Du sitzt da, starrst auf den Bildschirm, klickst dich mechanisch durch E-Mails. Es ist Dienstag, 9:43 Uhr. Du hast eigentlich erst seit einer Stunde Dienst – und fühlst dich schon durch. Kaffee hilft nur noch bedingt, Smalltalk nervt, und dein Kalender ist voller „strategischer Termine“, die so strategisch sind wie Toastbrot. Du zählst heimlich die Stunden bis zum Feierabend. Dann die Tage bis zum Wochenende. Und irgendwo dazwischen fragst du dich, ob das hier wirklich dein Leben sein soll.

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Ja, dein Job zahlt gut. Objektiv betrachtet hast du’s geschafft: gutes Gehalt, nettes Team, sicherer Arbeitsvertrag. Und trotzdem fühlt es sich an, als würdest du jeden Monat ein bisschen mehr von dir selbst verkaufen. Nicht nur deine Zeit, sondern auch deine Energie. Deine Meinung. Deine Haltung. Vielleicht sogar deinen Humor.

Dein Gehalt kompensiert längst keine Freude mehr

Denn wenn wir ehrlich sind, ist dieses hohe Gehalt längst kein Lohn für Leistung mehr. Es ist eine Entschädigung für das, was du täglich aushältst. Für die Meetings, in denen du lächelst, obwohl du innerlich platzen könntest. Für den Chef, der deine Arbeit lobt, aber deine Bedürfnisse ignoriert. Für den Workload, der längst ungesund ist – aber „halt dazugehört“. Für die Wochenenden, an denen du so leer bist, dass selbst Netflix zu anstrengend wirkt.

Du fängst an, dich zu betäuben. Mit Serien, Wein, Shopping oder Scrollen. Hauptsache, du musst nicht spüren, was da wirklich in dir los ist. Vielleicht fühlst du dich sogar undankbar – schließlich hast du doch alles, was „man sich wünschen kann“. Aber genau das ist das Paradoxe: Du hast viel erreicht. Und trotzdem ist da eine Leere, die immer größer wird.

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Woran du erkennst, dass dein Gehalt nur noch Schmerzensgeld ist

Manchmal hilft es, die diffuse Unzufriedenheit beim Namen zu nennen. Hier ein paar untrügliche Zeichen, dass du nicht mehr für Sinn arbeitest, sondern für Schmerzensgeld:

  1. Du wachst morgens auf – und willst am liebsten gleich wieder einschlafen. Schon beim ersten Gedanken an deinen Arbeitstag wird dir schwer im Bauch.
  2. Du bist ständig erschöpft, aber ohne Stolz auf das Geleistete. Alles kostet Kraft, aber nichts gibt dir Energie zurück.
  3. Deine Arbeit fühlt sich fremd an – als würdest du nur noch funktionieren. Du erledigst Aufgaben, aber ohne Bezug zu dir selbst.
  4. Du beneidest andere, die den Absprung geschafft haben. Und du denkst insgeheim: Ich wünschte, ich hätte auch den Mut.
  5. Du redest dir dein Gehalt schön – obwohl du innerlich leer bist. Der Kontostand ist solide, dein Innenleben nicht.
  6. Du kaufst Dinge, um dich besser zu fühlen – aber es hilft nicht. Die neue Kaffeemaschine ersetzt keine Zufriedenheit.
  7. Du bist beruflich „erfolgreich“, aber nicht im Leben. Deine Karriere macht Eindruck – nur nicht auf dich selbst.

Der Bonus als emotionale Krücke

Du klammerst dich an den nächsten Bonus. An den nächsten Urlaub. An das Projekt, das vielleicht besser wird. An das Gespräch mit dem Chef, das du schon dreimal verschoben hast. Du hoffst, dass irgendwas passiert, was dich wieder lebendig fühlen lässt, ohne dass du alles auf den Kopf stellen musst. Aber die Wahrheit ist: Es wird nichts passieren, solange du nichts änderst.

Und ja, du kannst weitermachen. Rechnungen bezahlen. Das schicke Büro nutzen. Das neue MacBook streicheln. Deinen Kontostand anschauen und dir sagen: Dafür lohnt sich’s. Aber keiner dieser rationalen Gründe kann das taube Gefühl in deinem Bauch wegmachen. Dieses Gefühl, dass du funktionierst, aber nicht mehr fühlst. Dass du performst, aber längst kein echtes Leben mehr darin steckt.

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Was dir wirklich fehlt

Was dir fehlt, ist nicht das nächste Gehaltsplus. Was dir fehlt, ist ein echtes JA zu dem, was du tust. Stolz. Oder Sinn. Oder wenigstens das Gefühl, dass deine Arbeit irgendwas mit dir zu tun hat. Dass du morgens aufstehst und weißt: Das hier bin ich. Nicht nur ein Job, nicht nur eine Rolle, nicht nur ein Konto. Sondern ein Leben.

Weil Geld dir eben nicht über den Kopf streichelt, wenn du nachts wachliegst und dich fragst, ob das alles war. Weil Geld dich nicht auffängt, wenn du irgendwann innerlich ausbrennst und nur noch mit Ach und Krach funktionierst. Und weil Geld dir auch nicht hilft, wenn du in zehn Jahren zurückblickst und merkst: Ich war in meinem Job erfolgreich, aber kein bisschen lebendig.

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