Kann mehr Arbeit gleichzeitig mehr Freiheit bedeuten? Die Bundesregierung plant eine Reform der Arbeitszeit: Künftig soll die Höchstarbeitszeit nicht mehr pro Tag, sondern pro Woche festgelegt werden. Wer freiwillig mehr leistet, soll steuerlich belohnt werden – etwa durch steuerfreie Zuschläge für Mehrarbeit. Auf dem Papier klingt das nach einem Fortschritt: flexibler, individueller, familienfreundlicher. Doch wie freiwillig ist freiwillig? Und was bedeutet das für Teilzeitkräfte, Eltern oder Pflegende?

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1. Arbeitszeit & Steuerfreiheit – flexibler, freiwilliger, fairer?

„Deshalb wollen wir im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen – auch und gerade im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ […] Damit sich Mehrarbeit auszahlt, werden Zuschläge für Mehrarbeit, die über die tariflich vereinbarte beziehungsweise an Tarifverträgen orientierte Vollzeitarbeit hinausgehen, steuerfrei gestellt. Als Vollzeitarbeit soll dabei für tarifliche Regelungen eine Wochenarbeitszeit von mindestens 34 Stunden, für nicht tariflich festgelegte oder vereinbarte Arbeitszeiten von 40 Stunden gelten.“

Geplante Maßnahmen:

  • Einführung einer wöchentlichen statt täglichen Höchstarbeitszeit.
  • Steuerfreie Zuschläge für Mehrarbeit über tariflicher Vollzeit (34h) bzw. über 40h (nicht tariflich).
  • Steuerliche Begünstigung für Teilzeitkräfte, die freiwillig ihre Stunden aufstocken.

Einordnung: Wer seine Arbeitszeit freiwillig erhöht, soll steuerlich belohnt werden. Dadurch sollen Fachkräfte im Beruf gehalten und motiviert werden, mehr Stunden zu leisten.

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Die Koalition will eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit ermöglichen und dabei steuerliche Anreize für Mehrarbeit setzen. Die wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit soll vor allem Familien und Pflegende unterstützen. Die Steuerbefreiung für Mehrarbeitszuschläge zielt darauf ab, Anreize zur Aufstockung der Arbeitszeit zu schaffen bei gleichzeitiger Wahrung der Freiwilligkeit.

Die Regierung betont: Niemand darf zur Mehrarbeit gezwungen werden. Doch in der Praxis ist „freiwillig“ oft dehnbar insbesondere in kleinen Teams mit hohem Leistungsdruck. Die geplanten Anreize könnten vor allem für Alleinerziehende, Pflegende oder Menschen mit Nebenberufen schwer nutzbar sein.

Meine Gedanken: Ich sehe das positiv. Die Möglichkeit, die Arbeitszeit wochenweise zu gestalten, bringt neuen Spielraum, gerade für Familien. Ich bin selbst Mutter. Es gibt Tage, da weiß ich: Mein Kind ist betreut, mein Partner ist da, alles läuft. An solchen Tagen kann ich problemlos auch mal zehn oder vierzehn Stunden am Stück arbeiten, mit voller Konzentration. Und dann gibt es Tage, da braucht mein Kind mich. Da will ich früher raus oder vielleicht gar nicht verfügbar sein. Die neue Regelung gibt Flexibilität, vorausgesetzt, sie bleibt freiwillig und selbstbestimmt.

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Und natürlich braucht es dafür Führungskräfte mit Feingefühl. Es darf keine stillen Erwartungen geben nach dem Motto: „Die anderen machen’s doch auch.“ Wer mehr leisten kann und auch will, soll das dürfen und soll dafür fair entlohnt werden. Aber genauso muss gelten: Wer in einer anderen Lebensphase ist, hat denselben Anspruch auf Anerkennung.

2. Digitalisierung & Mitbestimmung – endlich zeitgemäß?

Wir ermöglichen Online-Betriebsratssitzungen und Online-Betriebsversammlungen zusätzlich als gleichwertige Alternativen zu Präsenzformaten. Zusätzlich soll die Option, online zu wählen, im Betriebsverfassungsgesetz verankert werden. Wir ergänzen das Zugangsrecht der Gewerkschaften in die Betriebe um einen digitalen Zugang, der ihren analogen Rechten entspricht. Der Einsatz von KI im Unternehmen erfordert sowohl die Qualifizierung der Beschäftigten als auch die faire Regelung des Umgangs mit den Daten im Betrieb.

