Wer sich krummmacht, wird belohnt das ist die große Lüge der Leistungsgesellschaft. In vielen Köpfen ist sie noch tief verankert: Wer hart arbeitet, zeigt Einsatz, schiebt Überstunden und übernimmt Verantwortung, wird früher oder später automatisch befördert. Das mag im Industriezeitalter funktioniert haben, doch heute läuft Karriere anders. Vielschichtiger. Und oft ziemlich ungerecht.

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Karriere durch Leistung? Eine schöne Illusion

Der Gedanke ist fast schon romantisch: Talent plus Einsatz gleich Karriere. Doch Karrierewege verlaufen selten linear, noch seltener gerecht. Nicht der oder die Fleißigste bekommt im übertragenen Sinne den Chefsessel, sondern oft die Person, die es versteht, sich strategisch im Unternehmen zu positionieren. Die weiß, wann sie sichtbar sein muss. Und wann nicht.

Fleißige Mitarbeitende dagegen sind die tragenden Säulen eines Teams, aber nicht seine Aushängeschilder. Wer permanent Überstunden schiebt und rund um die Uhr erreichbar ist, gilt nicht als Führungskraftpotenzial, sondern als zuverlässige Erfüllungsgehilfen.

Beispiel: Wie zeigt sich das im Berufsalltag?

Die typische Szene: Zwei Mitarbeitende präsentieren ein Projekt. Der eine hat es überwiegend erarbeitet, der andere präsentiert es. Ratet mal, wer für die Leistung vordergründig wahrgenommen und womöglich später befördert wird?

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Oder: Die Kollegin, die ständig bis 20 Uhr im Büro sitzt, bekommt beim Teammeeting keinen Dank – weil sie „eben so ist“. Der Kollege, der punktuell mal ein Wochenende durchzieht und dann darüber spricht, wird als Held gefeiert.

Warum ist das problematisch?

Weil es die falschen Anreize setzt. Wer gelernt hat oder es schmerzlich im Arbeitsalltag lernen musste, dass Einsatz allein nicht reicht, beginnt irgendwann zu resignieren – oder mitzumachen beim Spiel der Macht. Die einen steigen auf, die anderen brennen aus. Das Ergebnis: Unternehmen vergraulen ihre stillen Leistungsträger und fördern eine Umfeld indem Sichtbarkeit mehr zählt als Können und Wirkung.

Was tun, wenn man (trotzdem) Karriere machen will?

Was also entscheidet wirklich über den Aufstieg im Unternehmen? Es sind selten die, die sich regelrecht aufreiben, alles richtig machen und abends als Letzte das Licht ausknipsen. Karriere machen meist die, die sich zeigen – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, mit dem richtigen Ton. Es geht auch im Job schlichtweg um Sichtbarkeit. Um Selbstvermarktung. Um das Gespür dafür, wie man sich positioniert.

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Wer weiterkommen will, muss demnach Präsenz zeigen. Nicht laut, nicht künstlich, aber doch spürbar. Es reicht einfach nicht, nur gute Arbeit zu leisten. Man muss auch darüber sprechen. Denn Vorgesetzte beurteilen Leistung selten objektiv – sie basteln sich ein Bild aus Momenten, Gesprächen und Eindrücken. Und wer in diesem Bild nicht vorkommt, kommt auch auf der Karriereleiter nicht vor.

Genauso entscheidend wie Sichtbarkeit sind Beziehungen. Und zwar nicht nur zu den Vorgesetzten, sondern auch zu den Kollegen, Projektpartnern und all jenen, die deine Arbeit wirklich sehen und erleben. Karriere passiert selten im Alleingang – sie entsteht im Zusammenspiel mit denen, die dich kennen, einschätzen und im richtigen Moment empfehlen.

Und zu guter Letzt: Wer zu allem Ja und Amen sagt und nie Nein, wird nicht als Führungskraft in Erwägung gezogen, sondern als Lückenbüßer. Wer aufsteigen, führen und Karriere machen will, muss klar kommunizieren – auch, wo die eigenen Grenzen liegen.

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