Das Gehalt ist für viele Arbeitnehmer in Deutschland aktuell ein heikles Thema. Eine Studie offenbart, dass zwei Drittel der Beschäftigten mit ihrem Einkommen unglücklich sind. Doch warum sind Beschäftigte hierzulande so unzufrieden und wie lässt sich das Gehalt erfolgreich verhandeln?

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Die Situation der Arbeitnehmer im Jahr 2023

Das Jahr 2023 war für viele Arbeitnehmer in Deutschland geprägt von steigenden Preisen und einer schwachen Konjunktur. Die anhaltende Inflation und internationale Krisen haben sich auf die Preise vieler Waren und Produkte ausgewirkt. Während die Preise stiegen, blieben die Löhne vieler Beschäftigter relativ unverändert. Dies führte zu Unzufriedenheit bei den Arbeitnehmern, wie der Gehaltsreport des Stellenportals Stepstone zeigt.

Laut dem Gehaltsreport waren im Jahr 2023 ganze 64 Prozent der Beschäftigten entweder „sehr unzufrieden“ (17 Prozent) oder „unzufrieden“ (47 Prozent) mit ihrem Gehalt. Nur 32 Prozent der Beschäftigten waren „zufrieden“ und lediglich vier Prozent waren „sehr zufrieden“ mit ihrer Bezahlung. Besonders bemerkenswert ist, dass die Zahl der Unzufriedenen im Vergleich zum Vorjahr um knapp 47 Prozent zugenommen hat.

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Gehaltsreport 2024: Durchschnittliche Gehälter in Deutschland

Um die tatsächlichen Gehälter in Deutschland zu ermitteln, hat Stepstone insgesamt 920.000 Gehaltsdaten ausgewertet. Das Brutto-Durchschnittsgehalt beträgt laut dem Gehaltsreport 50.250 Euro. Allerdings wird der Durchschnittswert durch extreme Werte beeinflusst und ist daher nur bedingt aussagekräftig. Um ein genaueres Bild zu erhalten, wird im Gehaltsreport auch das Mediangehalt angegeben.

Das Bruttomediangehalt liegt bei 43.750 Euro und ist somit ein aussagekräftigerer Wert, da es genau in der Mitte aller Brutto-Gehälter liegt. Es gibt bundesweit also genau gleich viele Gehälter, die über dem Mediangehalt liegen, wie solche, die darunter liegen.

Gehaltsunterschiede je nach Region und Branche

Ein Blick auf die regionalen Gehaltsunterschiede zeigt, dass es in Deutschland nach wie vor starke Gehaltsunterschiede je nach Bundesland bzw. Region gibt. Unternehmen in Hamburg und Süddeutschland zahlen die höchsten Mediangehälter. In Hamburg verdienen Beschäftigte mit rund 49.750 Euro brutto jährlich am meisten. Auch in Hessen (47.500 Euro) und Baden-Württemberg (47.000 Euro) sind die Gehälter vergleichsweise hoch.

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Im Gegensatz dazu werden in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit nur 36.500 Euro die niedrigsten Gehälter ausgezahlt. Auch in anderen ostdeutschen Bundesländern wie Thüringen (37.000 Euro), Sachsen und Brandenburg (beide 38.000 Euro) liegen die Gehälter am unteren Ende der Statistik.

Auch zwischen den verschiedenen Branchen gibt es große Unterschiede in der Bezahlung. Ärzte verdienen mit einem Bruttomediangehalt von 94.750 Euro am meisten, gefolgt von Mitarbeitern im Bankwesen (57.000 Euro) und der Luft- und Raumfahrtindustrie (57.750 Euro). Beschäftigte im Groß- und Einzelhandel sowie im Gastgewerbe verdienen dagegen mit einem Bruttomediangehalt von nur 35.000 Euro, wie nicht anders zu erwarten, am wenigsten.

Gründe für die Unzufriedenheit mit dem Gehalt

Einer der der Top-Gründe für die Unzufriedenheit deutscher Arbeitnehmer ist die steigende Inflation, die dazu führt, dass das Geld auf dem Konto der Beschäftigten weniger wert ist. Die Preise für Lebensmittel, Mieten, Energie etc. steigen rapide, während die Löhne im Großen und Ganzen stagnieren. Dies führt bei vielen Menschen zu einem Gefühl der finanziellen Unsicherheit, wenn man sich eh schon von Monat zu Monat hangelt.

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Ein weiterer Grund ist der Gender Pay Gap, also die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Laut dem Gehaltsreport verdienen Männer im Median 45.750 Euro, während Frauen nur 40.000 Euro nach Hause bringen. Dies bedeutet, dass Frauen satte 12,4 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Diese Ungleichheit führt natürlich zu Frustration bei vielen weiblichen Beschäftigten. Dies ist auch einer der Hauptgründe, warum aktuell überwiegend Frauen, sich mit der Selbständigkeit befassen, um so ein höheres Einkommen generieren zu können.

Laut einer Studie der Universität Ravensburg-Weingarten besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Stresserkrankungen bei Menschen, die ihr Gehalt als ungerecht empfinden. In der Untersuchung, die Daten von über 5657 Mitarbeitern über einen Zeitraum von acht Jahren berücksichtigte, zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Depressionen oder ähnlichen Stresserkrankungen, gerade bei Frauen, höher ist. Die Teilnehmer der Studie wurden regelmäßig hinsichtlich ihrer Jobzufriedenheit und der wahrgenommenen Gerechtigkeit ihres Einkommens befragt.

Je häufiger Arbeitnehmer ihr Einkommen als ungerecht bewerten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine stressassoziierte Erkrankung.

Wie lässt sich das Gehalt steigern?

Trotz der steigenden Unzufriedenheit mit den Gehältern in Deutschland, gibt es Möglichkeiten, sein Gehalt erfolgreich zu verhandeln und eine Gehaltserhöhung zu erhalten. Eine Möglichkeit ist, mit konkreten Argumenten und Belegen für die eigene Leistung und den Mehrwert, den man dem Unternehmen bietet, in die Verhandlung zu gehen. Es ist wichtig, sich vorher über branchenübliche Gehälter zu informieren, um hohe, aber auch realistische Forderungen stellen zu können.

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Eine weitere Möglichkeit ist, sich über Tarifabschlüsse und branchenübliche Gehälter zu informieren. Wenn man weiß, was in der Branche üblich ist, kann man besser argumentieren und eine angemessene Gehaltserhöhung verlangen. 

Achtung: Im Zuge einer anstehenden Beförderung oder der Übertragung eines zusätzlichen Verantwortungsbereiches, ist es besonders empfehlenswert, den Arbeitgeber auf eine Gehaltserhöhung, anzusprechen.

Gutes Gehalt: Ein Win-Win für Arbeitnehmer und Unternehmen

Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen für viele Unternehmen, lohnt es sich, aktiv zu werden und das eigene Gehalt nicht als gegeben hinzunehmen. Mit einer guten Vorbereitung und den richtigen Argumenten ist es möglich, eine angemessene Gehaltserhöhung zu auszuhandeln und so ein Stück weit zufriedener mit dem eigenen Ein- und Auskommen zu sein.

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Unternehmen profitieren im gleichen Maße von zufriedenen Mitarbeitern. Beschäftigte, die mit ihrer Arbeit und ihrem Gehalt zufrieden sind, neigen weniger dazu, sich nach einem neuen Arbeitsplatz umzuschauen, was die Fluktuationskosten für Unternehmen spürbar verringert.

Bild: Liubomyr Vorona/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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