Geplante Maßnahmen:

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  • Online-Betriebsratssitzungen und -wahlen werden rechtlich gleichgestellt.
  • Digitaler Zugang für Gewerkschaften zum Betrieb.
  • Einsatz von KI im Betrieb wird geregelt inklusive Weiterbildungspflicht und Datenschutzrahmen.

Was das bedeutet: Die digitale Transformation soll demokratisch begleitet werden. Beschäftigte sollen nicht überrollt, sondern qualifiziert und einbezogen werden.

Einordnung: Die Koalition erweitert die Mitbestimmungsrechte auf digitale Formate. Das stärkt die rechtliche Gleichstellung digitaler Beteiligung, etwa bei Betriebsratsarbeit und Gewerkschaftszugängen. Gleichzeitig wird anerkannt, dass Künstliche Intelligenz neue Anforderungen an Qualifikation und Datenschutz mit sich bringt, insbesondere für die betriebliche Praxis. Klingt gut aber funktioniert nur, wenn Betriebsräte überhaupt existieren (was in vielen KMU nicht der Fall ist) und genug Mittel vorhanden sind, um Qualifizierungsangebote wirklich umzusetzen.

Meine Gedanken: Ich bin ein Fan von Digitalisierung. Und ja, auch von KI, solange sie als Werkzeug eingesetzt wird, nicht als Ersatz für Menschen. Intelligente Systeme können uns entlasten, Arbeit beschleunigen und Abläufe verbessern. Aber sie müssen klug gestaltet und menschlich begleitet werden. Denn jede Technologie ist nur so gut wie ihre Anwendung. Fehler gehören zum Anfang dazu, das ist normal. Wichtig ist: Wie gestalten wir die Umsetzung? Wo bleibt der Mensch, die Mitbestimmung und wie gut führe ich mein Team an diese Veränderung ran.

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3. Rente & Altersvorsorge – früh anfangen, länger arbeiten?

„Deshalb werden wir das Rentenniveau bei 48 Prozent gesetzlich bis zum Jahr 2031 absichern. […] Zum 01.01.2026 wollen wir die Frühstart-Rente einführen. Wir wollen für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, pro Monat zehn Euro in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen.“

„Wir werden neue Selbstständige, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem zugeordnet sind, gründerfreundlich in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen. Andere Formen der Altersvorsorge […] bleiben weiterhin möglich.“

Geplante Maßnahmen:

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  • Frühstart-Rente: 10 € pro Monat für Kinder von 6 bis 18 auf ein Vorsorgekonto.
  • Aktivrente: Wer über das Rentenalter hinaus arbeitet, darf bis zu 2.000?€ im Monat steuerfrei dazuverdienen.
  • Rentenniveau von 48 % wird bis 2031 gesetzlich gesichert.
  • Neue Selbstständige werden in die gesetzliche Rentenversicherung eingebunden.

Was das bedeutet: Sparen fürs Alter beginnt in der Schulzeit wenn auch mit kleinen Beträgen. Gleichzeitig wird das freiwillige Arbeiten im Alter attraktiver gemacht. Selbstständige werden verpflichtend abgesichert.

Einordnung: Die Koalition kombiniert Stabilisierungselemente im Rentensystem (gesetzliches Rentenniveau) mit gezielten Neuerungen: Die Frühstart-Rente soll frühzeitig Bewusstsein für Altersvorsorge schaffen, bleibt jedoch in ihrer Höhe begrenzt. Die Einbeziehung neuer Selbstständiger in die gesetzliche Rentenversicherung soll Altersarmut vorbeugen, lässt aber auch alternative Vorsorgeformen zu. Die Frühstart-Rente ist eher symbolisch 10 € pro Monat ergeben in 12 Jahren gerade mal 1.440 €, ohne Rendite. Die Aktivrente ist sinnvoll, belohnt aber nur die, die arbeiten können. Für viele Pflegekräfte, Handwerker oder psychisch Belastete ist das keine echte Option.

Meine Gedanken: Die Frühstart-Rente ist ein schöner Gedanke, ein Zeichen, dass Altersvorsorge nicht erst mit dem ersten Gehalt beginnt. Aber mit 10?Euro im Monat bewegt man langfristig wenig. Es ist ein Start, kein Schutz. Finanzbildung, Aufklärung und einfache Ergänzungsmöglichkeiten wären hier fast wichtiger als der Betrag selbst. Aber wie sagt man so schön, wer den Cent nicht ehrt, ist den Euro nicht wert. Auch wenn es nicht viel ist, es ist etwas und man kann darauf aufbauen.

