Teilzeit – das klingt nach Freiheit. Weniger Stress, mehr Zeit fürs Leben. Doch was bedeutet das fürs Gehalt? Wer weniger arbeitet, verdient weniger. Aber wie viel weniger? Und welche langfristigen Folgen hat das für die finanzielle Sicherheit und Karriere?

Anzeige

Was bedeutet Teilzeit für dein Gehalt?

Du überlegst, deine Arbeitszeit zu reduzieren und fragst dich, wie sich das auf dein Nettoeinkommen auswirkt? Schauen wir uns ein konkretes Beispiel an:

Ausgangssituation:

  • Bruttogehalt: 3.100 € pro Monat
  • Arbeitszeit: 40 Stunden pro Woche
  • Steuerklasse: I (ledig)
  • Kinderfreibetrag: 0,5 (entspricht 2 Kindern)

Nettoeinkommen bei Vollzeit:

Anzeige
  • Brutto: 3.100 €
  • Netto: ca. 2.100 € pro Monat

Bei Reduzierung auf 75?% (30 Stunden pro Woche):

  • Neues Bruttogehalt: 2.325 €
  • Neues Nettoeinkommen: ca. 1.700 € pro Monat

Durch die Reduzierung der Arbeitszeit auf 75?% verringert sich dein monatliches Nettoeinkommen um etwa 400 €. Beachte, dass diese Werte als Richtwerte dienen und je nach individuellen Faktoren variieren können. Für eine genaue Berechnung empfiehlt es sich, einen aktuellen Brutto-Netto-Rechner zu verwenden.

Machbar? Vielleicht. Aber weniger Gehalt bringt weitreichende Veränderungen mit sich.

Anzeige

Teilzeit planen: Diese sechs Punkte solltest du kennen

1. Sozialversicherungen: Weniger zahlen – aber auch weniger bekommen

Mit weniger Einkommen sinken auch deine Beiträge zur Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Das klingt erst einmal nicht dramatisch – hat aber spürbare Konsequenzen:

  • Wer in Teilzeit arbeitet, zahlt weniger in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Das macht sich später bemerkbar: Die monatliche Rente fällt niedriger aus, vor allem, wenn die reduzierte Arbeitszeit über viele Jahre hinweg beibehalten wird.
  • Auch im Krankheitsfall hat die Entscheidung Folgen. Das Krankengeld, das nach sechs Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber gezahlt wird, richtet sich nach dem letzten Einkommen. Wer weniger verdient, erhält also auch weniger finanzielle Unterstützung.
  • Ähnlich sieht es beim Arbeitslosengeld aus: Sollte der Job wegfallen, orientiert sich die Höhe der Zahlungen am geringeren Gehalt – eine finanzielle Lücke, die viele unterschätzen. Besonders bei langfristigen Teilzeitmodellen sollte dieser Punkt nicht außer Acht gelassen werden.

2. Steuern: Warum du netto nicht so viel verlierst wie gedacht

Die gute Nachricht: Dein Netto fällt nicht im gleichen Verhältnis wie dein Brutto. Das liegt am Steuersystem: Je mehr du verdienst, desto höher ist dein durchschnittlicher Steuersatz. Verdienst du weniger, zahlst du anteilig weniger Steuern – und hast dadurch mehr Netto pro verdientem Euro. Klingt nach einem kleinen Trost, kann aber finanziell durchaus ins Gewicht fallen.

3. Karriere: Bedeutet Teilzeit automatisch Stillstand?

Eine der größten Ängste von Teilzeitkräften: „Werde ich beruflich noch ernst genommen?“ Tatsächlich gibt es in vielen Unternehmen noch immer das ungeschriebene Gesetz, dass Führungspositionen nur an Vollzeitkräfte vergeben werden. Das bedeutet: Wer weniger arbeitet, riskiert den Karriereknick. Zwar ist das nicht überall so, aber es passiert noch häufig. Deshalb solltest du vor deiner Entscheidung klären:

Anzeige
  • Gibt es Teilzeit-Führungskräfte in deinem Unternehmen?
  • Welche Chancen hast du auf Beförderung?
  • Werden Meetings und wichtige Projekte auf Zeiten gelegt, in denen du arbeitest?

