Endlich Wochenende – doch für viele Deutsche bedeutet das weniger Erleichterung als Sie vielleicht vermuten möchten. Im Gegenteil: Der „Weekend Blues“ macht immer mehr deutschen Arbeitnehmern zu schaffen. Das, was Wissenschaftler auch als Sonntagsneurose oder Wochenenddepression bezeichnen, scheint mittlerweile vor allem Männer mit einem hohen Bildungsgrad zu belasten. Mythos oder Wahrheit? Was hat es mit dem Weekend Blues wirklich auf sich und woher kommt das Phänomen?

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1. Was bedeutet „Weekend Blues“?
2. Was hat die Wochenendneurose mit dem Bildungsgrad zu tun?
3. Hätten Sie das gedacht? Der Montag wird zum Lieblingstag
4. Verheerende Folgen der Weekend Blues
5. Kein Grund zur Panik

Was bedeutet „Weekend Blues“?

Als Weekend Blues bezeichnen die Forscher das Phänomen, dass Arbeitnehmer am Wochenende unzufriedener mit ihrem Leben sind als während der Arbeitswoche. Demnach stelle sich bei vielen Arbeitnehmern an Samstagen und Sonntagen ein Gefühl der Unlust, Motivationslosigkeit, Rastlosigkeit und manchmal gar Depression ein. Und sie können diese These mit aktuellen Zahlen belegen:

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Eine von den Ökonomen Maennig, Wilhelm und Steenbeck durchgeführte Studie kam demnach zu dem Ergebnis, dass vor allem Männer mit einem hohen Bildungsstand vermehrt der Wochenendneurose verfallen. Doch auch bei Frauen korreliert die Häufigkeit und Ausprägung ihrer Weekend Blues direkt mit dem jeweiligen Bildungsstand.

Während bei weiblichen Arbeitnehmern der Tiefpunkt allerdings vermehrt am Samstag ist, leiden die Männer eher an Sonntagen. Ein interessantes, ja beinahe schockierendes Ergebnis. Mit über 20.000 befragten Studienteilnehmern ist diese Umfrage durchaus repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.

Was hat die Wochenendneurose mit dem Bildungsgrad zu tun?

Die Frage, welche sich anhand dieser Studienergebnisse geradezu aufdrängt, ist: Wieso leiden vor allem Menschen mit hohem Bildungsgrad unter dem Weekend Blues? Hierüber können nur Vermutungen angestellt werden. Die Forscher jedenfalls, interpretieren ihre Resultate wie folgt:

  • Weniger gut gebildete Menschen arbeiten häufig körperlich härter, für einen geringeren Lohn und haben weniger Spaß an ihrer Arbeit. Sie sind demnach froh, wenn sie am Wochenende einmal nicht arbeiten müssen und suchen ihre Eigendefinition vermehrt in der Freizeit, zum Beispiel über Hobbys.
  • Menschen mit höherer Bildung hingegen, haben bessere Jobs, die ihnen mehr Spaß machen und welchen sie deshalb lieber nachgehen. Es gibt zwei unterschiedliche „Typen“:
  • Die einen definieren sich gänzlich über ihre Arbeit. Wenn diese am Wochenende fehlt, fehlt zugleich die eigene Identität und viele Arbeitnehmer wissen gar nicht mehr, was sie „mit sich selbst“ anfangen sollen. Sie empfinden die Freizeit oder gar Zeit für die Familie häufig als Belastung.
  • Die anderen leiden stattdessen oder zudem unter dem Dauerstress, den ihr Job und die hohe Verantwortung mit sich bringen. Gerade Führungskräfte halten am Wochenende häufig den Stresspegel ebenso hoch wie während der Arbeitswoche – bewusst oder unbewusst. Grillpartys, Familienausflüge, Haushalt…völlig erschöpft wird ihnen dann am Sonntagabend bewusst, dass bereits die neue, anstrengende Arbeitswoche vor der Tür steht.

Hätten Sie das gedacht? Der Montag wird zum Lieblingstag

Es ist unglaublich aber wahr: Die Studien kamen außerdem zu dem verblüffenden Ergebnis, dass der Montag der Lieblingstag deutscher Arbeitnehmer ist. Die Frage nach dem „Warum“ bleibt allerdings ein Rätsel. Vielleicht, weil sie dann „endlich“ wieder arbeiten dürfen? Komisch ist auch, dass andere Studien zu folgendem Ergebnis kamen:

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Während die Arbeitnehmer am Montag tendenziell am glücklichsten sind, sind sie am wenigsten leistungsfähig.

Vor allem in der Industrie sowie den Finanzmärkten sei der Montag sehr pessimistisch geprägt. Anleger seien hier stets zurückhaltender als an anderen Wochentagen. Von der Arbeitgeberseite wird der Montag daher häufig als der „schlechteste“ Tag bewertet.

Verheerende Folgen der Weekend Blues

Über die Gründe der Weekend Blues lässt sich diskutieren, nicht aber über deren verheerende Folgen für die Arbeitnehmer selbst sowie die Wirtschaft: Uns Deutschen fällt es immer schwerer, den Stresspegel an freien Tag herunterzufahren und so ausreichend Entspannung zu finden. Und wer stets unter Hochspannung und Dauerbelastung lebt und arbeitet, wird früher oder später in der Krankheit landen. Burnout, Angststörungen, Krebs…viele Krankheiten werden heutzutage mit dem Dauerstress der modernen Gesellschaft in Verbindung gebracht. Aus medizinischer und ökonomischer Perspektive stellt der Weekend Blues deshalb nur ein Symptom einer tieferliegenden Problematik dar: Eine Problematik, die nur politisch sowie gesellschaftlich gelöst werden könnte. Das schon beinahe „modische“ Problem namens Burnout geht mittlerweile nämlich über die einzelne Person hinaus: Es sei eine (sozio-)ökonomische Katastrophe, so Thomas Straubhaar, Professor an der Universität für Volkswirtschaftslehre. Er fordert deshalb

  • politische Veränderungen zum besseren Ausgleich der zunehmenden Belastung junger Generationen durch den demographischen Wandel.
  • aktive Prävention der Weekend Blues bei Führungskräften und Mitarbeitern durch die Unternehmen.
  • Minderung des Stresspegels bei Arbeitnehmern durch geregelte Arbeitszeiten und aktive Auszeiten.

Kein Grund zur Panik

Tatsächlich wäre es an der Zeit, dass nicht nur die Arbeitnehmer selbst, sondern auch die Arbeitgeber und Politik endlich aktiv gegen das Massenphänomen Burnout vorgehen. Bei längerer Lebensarbeitszeit, ständiger Erreichbarkeit, unregelmäßigen Arbeitszeiten und immer komplexeren Arbeitsinhalten, wird der Prozess des Ausbrennens, der mangelnden Leidenschaft, Motivation und Leistungsfähigkeit in Zukunft immer schneller voranschreiten. Dennoch: Grund zur Panik liefert der Weekend Blues nicht. Zyklische Stimmungsschwankungen sind durchaus normal: So sind wir tendenziell am Monatsende sowie im Winter unglücklicher. Wichtig ist daher schlichtweg, dass Sie für sich selbst erkennen, welche Gründe wirklich hinter Ihren persönlichen Stimmungsschwankungen stecken.

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Haben Sie überhaupt einen Samstags-, Sonntags- oder Weekend Blues?

Bildnachweis: Photo by Julien-Pier Belanger on Unsplash

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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