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Ja, wer länger arbeiten kann und will, soll belohnt werden. Aber nicht jeder kann. Und nicht jede Branche lässt es zu. Ein Bauarbeiter mit 45 Berufsjahren hat eine andere Realität als ein selbstständiger Coach mit Homeoffice-Flexibilität. Die Politik darf hier nicht von Gleichheit ausgehen, wo ungleiche Voraussetzungen herrschen.

Lese-Tipp: Mit 6 vorsorgen, mit 67 weiterarbeiten – das bringt die neue Rente für Jung und Alt

4. Bürgergeld wird neu gedacht – Grundsicherung mit Biss

„Das bisherige Bürgergeldsystem gestalten wir zu einer neuen Grundsicherung für Arbeitssuchende um. Rechte und Pflichten müssen für beide Seiten verbindlich geregelt werden. […] Wir wollen ermöglichen, dass bei wiederholter Arbeitsverweigerung die Leistungen vollständig entzogen werden können. […] Wir werden die Karenzzeit für Vermögen abschaffen. […] Wir wollen, dass die Bezahlkarte deutschlandweit zum Einsatz kommt, und werden ihre Umgehung beenden.“

Geplante Maßnahmen:

  • Das Bürgergeld wird durch eine „neue Grundsicherung für Arbeitssuchende“ ersetzt.
  • Härtere Sanktionen wer Jobangebote verweigert, bekommt kompletten Leistungsentzug.
  • Abschaffung der Karenzzeit für Vermögen.
  • Bezahlkarte für Sozialleistungen wird bundesweit eingeführt.

Was das bedeutet: „Fördern und Fordern“ wird wieder schärfer umgesetzt. Wer Hilfe braucht, soll sie bekommen aber auch Leistung bringen. Der Missbrauch des Systems soll durch digitale Kontrolle und Datenaustausch verhindert werden.

Einordnung: Die Koalition entwickelt das Bürgergeld weiter mit einer stärkeren Betonung von Mitwirkungspflichten und Kontrolle. Leistungsberechtigte sollen durch verbindlichere Anforderungen zur aktiven Arbeitssuche motiviert werden. Gleichzeitig wird die Vermögensprüfung wieder verschärft und die digitale Überwachung über Bezahlkarten eingeführt. Ziel ist mehr Effizienz und Missbrauchsschutz im System.

Ein Schritt zurück zur Agenda-Politik mit unklarer Wirkung. Härtere Sanktionen können abschrecken, aber auch entmutigen. Besonders Menschen mit psychischen Erkrankungen oder in instabilen Lebenslagen könnten unter Druck geraten, statt Hilfe zu finden.

Meine Gedanken: Ich finde es richtig, dass mehr unterstützt werden soll, wenn es um die Arbeitsfindung geht. Ich kenne viele Geschichten, von Kolleginnen, Bekannten, Bewerberinnen, die sich beim Amt nie richtig gesehen oder ernst genommen gefühlt haben. Die das Gefühl hatten: Hier hilft mir niemand wirklich weiter.

Wenn das jetzt besser werden soll – bitte, ja. Dafür bin ich. Ich glaube nämlich nicht, dass die meisten freiwillig in Hilfestrukturen bleiben wollen. Niemand lebt gern von wenig Geld. Dahinter steckt viel mehr: Lebensbrüche, Schicksal, Unsicherheit. Und genau da braucht es Unterstützung – nicht Kontrolle.

Auch die Bezahlkarte sehe ich gelassen. Ich hatte selbst mal Zeiten, da hätte ich ohne Zögern gesagt: Hauptsache, ich kann meine Kinder versorgen – mit Karte, ohne Karte, ganz egal. Wenn das hilft, Missbrauch zu verhindern, und das Menschen trotzdem ihre Grundbedürfnisse decken können, dann ist das in Ordnung. Was aber nicht geht: Menschen mit Schicksalen oder psychischen Belastungen unter Druck setzen. Oder Geflüchtete, die schon genug durchgemacht haben, mit weiteren Sanktionen zu überziehen. Hilfe darf nicht zur Strafe werden.

5. Weiterbildung & Bildung – neues Lernen für neue Chancen

„Wir werden die Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung für Personen mit ausländischen Berufsqualifikationen bei der Bundesagentur für Arbeit verstetigen. […] Die duale berufliche Aus- und Weiterbildung ist das Aushängeschild Deutschlands. […] Das System der Akkreditierung zur Träger- und Maßnahmenzulassung werden wir vereinfachen.“ „Wir wollen Arbeitserfahrung, berufsbegleitenden Spracherwerb und berufsbegleitende Weiterbildung/Qualifizierung dauerhaft voranbringen.“

Geplante Maßnahmen:

  • Einführung eines „Digitalpakts Weiterbildung“.
  • Teilqualifikationen für Erwachsene ohne Berufsabschluss.
  • Aufstiegs-BAföG wird reformiert, besonders für Mangelberufe.

