Allein das Wort „Kündigung“ lässt viele Menschen zusammenzucken und einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Wer einen unbefristeten Arbeitsvertrag ergattert, sollte sich doch glücklich schätzen – so die landläufige Meinung. Doch was, wenn du mit deinem Job unglücklich bist?
Viele Menschen schrecken dennoch davor zurück, zur Kündigung zu greifen. Sie könnten dies später bereuen, keinen vergleichbaren oder gar besseren Job finden, sich mit einem mageren Gehalt abfinden müssen oder sogar den sozialen Abstieg riskieren. Doch stimmt das?
Sehen wir es einmal so: Wenn du dich zur Arbeit quälst und in deinem Job todunglücklich bist, wie lange werden dann wohl die ersten gesundheitlichen Beschwerden oder psychischen Erschöpfungszustände auf sich warten lassen?
Die Folge: Nach einer krankheitsbedingten arbeitgeberseitigen Kündigung oder einer langen beruflichen Auszeit aufgrund des Burnout-Syndroms sind deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt gleich null.
Wäre es dann nicht sinnvoller, so früh wie möglich die Reißleine zu ziehen und selbst den Mut zur Kündigung zu fassen? Schlussendlich bist du ja deines eigenen Glückes Schmied.
Innere Kündigung: Der stille Abschied vom Job
Selten ist ein ein Jobwechsel eine spontane Entscheidung. In der Regel geht der endgültigen Handlung schon lange die innere Kündigung voraus. Zahlreiche Angestellte arbeiten monate- oder sogar jahrelang in einem Job, obwohl sie bereits innerlich den Entschluss zur Kündigung gefasst haben – entweder bewusst oder unbewusst.
Der gesellschaftliche Druck und die Angst vor der Ungewissheit, auch die Hoffnung auf Besserung der Situation, sind zu Beginn häufig noch zu hoch, um einen unbefristeten Arbeitsvertrag aufzugeben.
Betroffene warten meist, bis der Leidensdruck zu groß wird und ihnen mental oder gesundheitlich keine andere Wahl als die Kündigung mehr bleibt. Manch einer erwirkt sogar durch sein (Fehl-) Verhalten absichtlich die arbeitgeberseitige Kündigung.
Lese-Tipp: Droht dir die Kündigung? Diese 5 Warnzeichen verraten es
Der Idealfall: Kündigung mit neuem (besseren) Job in der Tasche
Nicht jeder Mensch ist ein geborener Risk-Taker ist. Die meisten Arbeitnehmer möchten das Risiko bei ihrer Kündigung daher bestmöglich minimieren.
Wie das geht? Ganz einfach: Indem du bereits einen neuen Job hast. Das bedeutet allerdings auch, dass du dich schon während deiner Festanstellung nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen und daher beim Bewerbungsprozess besondere Vorsicht walten lassen musst, damit dein bisheriger Arbeitgeber nichts davon erfährt.
Zudem solltest du dich nicht auf mündliche Zusagen verlassen, sondern erst dann kündigen, wenn du den Arbeitsvertrag bereits unterzeichnet hast.
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Allerdings gibt es auch Kündigungsgründe, welche den Sprung ins Ungewisse ohne neuen Job in der Tasche rechtfertigen. Hierzu gehören:
13 alarmierende Gründe, die eine Kündigung rechtfertigen
1. Reißleine ziehen, wenn die Gesundheit leidet
Dazu zählen psychische oder physische Dauerbelastungen ebenso wie akute Gefahrensituationen, in denen dein Arbeitgeber seine Schutzpflicht verletzt. In solchen Fällen musst du nicht einmal die gesetzliche Kündigungsfrist einhalten. Kein Job ist das Risiko für deine Gesundheit wert.
