Stell dir vor: Dein Ex – oder deine Ex – meldet sich. Nach Monaten Funkstille. Nach Ghosting deluxe. Und will dich plötzlich zurück. Klingt nach einer billigen Netflix-Romanze? Ist aber Realität – im Job.
Denn in Zeiten des Fachkräftemangels passiert auch Folgendes: Das Unternehmen, das dich entlassen oder gehen lassen hat, ruft an. Mit einem Jobangebot. Fast ein bisschen wie ein reumütiger Ex-Partner, der plötzlich doch erkennt, was er an dir hatte. Nur: Willst du diese Geschichte wirklich noch einmal schreiben?
Zurück ins Unternehmen: Warum wollen die mich plötzlich wieder?
„Boomerang Hiring“ nennt sich das Phänomen in der HR-Welt. Immer mehr Firmen holen ehemalige Mitarbeitende zurück – oft auch die, die sie vorher selbst gekündigt haben. Mal aus Kostengründen, mal wegen Umstrukturierungen, mal einfach aus Kalkül. Und jetzt? Jetzt brauchen sie dich. Dringend.
Nicht, weil die Chefetage nachts wachliegt und sich die Kündigung nicht verzeihen kann. Sondern, weil die Realität am Arbeitsmarkt härter ist als gedacht: Dein Know-how ist weg. Die Position immer noch unbesetzt oder zumindest nicht optimal. Die Projekte geraten ins Stocken. Und neue Leute? Die zu finden und einzuarbeiten dauert – und kostet. Also klingeln sie lieber bei dir, der den Laden kennt. Schnell einsetzbar. Ohne großen Onboarding-Aufwand.
Die Wahrheit ist manchmal ein weiterer Tritt: Du bist in diesem Moment kein Wunschkandidat. Sondern eine pragmatische Lösung. Ein möglicher Joker, gezogen aus der Personalakte. Nicht mehr, nicht weniger.
Wie fühlt sich das an?
Wie ein Anruf vom Ex, der plötzlich „Fehler“ eingesteht – weil es bei der Neuen nicht geklappt hat. Du hast die Kündigung durchlebt. Den Schock. Die Wut. Die Bewerbungsmarathons. Vielleicht schon einen neuen Job, vielleicht sogar neues Selbstbewusstsein getankt. Und jetzt? Sollst du einfach zurückkommen, als wäre nichts gewesen?
Das Gefühl ist zwiespältig. Da ist Genugtuung – die Genugtuung, dass sie merken, wie wertvoll man doch war. Aber auch Misstrauen: Warum jetzt? Warum ich? Was, wenn die Lage sich wieder ändert?
Ist es ein echter Neuanfang – oder bloß ein Pflaster?
Manchmal ist der Gedanke an eine Rückkehr verlockend. Mehr Gehalt. Bekannte Abläufe. Kurze Einarbeitungszeit. Ein fast nahtloser Übergang. Aber Vorsicht: Die Strukturen, die dich damals entlassen oder zum Gehen bewegt haben, sind oft noch dieselben. Die Führungskräfte dieselben. Die Probleme dieselben.
Hat sich wirklich etwas verändert? Oder wirst du einfach nur auf dieselbe offene Wunde geklebt?
Die Risiken sind subtil, aber real. Alte Konflikte könnten wieder aufbrechen. Das Vertrauen der Kollegen nicht mehr garantiert. Und der unsichtbare Stempel „kündbar“? Der bleibt oft kleben. Rückkehrer berichten immer wieder, dass sie sich nie ganz von ihrer „alten Rolle“ lösen konnten.
Eine Rückkehr bedeutet oft auch: alte Muster, alte Erwartungen. Man rutscht schnell wieder in die Position, die man eigentlich hinter sich lassen wollte.
Wann lohnt sich der Schritt dennoch zurück?
Es gibt Situationen, in denen ein Comeback durchaus Sinn machen kann. Dann nämlich, wenn sich nicht nur die Zahlen auf dem Gehaltszettel verändert haben, sondern die Rahmenbedingungen. Wenn neue Führungskräfte da sind, die Unternehmenskultur sich weiterentwickelt hat, wenn die Rolle, die dir angeboten wird, mehr Verantwortung, mehr Gestaltungsspielraum, echte Entwicklungsperspektive bedeutet.
Und vor allem: wenn du für dich selbst innerlich wirklich abgeschlossen hast. Wenn du zurückkommst, weil du willst – nicht, weil es gerade der einfachste Weg ist.
Und wann lieber nicht?
Nicht zurückgehen solltest du, wenn du spürst, dass du nur eine Notlösung für das Unternehmen bist. Wenn die Probleme, die dich damals frustriert oder gar verletzt haben, immer noch vorherrschen. Wenn die Rückkehr nicht aus Überzeugung geschieht, sondern aus Angst oder Bequemlichkeit. Dann ist die Gefahr groß, dass du bald wieder an dem Punkt stehst, an dem du schon einmal warst. Nur mit weniger Illusionen – und noch mehr Frust.
Zurück ins Unternehmen: Deine Entscheidung, dein Risiko
Am Ende stellt sich für dich nicht die Frage: „Brauchen die mich so sehr?“ Sondern: „Will ich zurück?“
Denn jede Rückkehr ist auch ein emotionaler Kraftakt. Sie verlangt Vergebung. Vertrauen. Und den Mut, wieder loszulassen, wenn es nicht funktioniert. Nicht jede Trennung lässt sich einfach rückgängig machen, nur weil der Bedarf gerade da ist.
Vielleicht ist ein „Danke, nein“ am Ende die konsequenteste Entscheidung. Weil du woanders gewachsen bist. Weil du erkannt hast, dass Loyalität auch Grenzen kennt. Und manche Türen besser für immer geschlossen bleiben.