Remote ist das New Normal – zumindest für viele. Slack, Zoom und flexible Arbeitszeiten sind in vielen Branchen längst als Standard. Doch gerade die Jüngsten im Team stellen plötzlich alles infrage: Die Generation Z will mehr als digitale Freiheit. Sie will echte Nähe. Und sie bringt mit ihrer Haltung frischen Wind in die Diskussion um die Zukunft der Arbeit.
Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage ist die Gen Z die Altersgruppe, die am wenigsten Interesse an reiner Remote-Arbeit hegt. Nur 23 Prozent der befragten remote-fähigen Arbeitnehmer dieser Generation möchten ausschließlich von zu Hause aus arbeiten. Im Vergleich dazu: Bei den älteren Generationen liegt dieser Wert bei 35 Prozent. Der Wunsch, ganz auf das Büro zu verzichten, ist bei der Gen Z also deutlich weniger ausgeprägt.
Hybride Arbeit: das Modell der Wahl?
Die meisten jungen Beschäftigten bevorzugen ein hybrides Arbeitsmodell – also die Kombination aus Homeoffice und Präsenz. Und nicht nur das: Sie wünschen sich, dass auch ihre Kollegen häufiger ins Büro kommen. Während Millennials sich vermehrt eine Zunahme von Remote-Arbeit im Team wünschen, tritt die Generation Z für eine stärkere physische Präsenz ein.
Auf den ersten Blick überraschend – bei näherem Hinsehen jedoch nachvollziehbar: Die Lebensrealität der Gen Z erklärt ihr Verhalten.Viele Gen-Z-Mitarbeitende befinden sich in der Anfangsphase ihrer Karriere. Sie haben keine Kinder, sind durch ihren Job in neue Städte gezogen und verfügen noch nicht über ein festes berufliches oder soziales Netzwerk. Für sie ist der Arbeitsplatz daher mehr als nur ein Ort zum Arbeiten – er ist auch ein Ort der Zugehörigkeit.
Gen Z: Die einsamste aller Generationen
Die Generation Z gilt als die einsamste aller Generationen. Fast doppelt so häufig wie die Generation X und fast dreimal so häufig wie die Babyboomer geben sie an, sich einsam zu fühlen. Diese emotionale Realität hat Auswirkungen auf ihre Erwartungen an den Arbeitsplatz. Wer zu Hause allein sitzt und seine Kollegen nur per Bildschirm erlebt, baut kaum Beziehungen auf. Der soziale Kitt im Unternehmen droht zu bröckeln.
Gleichzeitig wird deutlich: Die Flexibilität der Hybrid-Modelle wirkt in der Praxis oft kontraproduktiv. 66 Prozent der Gen-Z-Hybridarbeiter dürfen zwar selbst entscheiden, an welchen Tagen sie ins Büro kommen, doch dadurch sitzen sie häufig allein im Büro. Während ihre Kollegen andere Tage gewählt haben oder vollständig remote bleiben, verpufft die Möglichkeit für Begegnungen im Büro.
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Die emotionale Kluft zwischen den Generationen
Ein weiterer Aspekt: Millennials, insbesondere die älteren unter ihnen, haben ein ganz anderes Verhältnis zur Remote-Arbeit. Für sie ist sie oft ein Instrument zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 41 Prozent von ihnen geben an, dass sie sich nach einem anderen Job umsehen würden, sollte die Möglichkeit zur Fernarbeit eingeschränkt werden. Sie haben sich an diese neue Freiheit gewöhnt und wollen sie nicht mehr missen.
Die Gen Z hingegen ist noch dabei, sich im Berufsleben zu orientieren und Fuß zu fassen. Sie will lernen, wachsen, Teil eines Teams, ja Teil einer Entwicklung, werden. Das geht eben schlecht über Videokonferenzen allein. Zwar geben 37 Prozent von ihnen an, dass sie im Homeoffice am produktivsten sind – fast ebenso viele jedoch bevorzugen das Büro (32 %) oder sehen zumindest keinen Unterschied (31 %).
Was das für Arbeitgeber bedeutet
Hybride Arbeit muss ein Stück weit neu gedacht werden. Es reicht nicht, nur flexible Arbeitsoptionen zu schaffen. Es geht auch darum, Begegnungen zu ermöglichen – bewusst, geplant und regelmäßig. Führungskräfte sollten mit ihren Teams besprechen, wann wer im Büro ist, und gezielt Tage festlegen, an denen alle vor Ort sind. Nur so kann echte Zusammenarbeit und ein fundamentales Teamgefühl entstehen.
Zudem braucht es neue Rituale und Kommunikationsformate: Teamtage mit Workshops, regelmäßige Präsenz-Feedbackgespräche, Peer-Mentoring für Berufseinsteiger. Die physische Nähe fördert Vertrauen, Motivation und Bindung.
Kein 9-to-5, aber auch keine Einsamkeit
Die Generation Z will nicht zurück in starre 9-to-5-Jobs. Sie schätzt Flexibilität. Aber sie will dabei nicht allein gelassen werden. Die größte Gefahr für Unternehmen ist daher nicht die Rückkehr ins Büro, sondern die entstandene Leere darin.
Wenn Arbeitgeber diese Signale ernst nehmen, bietet sich eine große Chance: Hybrides Arbeiten kann das Beste aus beiden Welten vereinen – digitale Freiheit und echte Nähe. Die Gen Z macht deutlich, dass wir beides brauchen.
Also: Wie so oft liegt die Zukunft der Arbeit nicht im Entweder-oder. Sondern im Sowohl-als-auch – klug gestaltet, generationengerecht gedacht, mit einem offenen Ohr für die leisen Stimmen der Jüngsten.