Für viele Arbeitnehmer – vor allem Männer – ist es eine unangenehme Situation: Sie begegnen ihrem Chef oder einem wirklich hohen Tier des Unternehmens. Doch nicht im Gang oder Fahrstuhl, sondern auf dem Klo! Wie sollst du reagieren? Bleibst du im „stillen Örtchen“ lieber still? Oder entscheidest du dich statt peinlichem Schweigen für ein wenig Smalltalk? Aber über welche Themen? Hier kommt der kleine Klo-Knigge am Arbeitsplatz.

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Achtung Fauxpas: Smalltalk auf dem stillen Örtchen

Im Toilettenraum herrscht oft geradezu unheimliche Stille. Gespräche finden höchstens einmal zwischen zwei Frauen statt, die ganz dem Klischee entsprechend gemeinschaftlich das stille Örtchen aufgesucht haben, vermutlich um hier den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Ansonsten gilt auf der Damentoilette: Führe niemals Gespräche über die Kabinen hinweg. Schweigen wird hier aber durch die räumliche Trennung in der Regel auch nicht als unangenehm aufgefasst.

Anders in der Herrentoilette: Wer bei den Pissoirs Schulter an Schulter steht, empfindet Ruhe eventuell als peinliches Schweigen und ist dazu geneigt, ein wenig Smalltalk zu führen. Lasse es! Nicht nur im Geschäftsleben gelten Gespräche während des Toilettengangs als echter Fauxpas, auch in deiner Freizeit machst du dich damit nicht gerade beliebt.

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Sowohl am Pissoir als auch in den Kabinen wird nicht miteinander gesprochen.

So lautet die ungeschriebene Regel auf der Herrentoilette, völlig unabhängig davon, ob nun wirklich dein Chef neben dir steht oder „nur“ der Kollege, ein Praktikant oder sogar dein bester Kumpel. Also lasse deine Lippen versiegelt…

Fettnäpfchen mit Rutschgefahr: No-Gos auf der Herrentoilette

…und deine Augen in gerader Linie. Denn auch unauffälliges „Schielen“ oder sogar der direkte Augenkontakt sorgen in der Herrentoilette für nichts als Schamesröte.

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Prinzipiell gilt: Jeder Mensch besitzt eine sogenannte „Distanzzone“. Dabei handelt es sich um jenen Abstand zwischen zwei sich fremden Personen, mit welchem sie sich noch wohlfühlen. Diese Distanzzonen sind kulturell verschieden. So sind Südeuropäer zum Beispiel dafür bekannt, dass sie uns Nordlichtern gefühlt immer ein wenig „zu nah“ kommen, während Asiaten tendenziell eine ungewohnt große Distanz wahren.

Die Distanzzone in Deutschland liegt bei rund 50 Zentimetern.

Achte daher stets auf die Wahrung dieser „Wohlfühlzone“ und unterlasse auf der Toilette natürlich jeglichen Körperkontakt. Ein Schulterklopfer zur Begrüßung ist ebenso unangebracht wie der Handschlag. Zumal du nicht einmal sicher sein kannst, dass der oder die Begrüßte diese Hand bereits gewaschen hat.

Apropos: Die Hände nach dem Toilettengang nicht zu waschen ist sowohl bei Frauen als auch Männern ebenfalls ein absolutes No-Go.

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Du weißt nun, wie du dich auf dem stillen Örtchen definitiv nicht (!) verhalten solltest. Die Frage ist aber: Wie machst du es besser? Wie reagierst du zum Beispiel, wenn der Chef seinerseits mit dem Smalltalk beginnt?

So geht es richtig: Der kleine Klo-Knigge für das Berufsleben

Prinzipiell fährst du immer gut, wenn du auf der Toilette deine Lippen versiegelst und ausreichend Abstand hältst. Solltest du dennoch ein Gespräch beginnen wollen, weil du hier zum Beispiel auf einen Kollegen triffst, mit dem du ohnehin ein Projekt besprechen möchtest, kannst du mit einer vorsichtigen Einstiegsfrage beginnen. Wie wäre es mit einem unverfänglichen: „Hallo Herr Mustermann, wie geht es Ihnen?“. Anschließend ist ein wenig Feingefühl gefragt. Antwortet der liebe Herr Mustermann kurz und knapp, so unterlasse eine weitere Konversation. Lässt er sich hingegen auf das Gespräch ein, kannst du es gerne weiterführen.

Andersherum kann es natürlich auch passieren, dass du auf dem stillen Örtchen selbst lieber deine Ruhe hast. Und genau dann muss tatsächlich der nervige Kollege die Tür öffnen und dir ein Gespräch reindrücken. Natürlich hast du jedes Recht dazu, solche Konversationen abzuwürgen. Nur wie? Jeder Mensch mit ein wenig Empathie wird ein kurzes „Mh“ oder eine knappe Antwort als deutliches Zeichen verstehen, dass du an einem Austausch gerade nicht interessiert bist. Doch leider kannst du nicht davon ausgehen, dass alle Menschen mit Empathie gesegnet wurden. Am schnellsten und höflichsten entkommst du dann mit einem kurzen

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„Können wir das gleich draußen besprechen?“

oder

„Wollen Sie diesbezüglich in einer Viertelstunde in mein Büro kommen?“

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Zuletzt solltest du wissen, dass Hierarchien auch auf der Toilette nicht einfach aufgehoben sind. Sollte dein Vorgesetzter oder eine andere höherstehende Person aus dem Unternehmen den Waschraum betreten, warte dessen Reaktion ab. Grüßt er dich, grüßt du zurück! Spricht er mit dir, antwortest du! Schweigt er, so schweigst du auch! Gar nicht so kompliziert, oder?

Keine Regel ohne Ausnahme: Das Waschbecken als Komfortzone

Es gibt jedoch eine Möglichkeit – eine Ausnahme von der Regel – zu welcher du durchaus ein Gespräch anzetteln kannst: das Waschbecken. Solltest und der Kollege oder Chef sich gleichzeitig die Hände waschen, darfst du diese 30 bis 60 Sekunden gerne für ein wenig Plauderei nutzen. Erzähle doch einen passenden (aber angemessenen) Witz oder freue dich kurz gemeinsam über das schöne sonnige Wetter. Fragt der Vorgesetzte dich stattdessen gezielt nach einem aktuellen Projekt, kannst du auch gerne einen kurzen „Elevator-Pitch“ aus der Situation machen.

Lese-Tipp:Elevator Pitch: In 60 Sekunden überzeugen

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So oder so: Der Gang auf die Toilette kann im Berufsleben durchaus spannend werden und birgt eine Menge Rutschpotenzial auf den zahlreichen Fettnäpfchen.

Doch mit ein paar Grundregeln im Hinterkopf und etwas Routine, meisterst du auch den Klo-Knigge gewiss problemlos.

Bildnachweis: iStock.com/EXTREME-PHOTOGRAPHER

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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