Eine Mitarbeiterin fokussiert sich auf ihren Bildschirm, der Projektbericht muss dringend fertig werden. Doch links neben ihr palavert ein Kollege über das Wochenende, rechts blinken Slack-Nachrichten auf, und irgendwo plärrt ein Smartphone mit Social-Media-Benachrichtigungen. Willkommen im modernen Büroalltag – ein Ort, an dem alles passieren darf, nur selten konzentriertes Arbeiten.

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Hast du dich schon mal gefragt, warum du am Ende eines Acht-Stunden-Tages das Gefühl hast, nichts wirklich geschafft zu haben und völlig durch den Wind zu sein?

So viel vorweg: Es liegt nicht am fehlenden Einsatz oder am kalten Kaffee – sondern am Zustand moderner Büroarbeitsplätze. Sie sind zu laut, zu offen, zu digital – und damit vor allem eines: hochgradig ablenkend.

Was uns am Arbeitsplatz ablenkt – und wen es besonders trifft

Laut dem Udemy Workplace Distraction Report sind es vor allem drei Faktoren, die uns regelmäßig aus dem Workflow reißen:

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  • Geschwätzige Kollegen (80 %)
  • Allgemeiner Bürolärm (70 %)
  • Smartphones – besonders für Millennials und Gen Z (69 %)

Die Folge: 74 % der jungen Beschäftigten fühlen sich regelmäßig abgelenkt. Und wer abgelenkt ist, fühlt sich oft gestresst (41 %), unmotiviert (46 %) und zweifelt auch noch an der eigenen Leistungsfähigkeit.

Besonders brisant: Mehr als ein Drittel der 18- bis 35-Jährigen verbringen über zwei Stunden täglich mit ihrem Smartphone – rein für private Aktivitäten natürlich. Das entspricht mindestens 10 Stunden pro Woche, in denen sie gedanklich nicht zu 100 Prozent bei der Arbeit sind.

Ein Großteil der Ablenkung ist hausgemacht

Nicht nur äußere Störungen setzen uns zu. Über die Hälfte der Unterbrechungen im Arbeitsalltag sind selbst verursacht – das schnelle Scrollen durch Instagram, der kurze Blick auf WhatsApp oder das „nur kurz“ geöffnete Browserfenster zur Lieblings-Gaming-Website. Was „als schnell mal“ abgetan wird, kostet messbar Produktivität: Laut einer Studie der Michigan State University steigt die Fehlerrate bereits nach einer Drei-Sekunden-Unterbrechung signifikant. Und das Wiederfinden des Workflows? Dauert im Schnitt bis zu 30 Minuten – auch wenn sich viele einreden, sie seien schneller zurück wieder im Fokus

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Meetings – das Ablenkungs-Paradoxon

Ironischerweise sind Meetings oft selbst Teil des Problems. 60 % der Befragten empfinden sie als reine Ablenkung – unterbrochen von Technikproblemen, Abschweifungen oder Büroklatsch. Jede zweite Besprechung wird zusätzlich durch Small Talk (54 %) und anderweitiger Kommunikationsformen  (45 %) gestört.

Damit kippt das Gleichgewicht: Statt Orientierung für das weitere Vorgehen zu geben, erzeugen Meetings eher Unruhe. Statt Fokus zu fördern, zerstreuen sie die Aufmerksamkeit der Anwesenden.

Lese-Tipp: Laut Steve Jobs ist das der Nr. 1 Produktivitätskiller in Unternehmen

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Fluktuation: Wenn Ablenkung zur Kündigungsursache wird

Was viele Führungskräfte unterschätzen: Ablenkung ist nicht nur ein Effizienzproblem, sondern ein Kulturproblem – und Kündigungsgrund.

  • 34 % der Beschäftigten sagen, dass sie ihren Job wegen der ständigen Störungen weniger mögen.
  • 22 % der jüngeren Mitarbeitenden sehen ihre Karrierechancen gefährdet, weil sie sich nicht entfalten können.
  • 20 % fühlen sich nicht in der Lage, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Kurz: Wer nicht konzentriert arbeiten kann, verliert nicht nur Zeit – sondern auch Motivation, Zufriedenheit und Bindung an den Arbeitgeber.

Wie Unternehmen gegensteuern können

Die gute Nachricht: Es gibt drei Hebel, die jenseits von Pausenräumen und Konzentrationsmusik wirken.

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1. Training statt Technikvertrauen

70 % der Beschäftigten glauben, dass gezielte Schulungen bei der Bewältigung von Ablenkungen helfen könnten – doch kaum jemand spricht das offen an – geschweige denn, geht das an. Themen wie Zeitmanagement, Fokusstrategien und digitales Selbstmanagement gehören längst in jedes Weiterbildungsprogramm.

2. Flexible Arbeitsmodelle

52 % der Beschäftigten sind produktiver, wenn sie außerhalb des Büros arbeiten können. Das Homeoffice oder hybride Modelle bieten oft die nötige Ruhe, die offene Büros nicht leisten können – vorausgesetzt, sie werden ablenkungsfrei gestaltet.

3. Klare Kulturregeln im Büro

Ob „No-Meeting-Mittwoch“ oder Ruhezonen für stilles Arbeiten: 31 % wünschen sich klare Normen für Lärm, Unterbrechungen und Verhalten im Büro. Solche Regeln entlasten nicht nur jeden Einzelnen, sondern fördern auch kollektive Achtsamkeit.

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Nicht alles muss leise sein – aber alles sollte bewusst sein

Ablenkungen im Job lassen sich nicht vollständig vermeiden. Irgendetwas lenkt uns immer ab – sei es von außen oder von innen. Doch wir müssen lernen, mit den alltäglichen Störungen umzugehen – oder sie zumindest gezielt einzudämmen. Arbeitgeber können dabei viel tun: nicht mit stumpfen Verboten, sondern mit Verständnis, Strukturen und klugen Lernangeboten die sich dem Thema Störung widmen.

Denn das Problem ist nicht, dass Mitarbeitende durch verschiedenste Faktoren von ihrer Arbeit abgelenkt werden. Sondern, dass sie mit dieser Herausforderung meist allein gelassen werden – und selbst Wege finden müssen, ihre Konzentration zu schützen und Kollegen sensibel auf störendes Verhalten hinzuweisen.

Nachgefragt: Was lenkt dich im Büroalltag am meisten ab – und was hilft dir, trotzdem konzentriert zu bleiben?

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