Die globale Wirtschaft wird sich bis 2040 grundlegend verändern – angetrieben von 18 dynamischen Zukunftsfeldern wie Elektroautos, Künstlicher Intelligenz (KI) und Biotechnologie. Diese sogenannten „Arenen“ könnten laut Studie des McKinsey Global Institute bis zu 48 Billionen US-Dollar Umsatz generieren und maßgeblich das globale Wachstum prägen. Besonders Europa steht vor der Herausforderung, in diesem Rennen nicht den Anschluss zu verlieren.
Die „Arenen“: Treiber für Innovation und Wachstum
Chris Bradley, Senior Partner und Direktor beim McKinsey Global Institute, fasst die Bedeutung dieser Bereiche prägnant zusammen:
„Schon heute spielen diese Industrien eine maßgebliche Rolle für globales Wachstum und Wohlstand, und ihre Relevanz wird bis 2040 erheblich steigen. Die heutigen Arenen des Wettbewerbs sind Treiber für Innovation und werden voraussichtlich neue Wachstumszentren in der globalen Wirtschaft bilden“
Doch was macht diese Arenen so besonders? Der Schlüssel liegt in der Verbindung von technologischen Durchbrüchen, veränderten Verbraucherbedürfnissen und globalen Megatrends wie der Digitalisierung und der Energiewende. Beispielsweise sorgt die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlicher Mobilität dafür, dass Elektroautos eine herausragende Rolle in der Transformation des Verkehrssektors spielen.
Technologie als Wachstumsmotor
Technologische Sprünge in Bereichen wie Batterien und Künstlicher Intelligenz treiben die Märkte an. Die Batterie-Technologie ermöglicht nicht nur die Verbreitung von Elektroautos, sondern auch neue Energiespeichersysteme, die für die Energiewende unverzichtbar sind.
KI wiederum automatisiert Prozesse und steigert Effizienz – vom Gesundheitswesen über das Finanzwesen bis hin zur Produktion. Unternehmen, die auf KI setzen, profitieren von massiven Effizienzgewinnen und einer erheblichen Kostenreduzierung.
Das Rennen ist in vollem Gange: Unternehmen in den Arenen erzielten von 2005 bis 2019 eine Verfünffachung ihrer Gewinne, während andere Branchen stagnieren oder schrumpfen. So konnten Firmen wie Tesla oder NVIDIA durch frühe Investitionen in Elektrofahrzeuge und Halbleiter-Technologien zu den globalen Marktführern aufsteigen.
Die wichtigsten Arenen und deren Potenzial
Die McKinsey-Studie teilt die Arenen in drei Gruppen ein: bestehende Industrien, Spin-offs heutiger Arenen und neue Märkte, die gerade erst entstehen.
Bestehende Industrien
- E-Commerce: Mit einem Wachstum von 7-9 % pro Jahr bis 2040 bleibt der Online-Handel ein unaufhaltsamer Megatrend. Unternehmen wie Amazon und Alibaba setzen auf digitale Plattformen, um den globalen Einzelhandel neu zu definieren.
- Elektroautos: Mit jährlichen Wachstumsraten von 10-12 % wird der Markt für batterieelektrische und hybride Fahrzeuge weiter expandieren. Das Beispiel von Tesla zeigt, wie Marktführer nicht nur den Automobilsektor, sondern auch den Energiemarkt revolutionieren können.
- Halbleiter: Die wachsende Nachfrage nach Chips, besonders für das Internet der Dinge und autonome Fahrzeuge, macht Halbleiter unverzichtbar. Firmen wie TSMC und Intel stehen an der Spitze dieser Entwicklung.
Spin-offs heutiger Arenen
- Künstliche Intelligenz (KI): Als Spin-off der Software-Industrie wird KI mit einem Wachstum von 17-25 % pro Jahr eine Schlüsseltechnologie. Firmen wie Google und IBM investieren massiv in KI, um Wettbewerbsvorteile zu sichern.
- Digitale Werbung: Plattformen wie Facebook und Google Ads dominieren den digitalen Werbemarkt und verzeichnen jährliche Wachstumsraten von 8-10 %. Diese Unternehmen ermöglichen es Werbenden, gezielt Konsumenten weltweit zu erreichen.
- Streaming: Dienste wie Netflix und Disney+ wachsen jährlich um 6-11 %, da immer mehr Menschen Inhalte auf Abruf konsumieren.
Neue Märkte
- Autonome Fahrzeuge: Der Markt für fahrerlose Autos könnte Mobilitätskonzepte revolutionieren. In Städten wie Phoenix testet Waymo, eine Tochter von Alphabet, bereits autonome Fahrzeugflotten.