Lese-Tipps: Kündigungsfrist berechnen: Diese Fristen müssen alle Arbeitnehmer einhalten
2. Wenn Monotonie oder Langeweile zur Belastung werden
Du blickst zu 90 Prozent deiner Arbeitszeit auf die Uhr, folgst mit den Augen dem Sekundenzeiger, und die Zeit bis zum Feierabend scheint immer langsamer zu vergehen? Wenn Langeweile und Monotonie zur Regel werden, ist es Zeit für neue Herausforderungen. Monotonie kann mit der Zeit zum „Boreout“ führen – mit ähnlichen Symptomen wie beim bekannteren „Burnout“.
Zudem kann gezielt herbeigeführte Langeweile ein Zeichen für Mobbing durch Kollegen oder Vorgesetzte sein, auch bekannt als „Straining“. Du könntest dir zwar rechtliche Hilfe holen, doch mit einer Kündigung sparst du oft Zeit, Nerven und Geld. Nutze die Energie lieber für den beruflichen Neustart und deine Bewerbung.
3. Die vermeintliche Karriereleiter entpuppt sich als Hamsterrad
Du arbeitest unermüdlich in der Hoffnung auf beruflichen Aufstieg, wirst aber bei Beförderungen übergangen oder stellst fest, dass die Unternehmensstruktur keine Entwicklung zulässt? Vielleicht stößt du an eine unsichtbare Hierarchiegrenze oder dein Vorgesetzter blockiert dich gezielt. Perspektivlosigkeit im Job kann viele Ursachen haben.
Fakt ist: Wenn es nicht mehr nach oben geht, bleibt oft nur der Wechsel. Eine interne Versetzung oder Weiterbildung kann helfen oder die Kündigung, um neue Chancen wahrzunehmen.
4. Sofortiger Absprung von einem sinkenden Schiff
Sobald es für dich absehbar ist, dass das Unternehmen den Bach heruntergeht, könnte für dich der Sprung ins kalte Wasser die letzte Rettung sein, bevor das sinkende Schiff dich mit in den Abgrund zieht. Einen neuen Job musst du dir dann ohnehin suchen, also orientiere dich lieber früher als zu spät neu.
Ein insolvenzbedrohter Arbeitgeber bietet weder Perspektiven noch Sicherheit. Auch finanziell sieht es meist schlecht aus – nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für dich.
5. Du lebst nur noch von Wochenende zu Wochenende
Für viele Menschen ist es völlig normal sich auf den Freitag zu freuen und am Montagmorgen nicht unbedingt freudig jubelnd aus dem Bett zu springen. Problematisch wird es, wenn du nur noch auf freie Tage hoffst und den Rest der Woche im Autopilot-Modus überstehst.
Dann bist du entweder nah am Burnout oder hast den falschen Job gewählt. Eine berufliche Neuorientierung könnte Einbußen bringen, bietet aber auch die Chance auf Zufriedenheit und Sinn. Gehe zurück auf „Los“ und suche deinen tatsächlichen Traumberuf – deine Berufung.
6. Vermeide Vermeidungsstrategien
Oder steht es um deine psychische Verfassung vielleicht sogar noch schlimmer und du hast bereits damit begonnen, Vermeidungsstrategien zu entwickeln, um nicht mehr zur Arbeit zu müssen? Auch häufige Krankheiten können auf solche unbewussten Vermeidungsstrategien hindeuten, die dein Körper bereits als letzten Hilfeschrei entwickelt. Wenn sich dir schon beim Gedanken an den Arbeitstag der Magen umdreht und die Nerven blank liegen, ist es Zeit für den Notausgang. Solche Vermeidungsstrategien sind häufig Ausprägung totaler Überforderung oder auch von Mobbing.
7. Das schwarze Schaf in deinem Lebenslauf
Eigentlich hast du einen anderen Beruf gelernt, hattest andere Ziele – doch äußere Umstände führten dich in einen Job, der deinen Wünschen widerspricht. Kurzfristig war das nachvollziehbar, etwa wegen eines Umzugs oder familiärer Verpflichtungen.
