Der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Option ist seit der Coronapandemie kaum weitergewachsen. Seit 2023 pendelt er sich stabil bei rund 20 % ein – trotz technischer Möglichkeiten, wachsender Nachfrage und Erfolgsversprechen durch hybride Modelle. Was viele gefühlt als neue Normalität empfinden, ist laut Datenlage bislang eher ein Randphänomen geblieben.
Homeoffice stagniert – obwohl alles dafür spricht
2019 enthielten weniger als 5 % der Stellenanzeigen einen Hinweis auf Homeoffice. Dann kam Corona – und mit der Pandemie ein Digitalisierungsschub, der die Zahl sprunghaft ansteigen ließ. Doch seither ist kaum etwas passiert: Seit 2023 stagniert der Anteil bei rund 20 %. Die technische Infrastruktur ist längst vorhanden. Was fehlt, ist vielleicht der Wille zur Veränderung.
Wer Homeoffice will, muss in die richtige Branche – oder in die richtige Stadt
Die Studie zeigt: Homeoffice ist kein flächendeckendes Arbeitsmodell, sondern ein Standort- und Branchenprivileg. Besonders hoch ist der Anteil in der Finanz- und Versicherungsbranche (42 %), im Bereich Information und Kommunikation (33 %) sowie in der Immobilienwirtschaft (31,3 %). In Vorpommern-Rügen, dem Weimarer Land oder dem Wartburgkreis dagegen erlaubt nur etwa jede zwanzigste Ausschreibung das Arbeiten von zu Hause. Am oberen Ende der Skala stehen Köln (35,8 %), Stuttgart (34,9 %) und Düsseldorf (34,8 %).
Technik ist da – genutzt wird sie nur selten
„In stärker digitalisierten Branchen sind Jobs besser mit Homeoffice vereinbar“, sagt Christina Langer von der Stanford University. Trotzdem bleibt mobiles Arbeiten vielerorts eher die Ausnahme. Nicht wegen fehlender Technik, sondern weil Unternehmen lieber an alten Strukturen festhalten. Wer von zu Hause arbeitet, entzieht sich der direkten Kontrolle – und genau das wollen viele Führungskräfte vermeiden. Die Möglichkeiten sind da. Genutzt werden sie nur, wenn es wirklich sein muss.
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Vielleicht geht es beim Homeoffice gar nicht um Arbeit
Vielleicht ist die Debatte um Homeoffice nur die sichtbare Oberfläche eines tieferliegenden Problems: Misstrauen, Kontrollbedürfnis, Führungsversagen. In vielen Unternehmen fehlt es nicht an Technik, sondern schlicht an Vertrauen. Vielleicht geht es bei der Homeoffice-Debatte längst nicht mehr um Arbeitsorte, sondern um Kontrolle. Wer führt, will sehen. Wer arbeitet, will Freiraum. Und genau da beginnt der Konflikt.