Am Muttertag sagen wir „Danke“. Für die Geduld. Für die schlaflosen Nächte. Für das Dasein. Es ist ein Tag voller Basteleien, Pralinen und Blumen. Ein Tag, der Mütter ehrt und dabei oft vergisst, wie tief Mutterschaft wirklich geht. Denn das Muttersein verändert nicht nur unser Leben. Es verändert unseren Körper, unsere Zellen und es prägt unsere Kinder auf eine Weise, die heute erst langsam verstanden wird.
Der Preis des Lebens: Was Schwangerschaft mit dem Körper macht
Eine Schwangerschaft ist kein Spaziergang. Das wissen alle, die sie erlebt haben. Doch wie tiefgreifend sie den Körper tatsächlich verändert, zeigt eine aktuelle Studie der Columbia University. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben darin den sogenannten „epigenetischen Alterungsprozess“ untersucht, also das biologische Alter, das sich in der DNA widerspiegelt. Ihr Ergebnis: Jede Schwangerschaft lässt eine Frau im Schnitt um 2,4 bis 2,8 Monate biologisch altern.
Die Studie, durchgeführt mit über 1.700 jungen Frauen auf den Philippinen, zeigt damit messbare Spuren, die eine Schwangerschaft hinterlässt, unabhängig davon, wie jung oder fit die Mutter ist. Und das betrifft nicht nur Haut oder Figur, sondern die Zellstruktur selbst.
Was auf den ersten Blick beunruhigend klingt, bekommt durch eine andere Studie eine neue Wendung: Forschende der Yale School of Medicine konnten zeigen, dass sich dieser Alterungsprozess nach der Geburt teilweise umkehren lässt. Drei Monate nach der Entbindung beobachteten sie bei manchen Frauen eine Art biologische Verjüngung, um bis zu acht Jahre. Faktoren wie Stillen, ein niedriger BMI und der generelle Gesundheitszustand spielen hier eine entscheidende Rolle.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Mutterschaft hinterlässt Spuren. Aber nicht nur als Belastung auch als Beweis für die Regenerationsfähigkeit des weiblichen Körpers.
Wenn Erfahrung zum Vorteil wird: Was Kinder älterer Mütter mitnehmen
Während der Körper der Mutter also Höchstleistungen vollbringt, profitiert das Kind vor allem, wenn die Mutter etwas älter ist. Das zeigt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg.
Kinder von Müttern über 30 schnitten in mathematischen Tests besser ab und zeigten eine fortgeschrittenere sozial-emotionale Entwicklung als Kinder jüngerer Mütter. Der Grund liegt laut Forschenden vor allem in den Lebensumständen: Ältere Mütter verfügen häufiger über ein höheres Bildungsniveau, haben ein stabileres Einkommen und leben oft in geregelteren Partnerschaften. Sie haben meist bereits persönliche Erfahrungen gesammelt, die ihnen helfen, gelassener, bewusster und strukturierter zu erziehen.
Heißt das also: je später, desto besser? Nicht unbedingt. Die Studien zeigen auch, dass die Nachteile, die junge Mütter eventuell mitbringen, wie ein abgebrochenes Studium, geringes Einkommen oder fehlende Betreuungsstrukturen, mit gesellschaftlicher Unterstützung aufgefangen werden könnten.
Entscheidend ist nicht das Alter an sich. Entscheidend ist, ob eine Frau, unabhängig vom Geburtsjahr, die Chance bekommt, Bildung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Was der Muttertag nicht sieht
Der Muttertag erzählt oft eine romantische Geschichte: von aufopferungsvoller Liebe, von natürlicher Fürsorge, von weiblicher Stärke. Und ja, vieles davon ist wahr. Aber es ist eben nicht die ganze Wahrheit.
Mutterschaft bedeutet auch Zellalterung, psychische und körperliche Belastung, strukturelle Benachteiligung und gesellschaftliche Rollenzuschreibungen. Gleichzeitig bringt sie eine emotionale Tiefe und eine neue Perspektive, die kaum etwas anderes im Leben so prägend formt.
Kinder profitieren davon, wenn Mütter Zeit, Ressourcen und einen sicheren Rahmen haben. Und Mütter profitieren, wenn sie nicht zwischen „Rabenmutter“ und „Heilige“ wählen müssen, sondern einfach Frau sein dürfen.
Ein Tag ist zu wenig
Mutterschaft beginnt mit einer biologischen Grenzerfahrung und wächst sich in vielen Fällen zu einer Lebensaufgabe aus. Sie verdient Dankbarkeit, ja. Aber auch politische Unterstützung, faire Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Anerkennung jenseits von Schokolade und Blumen.
Vielleicht ist der Muttertag 2025 eine gute Gelegenheit, beides zu verbinden: die warme Geste und die klare Botschaft. Denn das, was Mutterschaft wirklich bedeutet, ist größer als ein Tag.
Ein paar Wörter von Anne und Fred
Wir, Anne und Fred von arbeits-abc.de, wissen aus eigener Erfahrung, was Mutterschaft bedeutet. Was es heißt, morgens mit müden Augen eine Brotdose zu packen, berufliche Termine zu koordinieren, während ein Kind Fieber hat, oder abends noch einen Moment der Nähe zu schaffen, obwohl die Kräfte längst erschöpft sind.
Wir wissen, was es heißt, Verantwortung zu tragen emotional, organisatorisch, mental. Und wie oft diese Arbeit im Hintergrund geschieht: ungesehen, aber unverzichtbar.
Ob es nun Care-Arbeit ist, die niemand bezahlt, oder die ständige Gratwanderung zwischen Beruf und Familie: Jede Mutter leistet mehr, als Worte je beschreiben können. Und genau deshalb sagen wir heute nicht nur Danke, wir wünschen allen Müttern einen Tag, an dem sie sich selbst spüren dürfen. Einen Tag ohne Erwartungen, ohne To-dos, ohne „nur noch kurz“.
Von Herzen:
Alles Liebe zum Muttertag!
Anne & Fred