- Weltraumwirtschaft: Die private Raumfahrt boomt. Unternehmen wie SpaceX und Blue Origin führen den Markt an, mit jährlichen Wachstumsprognosen von 7-10 %.
- Cybersecurity: Der Schutz von Daten wird in einer vernetzten Welt immer wichtiger. Unternehmen wie Palo Alto Networks und CrowdStrike verzeichnen ein Wachstum von 8-12 %.
- Biotechnologie: In der Landwirtschaft und Gesundheitsversorgung eröffnen neue biotechnologische Anwendungen massive Wachstumschancen. Moderna hat mit seinem mRNA-Impfstoff bereits gezeigt, wie schnell diese Branche innovieren kann.
Europas Herausforderungen im globalen Wettbewerb
Trotz des globalen Aufschwungs in diesen Arenen hat Europa Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Während Unternehmen in den USA und Asien in den Bereichen Unterhaltungselektronik, Halbleiter und Internetdienstleistungen dominieren, hinken europäische Firmen hinterher. SAP als führender Softwareanbieter bleibt eine Ausnahme, doch in vielen Arenen fehlen europäische Marktführer.
Warum? Oftmals fehlt es an den notwendigen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie an innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen. Zum Beispiel hat Europa bei Halbleitern, einem essenziellen Baustein moderner Technologien, den Anschluss an asiatische Unternehmen wie Samsung und TSMC weitgehend verloren.
Strategische Empfehlung: Europäische Unternehmen und Regierungen müssen verstärkt in Forschung und Entwicklung investieren, um die Innovationslücke zu schließen. Öffentliche Förderprogramme, die den Zugang zu Kapital für innovative Start-ups erleichtern, sind hier entscheidend. Auch strategische Partnerschaften mit führenden Technologieunternehmen aus den USA und Asien könnten Europas Chancen verbessern.
Risiken und Herausforderungen
Neben den Chancen gibt es auch Risiken. Ein überhitzter Technologiemarkt könnte zu Spekulationsblasen führen, wie es bereits in der Dotcom-Blase der 2000er Jahre der Fall war. Zudem könnten geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China, den Zugang zu essenziellen Technologien wie Halbleitern gefährden. Unternehmen müssen also nicht nur in die richtigen Technologien investieren, sondern auch strategisch mit geopolitischen Risiken umgehen.
Automatisierung birgt außerdem die Gefahr des Arbeitsplatzabbaus in traditionellen Industrien. Während einige Arbeitsplätze durch neue Technologien entstehen, könnten andere durch den Einsatz von KI und Robotik verschwinden. Regierungen und Unternehmen sind gefordert, Lösungen für den strukturellen Wandel zu finden, um den sozialen und wirtschaftlichen Druck zu mindern.
Personalbedarf: Neue Anforderungen an die Arbeitskräfte der Zukunft
Mit dem Aufstieg der Wachstumsbranchen wird sich auch der Arbeitsmarkt grundlegend verändern. Unternehmen in diesen zukunftsorientierten Sektoren benötigen zunehmend hochqualifizierte Fachkräfte – besonders in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Datenanalyse, Elektrotechnik und Biotechnologie.
Gleichzeitig werden traditionelle Berufe durch den Vormarsch der Automatisierung und Robotik unter Druck geraten. Um diesen Wandel erfolgreich zu meistern, müssen Unternehmen verstärkt auf Umschulung und Weiterbildung setzen, um ihre Belegschaft für die Anforderungen der neuen Technologien zu qualifizieren. Mitarbeiter, die bereit sind, sich neue Fähigkeiten anzueignen, werden gefragter denn je sein.
Doch auch die Regierungen sind gefordert: Sie müssen die Voraussetzungen schaffen, um den Übergang zu einer technologiebasierten Wirtschaft zu unterstützen. Investitionen in Bildung und innovative Ausbildungsprogramme sind unumgänglich, um sicherzustellen, dass der Fachkräftemangel in diesen wachsenden Branchen nicht zum Hindernis für das wirtschaftliche Wachstum wird.
Die Arenen als Wachstumsmotoren der Zukunft
Die McKinsey-Studie zeigt eindrucksvoll, wie stark sich der globale Wettbewerb bis 2040 verschieben wird. Unternehmen, die in den aufstrebenden Arenen tätig sind, haben die besten Chancen, das zukünftige Wirtschaftswachstum zu dominieren. Allerdings bleibt es für Regionen wie Europa eine strategische Herausforderung, in diesem dynamischen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wer in den kommenden Jahrzehnten die richtigen Technologien vorantreibt und strategische Partnerschaften schmiedet, wird die globale Wirtschaft von morgen prägen. Aber das Rennen hat gerade erst begonnen – und es gibt noch viele Hürden, die auf dem Weg zum wirtschaftlichen Erfolg überwunden werden müssen.