Doch viele verlieren sich auf diesem Umweg oder trauen sich später nicht mehr, den Kurs zu korrigieren. Wenn dein aktueller Job nicht zu deinem beruflichen Gesamtbild passt, ist es Zeit, dich neu auszurichten. Eine Übergangslösung sollte das bleiben, was sie ist: vorübergehend.
8. Die Identifikation mit dem Arbeitgeber ist gleich null
Du spürst keine emotionale Bindung zu deinem Arbeitgeber? Deine Tätigkeit oder die Werte des Unternehmens widersprechen deiner Persönlichkeit? Oder hat sich die Kultur über die Jahre so verändert, dass jede Identifikation verloren ging?
Wer dauerhaft gegen eigene Werte arbeitet, wird nicht glücklich. Und ohne Zufriedenheit fehlt oft auch die berufliche Perspektive.
9. Du liebst deine Arbeit, aber deine Arbeit liebt dich nicht
Du machst deine Arbeit gut und mit Leidenschaft, bekommst dafür aber keine Anerkennung? Auf Dauer frustriert mangelnde Wertschätzung – vor allem, wenn du dich engagierst und Erfolge erzielst.
Warum solltest du dich unter Wert verkaufen? Es gibt sicher Arbeitgeber, die deine Leistung schätzen. Wer sich ausgenutzt fühlt, darf über einen Wechsel nachdenken.
10. Fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Stillstand im Job
Ein Job sollte nicht nur Sicherheit, sondern auch Entwicklung bieten. Wenn du dich weder persönlich noch fachlich weiterentwickeln kannst, ist das ein deutliches Warnsignal. Vielleicht passen deine Ziele nicht mehr zur Position oder dein Potenzial bleibt ungenutzt. In einem neuen Job kannst du neue Perspektiven und Wachstumschancen finden.
11. Fehlendes Vertrauen und schlechte Führung durch den Vorgesetzten
Fehlt dir das Vertrauen in deine Führungskraft? Unterstützt sie dich nicht, gibt keine klaren Anweisungen oder betreibt Mikromanagement? Schlechte Führung kann die Stimmung vergiften und das gesamte Team demotivieren. Spätestens dann solltest du deine Situation überdenken und eventuell Konsequenzen ziehen.
12. Schlechte Work-Life-Balance
Bist du ständig erschöpft, hast gesundheitliche Probleme oder leidet dein Privatleben unter der Arbeit? Übermäßige Belastung, ständige Erreichbarkeit und chronischer Stress gefährden langfristig deine Gesundheit und Beziehungen. Wenn die Balance zwischen Beruf und Leben verloren geht, ist ein Jobwechsel eine wichtige Option. Nichts ist wichtiger als Gesundheit und Familie.
13. Ganz einfach: Du willst nicht mehr!
Der Job macht dich nicht mehr glücklich. Du träumst von Selbstständigkeit, einer Weltreise oder willst einfach herausfinden, was du wirklich willst? Auch das ist ein legitimer Kündigungsgrund.
Wie in einer Beziehung: Manchmal ist man bereit für das Ende, aber noch nicht für einen Neuanfang. Nimm dir Zeit zum Durchatmen, verarbeite das Erlebte und starte dann neu. Wohin der Weg führt, bestimmst du.
Die Waagschale aus Mut, Risiko, Sinn und Verstand
Ob eine Kündigung für dich richtig ist, kannst nur du entscheiden. Blende äußere Stimmen, gesellschaftliche Erwartungen und Ängste aus – und finde deinen eigenen Karriereweg. Gehe in die Selbstreflexion. Denn nur wer ehrlich auf seine Bedürfnisse hört, bleibt auf Dauer gesund und zufrieden. Höre also auf dein Bauchgefühl, nimm es ernst und bewerte deine Situation ruhig und objektiv.
Nachgefragt: Hast du schon einmal den Sprung ins kalte Wasser gewagt und deinen Job ohne Plan B gekündigt? Wie waren deine Erfahrungen dabei?