Jedes Jahr werden über 700.000 Stellen ausgeschrieben. Doch warum bleiben so viele davon unbesetzt? Während Unternehmen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern suchen, scheuen sich viele potenzielle Bewerber davor, sich überhaupt zu bewerben.
Der Ton macht die Musik: Warum Bewerber nicht reagieren
Laut der Indeed-Studie gibt es viele Gründe, warum Menschen zögern, sich zu bewerben. Ein wesentlicher Aspekt ist der Ton, in dem Jobsuchende in Stellenanzeigen angesprochen werden: 20% der Bewerber haben aufgrund einer unpassenden oder sogar abschreckenden Tonalität in der Jobbeschreibung darauf verzichtet, sich zu bewerben. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass Unternehmen ihre Kultur und Werte in ihren Stellenanzeigen klar und positiv kommunizieren.
Aber das ist noch nicht alles. Viele Bewerber zweifeln an ihrer Qualifikation und fühlen sich durch die oft überzogenen Anforderungen in den Jobanzeigen unterqualifiziert. So gaben 31% der Befragten an, dass sie nicht die nötige Erfahrung haben, um sich auf die Stelle zu bewerben, und ähnliche Zahlen gelten für die geforderten Bildungsabschlüsse und technischen Fähigkeiten. Diese Selbstzweifel führen dazu, dass potenziell qualifizierte und geeignete Kandidaten sich gar nicht erst bewerben – ein Problem, das Arbeitgeber teuer zu stehen kommen könnte.
Bürokratie und digitale Hürden schrecken Bewerber ab
Ein weiterer Faktor, der viele Bewerber von einer Bewerbung abhält, sind die oft zu komplexen und bürokratischen Anforderungen des Bewerbungsprozesses. Die digitale Transformation hat die Dinge nicht unbedingt einfacher gemacht. Schlechte Nutzererfahrungen mit Online-Bewerbungsportalen, in denen endlose Formulare mit unzähligen Abfragen ausgefüllt und stapelweise Dokumente hochgeladen werden müssen, schrecken viele Bewerber ab.
Laut einer Untersuchung von Clarify Capital bleiben viele Jobanzeigen zudem wochen- oder gar monatelang online, ohne dass die Stellen tatsächlich besetzt werden. Diese sogenannten „Geisterjobs“ tragen weiter zur Frustration der Bewerber bei, die ohnehin schon von den langwierigen und oft erfolglosen Bewerbungsprozessen zermürbt sind.
Die Lösung: Mit Authentizität und Klarheit punkten
Was aber können Arbeitgeber tun, um mehr qualifizierte Bewerber zu erreichen? Zunächst einmal sollten sie ihre Stellenanzeigen auf den Prüfstand stellen. Weniger ist oft mehr: Es ist nicht notwendig, jede erdenkliche Qualifikation als „Muss“ zu formulieren. Stattdessen sollten Unternehmen klar kommunizieren, welche Fähigkeiten wirklich wichtig sind und welche durch On-the-Job-Training erworben werden können.
Laut Indeed bewerben sich Bewerber in der Regel dann, wenn sie etwa 70% der Anforderungen erfüllen – und genau das sollten Arbeitgeber auf dem Schirm haben.
Ebenso sollte die Unternehmenskultur offen und ehrlich nach außen kommuniziert werden. Ein positiver und authentischer Ton in der Stellenbeschreibung kann den Ausschlag für oder gegen eine Bewerbung geben. Arbeitgeber, die ihre Bewerbungsprozesse entsprechend anpassen, können dadurch viele talentierte, aber vielleicht noch unsichere Bewerber gewinnen.
Perfektes Match: Wie Bewerber und Arbeitgeber zusammenkommen
Die Studien machen deutlich: Arbeitgeber als auch Bewerber müssen ihre Perspektiven überdenken. Wenn du dich vor Bewerbungen gedrückt hast, weil du dachtest, du erfüllst nicht alle Anforderungen – mach dir bewusst, dass du nicht allein bist und dass oft schon 70% ausreichen, um in Betracht gezogen zu werden.
Und Arbeitgeber sollten ihre Stellenanzeigen so gestalten, dass sie nicht nur qualifizierte Bewerber anziehen, sondern diese auch ermutigen, den Schritt zum Bewerben zu wagen. Denn die nächste Bewerbung könnte genau der Start in eine vielversprechende Karriere sein – für beide Seiten!
Bild: Arbeits-ABC/Midjourney