistungssektor überwiegt der Pessimismus: Ein Drittel der Betriebe erwartet sinkende Beschäftigung, nur ein Fünftel will in Sachen Beschäftigung aufstocken.
Produktionserwartungen bleiben negativ
Nur ein Viertel der Unternehmen geht davon aus, 2026 mehr zu produzieren als im laufenden Jahr. Gleichzeitig erwartet fast ein Drittel einen Rückgang. Daraus ergibt sich ein negativer Erwartungssaldo von –7 Prozentpunkten, eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Frühjahr 2025 (–3 Punkte).
Die Industrie bleibt auch hier das Sorgenkind: Zwar erwartet rund ein Viertel der Firmen eine steigende Produktion, aber 36 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Damit setzt sich die Rezession in vielen Teilbranchen – insbesondere bei Grundstoff- und Investitionsgütern – unvermindert fort.
Im Dienstleistungssektor ist das Bild etwas besser, aber auch hier überwiegt die Skepsis. Der Einzelhandel etwa rechnet weiterhin mit sinkender Nachfrage. Nur die Bauwirtschaft zeigt sich überraschend stabil: Knapp ein Viertel der Unternehmen erwartet Wachstum, ebenso viele einen Rückgang. Die Mehrheit geht von einem stabilen Niveau auf niedrigem Ausgangspunkt aus.
Investitionszurückhaltung auf Rekordniveau
Auch die Daten zur Investitionsplanung deuten auf eine langfristige Erosion der Wettbewerbsfähigkeit hin. Gesamtwirtschaftlich wollen 33 Prozent der Unternehmen 2026 weniger investieren als im Vorjahr, nur 23 Prozent planen mit höheren Budgets.
In der Industrie ist auch hier die Lage besonders alarmierend: Der Anteil an Betrieben mit Kürzungsplänen liegt bei 36 Prozent, der Anteil mit höheren Investitionsausgaben bei nur 18,5 Prozent. Damit setzt sich die bereits seit mehreren Jahren bestehende Investitionskrise fort – zum fünften Mal in Folge melden die IW-Befragten mehrheitlich rückläufige Budgets.
Auch die privatwirtschaftlichen Dienstleister sind zurückhaltend: Ein Drittel will weniger investieren, ein knappes Viertel mehr. Einziger Lichtblick ist erneut die Bauwirtschaft, die 2026 eine ausgewogenere Investitionsentwicklung signalisiert.
Regionen driften wirtschaftlich auseinander
Auffällig ist der regionale Unterschied in den Erwartungen: Während in Bayern und dem Norden Deutschlands mehr Unternehmen mit einer steigenden Produktion rechnen als mit einer sinkenden, liegt der Rest des Landes deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Besonders kritisch ist die Lage im Nordosten – in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern rechnet fast jedes zweite Unternehmen mit einem Produktionsrückgang. Nur 17 Prozent erwarten eine Verbesserung.
Die Ursachen liegen dabei weniger in der industriellen Struktur – die in dieser Region weniger ausgeprägt ist – sondern in einer insgesamt schwachen wirtschaftlichen Dynamik und geringeren Investitionsanreizen.
Wenn sich dieser Trend fortsetzt, droht nicht nur ein weiteres konjunkturelles Tief, sondern ein struktureller Bedeutungsverlust des Standorts Deutschland – mit langfristigen Folgen für Arbeitsplätze, Einkommen und globale Wettbewerbsfähigkeit.