Was das bedeutet: Lebenslanges Lernen soll einfacher, digitaler und finanziell attraktiver werden mit besseren Aufstiegschancen für Menschen ohne Berufsabschluss oder mit veraltetem Beruf.

Einordnung: Die Koalition betont die Bedeutung beruflicher Bildung für Teilhabe und Fachkräftesicherung. Gleichzeitig sollen Teilqualifikationen, niedrigschwellige Zugänge und eine vereinfachte Anerkennung ausländischer Abschlüsse die Durchlässigkeit im Bildungssystem stärken. Die Bundesagentur für Arbeit wird als zentrale Unterstützungsstruktur ausgebaut.

Ein echter Hebel gegen Fachkräftemangel wenn Unternehmen Weiterbildung wirklich fördern und Beschäftigte die Zeit dafür bekommen. Ohne Pflicht zur Weiterbildungspflicht für Arbeitgeber bleibt viel am Einzelnen hängen.

Meine Gedanken: Ich finde es richtig gut, dass berufliche Weiterbildung jetzt mehr in den Fokus rückt. Wir brauchen das, für die Fachkräftesicherung, aber auch für mehr Teilhabe. Es kann nicht sein, dass jemand mit Potenzial einfach auf der Stelle tritt, nur weil ihm der Zugang fehlt.

Die Idee mit Teilqualifikationen und einfachen Wegen ist super. Aber ehrlich: Es bringt nichts, wenn Unternehmen nicht mitziehen. Weiterbildung funktioniert nur, wenn man auch die Zeit dafür bekommt und nicht alles nebenbei machen muss, zwischen Kindern, Schichtdienst oder Erschöpfung. Ich kenne viele, die würden sich gern weiterbilden. Aber sie sagen: „Wann denn bitte?“

6. Fachkräftemangel & Migration – die neue Work-and-Stay-Agentur

„Unter Mitwirkung der Bundesagentur für Arbeit errichten wir eine digitale Agentur für Fachkräfteeinwanderung – „Work-and-Stay-Agentur“ – mit einer zentralen IT-Plattform als einheitliche Ansprechpartnerin für ausländische Fachkräfte. Die Agentur bündelt und beschleunigt unter anderem alle Prozesse der Erwerbsmigration und der Anerkennung von Berufs- und Studienabschlüssen und verzahnt diese mit den Strukturen in den Ländern.“

Geplante Maßnahmen:

  • Aufbau einer „Work-and-Stay-Agentur“ mit zentraler Plattform.
  • Abschlüsse aus dem Ausland sollen in 8 Wochen anerkannt werden.
  • Geflüchtete sollen schneller arbeiten dürfen, Arbeitsverbote werden auf max. 3 Monate reduziert.

Was das bedeutet: Zuwanderung wird als Lösung verstanden die Prozesse sollen endlich unbürokratisch und praxisnah werden.

Einordnung: Die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Fachkräfte aus dem Ausland zielt auf effizientere Verfahren bei Zuwanderung, Anerkennung und Integration. Durch Digitalisierung und Bündelung soll Bürokratie abgebaut und die Einreise qualifizierter Fachkräfte beschleunigt werden. Voraussetzung für die Wirkung ist die praktische Umsetzung mit ausreichenden Ressourcen und Personal.

Die Ansätze sind modern, aber auch ambitioniert. Bisher scheitert die Anerkennung oft an Bürokratie und mangelndem Personal. Entscheidend wird sein, ob die Bundesagentur für Arbeit hier ausreichend aufgestockt wird und ob auch Wohnraum und Sprachkurse mitgedacht werden.

Meine Gedanken: Die Idee ist stark: weniger Bürokratie, schnellere Anerkennung, zentrale Anlaufstelle, endlich mal modern gedacht! Aber ganz ehrlich: Das funktioniert nur, wenn die Realität mithält. Denn was bringt die schönste Plattform, wenn niemand die Anträge bearbeitet? Oder wenn Fachkräfte kommen und dann keinen Wohnraum, keinen Sprachkurs und keine ausreichende Anbindung finden?