Wer Karriere machen will, sollte sicherstellen, dass Teilzeit nicht automatisch zu weniger Verantwortung führt.

4. Finanzielle Zukunft: Wo sind die Stolperfallen?

400 Euro weniger im Monat – sind kein Problem, oder? Das kommt drauf an. Denn mit weniger Einkommen verändert sich dein finanzieller Spielraum. Du solltest dir auf jeden Fall diese Fragen stellen:

  • Kannst du weiterhin Rücklagen bilden?
  • Wie wirkt sich das auf z. B. deinen Immobilienkredit aus?
  • Bist du auf zukünftige Kostensteigerungen vorbereitet?

Denn wenn du schon jetzt kaum sparen kannst oder an deiner finanziellen Belastungsgrenze bist, kann Teilzeit schnell zur finanziellen Sackgasse werden.

Anzeige

5. Arbeitsbelastung: weniger Arbeit – oder einfach nur weniger Zeit?

Der vielleicht größte Irrglaube über Teilzeit: dass sich automatisch auch die Arbeitsmenge reduziert. Die Realität sieht oft anders aus. Viele berichten, dass sie nach der Umstellung genauso viel arbeiten – nur in weniger Stunden.

Das bedeutet: mehr Stress, gleiche Verantwortung, weniger Geld. Deshalb bestehe auf eine klare Aufgabenverteilung und schriftliche Regelungen, damit deine Arbeitszeit nicht einfach in unbezahlte Überstunden übergeht.

6. Gesundheit & Lebensqualität: Lohnt es sich wirklich?

Viele, die auf Teilzeit umgestellt haben, sagen: Es war die beste Entscheidung ihres Lebens. Man hat mehr Zeit für Familie & Freunde. Kann seinem Sport oder Hobbys nachgehen, hat weniger Stress und mehr Energie. Aber es gibt auch die andere Seite, manche fühlen sich in Teilzeit weniger ernst genommen, beruflich abgehängt oder finanziell eingeschränkt.

Anzeige

Deshalb solltest du dir vorab eine wichtige Frage stellen: Willst du wirklich mehr Freizeit – oder ist dein Job das eigentliche Problem? Denn wenn es nicht um die Arbeitszeit, sondern um die Arbeitsbedingungen geht, wird Teilzeit daran nichts ändern.

Was sagen diejenigen, die es ausprobiert haben?

David, 42, Marketing-Manager:
„Ich habe auf 30 Stunden reduziert, weil ich mehr Zeit mit meinem Sohn wollte. Finanziell war es machbar, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich plötzlich weniger eingebunden war. Ich musste meine Position aktiv verteidigen.“

Julia, 37, Bürokauffrau: „Mein Wechsel auf 32 Stunden war das Beste, was ich je gemacht habe. Ich verdiene weniger – aber meine Lebensqualität hat sich enorm verbessert.“

Anzeige

Lisa, 29, IT-Spezialistin:
„Ich dachte, Teilzeit bedeutet weniger Stress. Falsch! Meine Aufgaben blieben fast dieselben – nur in weniger Zeit. Ich habe unbezahlt Überstunden gemacht, um hinterherzukommen.“

Teilzeit kann ein Gewinn sein – aber nicht für jeden

Ob Teilzeit die richtige Entscheidung ist, hängt von vielen Faktoren ab. Wenn du diesen Schritt planst, dann stelle sicher, dass du:

  • Dein Netto-Einkommen genau berechnet hast.
  • Mit deinem Arbeitgeber über deine Karrierechancen gesprochen hast.
  • Geklärt hast, ob deine Aufgaben wirklich weniger werden.
  • Langfristige finanzielle Folgen einberechnet hast.

Wenn du alle Punkte bedacht hast, kann Teilzeit eine großartige Möglichkeit sein, dein Leben neu zu gestalten. Aber wenn du jetzt schon Zweifel hast, ob das Gehalt reicht oder deine Arbeitslast wirklich sinkt – dann überlege es dir gut. Denn eins ist sicher: Teilzeit löst keine Probleme, die ihren Ursprung woanders haben. Und jetzt? Kaffee austrinken und eine ehrliche Entscheidung treffen. 

Anzeige

Anzeige