Homeoffice bedeutet für viele Arbeitnehmer mehr Freiheit, weniger Pendelstress, Jogginghose als Dresscode. Doch mit der Freiheit kam die Frage, die sich vorher niemand stellte: Auf welchem Möbelstück arbeite ich eigentlich heute? Sofa, Bett oder Küchenstuhl – das neue Arbeitsumfeld ist weich, wackelig und vor allem: nicht für Arbeit gedacht. 

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Softoffice: Wenn Bequemlichkeit zum Problem wird

Der Begriff „Softoffice“ steht für ein Phänomen, das viele erst belächelt, dann erlitten haben: Arbeiten an Orten, die nichts mit ergonomischer Produktivität zu tun haben – aber alles mit Bequemlichkeit. Statt am Schreibtisch arbeiten wir in Sitzpositionen, die eigentlich für Netflix und Playstation gemacht wurden.

Was dabei auf der Strecke bleibt? Struktur. Disziplin. Und nicht selten auch die Gesundheit. Denn wer jeden Tag auf der Couch arbeitet, braucht sich nicht wundern, wenn Rücken und Nacken sich verstärkt melden. Der Körper verkümmert – und mit ihm die mentale Leistungsfähigkeit. Der Mensch ist eben nicht gemacht für dauerhafte Halb-Liege-Arbeit. Schon gar nicht auf der Matratze.

Studien zeigen: Körper leidet, Psyche auch

Laut dem DGB-Index Gute Arbeit 2023 erleben viele Beschäftigte im Homeoffice eine zunehmende Entgrenzung ihrer Arbeit. Jeder Vierte muss ständig erreichbar sein, jeder Siebte arbeitet regelmäßig außerhalb der regulären Arbeitszeit – unbezahlt. Der Preis: gestörte Pausen, kaum echte Erholung – und eine verschwimmende Grenze zwischen Job und Privatleben.

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Wer Arbeit und Freizeit nicht räumlich trennt, verliert über kurz oder lang auch die mentale Trennschärfe. Der Laptop bleibt aufgeklappt, die Gedanken im Loop. Das Ergebnis: permanente Anspannung, kein richtiger Feierabend, inneres Chaos. Kurz: Der Körper leidet – und die Psyche zieht nach.

Sofa, Bett oder Küchenstuhl?

Die Sofa-Strategen

Sie glauben an Kreativität durch Gemütlichkeit. Ein Zoom-Call in Decke gehüllt, Laptop auf dem Schoß – klingt nach Work-Life-Balance, ist aber eher Work-Life-Verschmelzung. Die Haltung? Katastrophe. Die Konzentration? Schwankt wie die Sitzposition.

Die Bett-Büro-Fans

Ein echter Klassiker der Verdrängung: „Ich arbeite doch nur kurz noch etwas.“ Aus dem „kurz“ werden Stunden, weil man zwischendurch mal kurz bei TikTok vorbeischaut. Und irgendwann weiß der Körper nicht mehr: Ist das hier Arbeit, Erholung oder Eskapismus?

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Die Küchenstuhl-Hardliner

Pragmatisch, aber schmerzhaft. Ohne Lordosenstütze und Polster wird der Stuhl zur Tortur. Da hilft auch Omas Sitzkissen nicht. Und trotzdem: Besser als das Sofa? Vielleicht. Aber professionell? Nicht mal im Ansatz.

Warum das Softoffice mehr als nur ein schlechter Rücken ist

Das Problem sitzt tiefer. Denn ein schlechter Arbeitsplatz zu Hause ist kein privates Problem – er ist ein gesamtwirtschaftliches Thema. Muskel- und Skeletterkrankungen zählen in Deutschland zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Im improvisierten Homeoffice verschärft sich das Risiko durch falsche Haltung, fehlende Ausstattung und Bewegungsmangel.

Hinzu kommen psychische Belastungen: soziale Isolation trotz dauerhafter Erreichbarkeit. Wenn sich das Sofa zur Kommandozentrale wandelt, leidet nicht nur der Rücken – sondern auch die mentale Widerstandskraft.

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Was tun? So geht Homeoffice mit Haltung

  • Arbeite dort, wo dein Körper nicht rebelliert. Bett und Couch sind für Pausen – nicht für Calls.
  • Schaffe Zonen in deiner Wohnung. Die räumliche Trennung ist der Schlüssel zur mentalen.
  • Investiere – nicht nur in Technik, sondern in Haltung. Ein guter Bürostuhl kostet weniger als die Krankmeldung.
  • Setz dir Grenzen – sonst tut es dein Körper. Wer immer erreichbar ist, schaltet nie richtig ab.

Die Haltung macht den Arbeitsplatz?

Vielleicht ist das Softoffice gar nicht das Problem. Vielleicht ist es unsere Haltung dazu. Der Wunsch nach maximaler Freiheit ohne Struktur. Nach maximaler Flexibilität ohne Verantwortung. Doch Arbeit – auch im Homeoffice – braucht Haltung. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Also: Couch oder Schreibtisch? Deine Entscheidung. Aber bitte: trag sie nicht auf deinem Rücken aus.

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