7. Selbstständige, Freelancer & Statusfeststellung – klare Regeln, weniger Grauzonen

„Wir werden durch eine wirksame Reform des Statusfeststellungsverfahrens die Rechtssicherheit für Selbstständige und ihre Auftraggeber schaffen.“

„Wir werden das Statusfeststellungsverfahren zügig im Interesse von Selbstständigen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und Unternehmen schneller, rechtssicherer und transparenter machen, zum Beispiel auch mit Blick auf die Auswirkungen des Herrenberg-Urteils. Scheinselbstständigkeit wollen wir verhindern. Zur Beschleunigung führen wir eine Genehmigungsfiktion ein […].“

Geplante Maßnahmen:

  • Reform des Statusfeststellungsverfahrens mit Genehmigungsfiktion.
  • Verpflichtende Altersvorsorge für neue Selbstständige.
  • Digitale Werke unterliegen künftig der Künstlersozialabgabe.

Was das bedeutet: Mehr Rechtssicherheit sowohl für Auftraggeber als auch für Solo-Selbstständige. Gleichzeitig mehr Pflichten bei Altersvorsorge und Abgaben.

Einordnung: Die Reform zielt auf klare Kriterien zur Abgrenzung zwischen selbstständiger Tätigkeit und Scheinselbstständigkeit. Mit der „Genehmigungsfiktion“ soll langwierige Bürokratie abgebaut werden: Wenn eine Prüfung nicht fristgerecht erfolgt, gilt der Antrag als genehmigt. Das bietet mehr Sicherheit für Auftraggeber und Selbstständige, bringt aber auch Verantwortung für klare Nachweise mit sich.

Mehr Schutz vor Altersarmut aber auch neue Hürden für den Einstieg in die Selbstständigkeit. Besonders kleine Freelancer oder Kreative könnten durch zusätzliche Kosten unter Druck geraten.

Meine Gedanken: Klarheit ist gut. Gerade in der Selbstständigkeit, wo oft genug Grauzonen herrschen. Die Genehmigungsfiktion kann helfen, Prozesse zu beschleunigen, wenn sie fair umgesetzt wird. Aber: Mehr Regeln bedeuten auch mehr Hürden. Besonders für kleine Freelancer, Solo-Selbstständige oder Kreative kann das schnell teuer werden. Wer am Anfang steht, braucht Vertrauen und nicht gleich eine Bürokratie-Bremse oder neue Pflichtbeiträge, die man kaum stemmen kann.

8. Inklusion & psychische Gesundheit – endlich Teil der Arbeitsmarktpolitik

„Wir wollen das Betriebliche Eingliederungsmanagement auch aufgrund zunehmender psychischer Erkrankungen bekannter machen und stärken die Bekanntheit besonders in kleinen und mittleren Unternehmen.“

„Wir setzen uns für eine inklusive Gesellschaft im Sinne der VN-Behindertenrechtskonvention ein.“

Geplante Maßnahmen:

  • Bekanntmachung und Förderung des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).
  • Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung verbessern.
  • Aufbau eines Kompetenzzentrums für Leichte Sprache & Gebärdensprache.

Was das bedeutet: Mehr Sichtbarkeit, mehr Förderung und hoffentlich auch mehr Chancen für Menschen, die bisher zu oft übersehen wurden.

Einordnung: Die Koalition will bestehende Instrumente wie das BEM stärker bekannt machen und besonders kleinere Betriebe dabei unterstützen. Gleichzeitig soll die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen durch gezielte Förderinstrumente verbessert werden – etwa durch barrierefreie Kommunikation, Unterstützungsangebote und koordinierte Reha- und Vermittlungsstrukturen.

Ein starkes Signal für Inklusion. Aber: Viele Arbeitgeber kennen BEM nicht oder haben Angst vor „Aufwand“. Ohne konsequente Aufklärung und finanzielle Unterstützung droht der gute Plan im Alltag zu verpuffen.

Meine Gedanken: Ich kenne das BEM aus meinem Unternehmen und ehrlich gesagt: Ich kenne es nur positiv. Es sind oft genau diese Gespräche, die Mut machen. Die zeigen: Du bist nicht allein, wir schauen gemeinsam, was geht. Für viele meiner Mitarbeitenden war das eine echte Stütze, menschlich und praktisch. Und die Rückkehrquoten? Hoch. Weil das Gefühl zählt, gesehen und ernst genommen zu werden.

Deshalb finde ich es gut, dass das Thema jetzt größer gedacht wird. Inklusion darf kein Randthema sein. Und die gezielte Teilhabe von Menschen mit Behinderung? Überfällig. Es ist traurig, dass wir da noch so hinterherhinken aber stark, dass wir jetzt hinschauen.

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