Was sagt dein Beruf über dich aus – beim Smalltalk, bei Familienfeiern oder sogar beim ersten Tinder-Match? Mehr, als uns oft lieb ist. Manche Jobs ziehen neugierige Fragen und anerkennendes Nicken nach sich. Andere führen zu höflichem Lächeln und dann zum Themawechsel. Woran das liegt? Nicht am Gehalt, sondern an dem Bild, das wir mit bestimmten Tätigkeiten verbinden. Es geht um Erwartungen, Vorstellungen und darum, was ein Job über deinen Platz in der Gesellschaft erzählt.

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Diese Berufe genießen ein hohes Ansehen

Laut folgender Statista-Umfrage zum Ansehen einzelner Berufsgruppen in Deutschland genießen Feuerwehrleute mit 92 % das höchste gesellschaftliche Ansehen. Dahinter folgen Krankenpfleger (89 %) und Altenpfleger (87 %). Auch Polizisten zählen mit 79 % zu den angesehensten Berufen.

Statistik: Welche dieser Berufe genießt Ihrer Meinung nach ein hohes bzw. kein hohes Ansehen? (Anteil der Befragten, die ein sehr hohes bzw. hohes Ansehen zuordnen) | Statista
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Auffällig: Besonders geschätzt werden Tätigkeiten, die anderen Menschen unmittelbar helfen – und das unabhängig vom Gehalt. Denn Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen liegen beim Bruttomonatsverdienst deutlich unter dem Schnitt der Gesamtwirtschaft.

Am anderen Ende der Skala: Versicherungsvertreter. Und das, obwohl der Finanz- und Versicherungssektor zu den bestbezahlten Branchen gehört. Der Widerspruch könnte kaum größer sein. Viele erinnern sich noch an die Klinkenputzer nach der Wende 1989 – und an das ramponierte Image, das damit verbunden war.

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Selbst handwerkliche oder körperlich belastende Berufe wie Dachdecker oder Müllwerker schneiden im Image besser ab als Steuerberater oder Manager. Den tiefsten Absturz hat der Bankangestellte hingelegt – einst ein Inbegriff von Seriosität, heute eher ein Symbol für Gier, Krisen und graue Langeweile.

Was dahinter steckt? Wir beurteilen Berufe nicht nur nach Titel oder Gehalt, sondern danach, ob sie als ehrlich, nützlich oder eigennützig empfunden werden. Und das wirkt bis ins Privatleben hinein: Auf Dating-Plattformen wie Tinder haben Menschen mit „helfenden Berufen“ die besseren Karten. Es zählt eben nicht nur das Aussehen, sondern auch, wofür man morgens aufsteht.

Arbeiten nur für den Profit? Aristoteles hätte den Kopf geschüttelt

Schon Aristoteles unterschied zwischen Tätigkeiten, die einem höheren Zweck dienen, und solchen, die allein dem Gelderwerb verschrieben sind. Er verurteilte er die Chrematistik – also das Streben nach Reichtum um seiner selbst willen – als unnatürlich und der geistigen Entwicklung abträglich. Wertvoll sei hingegen die Oikonomia, also das kluge Haushalten im Sinne des Gemeinwohls. Wer arbeitet, um etwas zu gestalten, beizutragen oder zu verbessern, handelt – in aristotelischem Sinne – sinnstiftender als jemand, der allein auf Profit aus ist.

Ganz so streng sehen wir es heute nicht mehr. Aber der Gedanke wirkt ein wenig nach: Wir achten Berufe, die „etwas bringen„. Die unmittelbar helfen, schützen, versorgen. Und wir misstrauen Tätigkeiten, bei denen das Ziel zu sehr nach innen gerichtet scheint, etwa in Vertrieb oder der Beratung. Da zählt nicht der Output für andere, sondern der eigene Vorteil. Und genau das kratzt am Image.

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Was du wirklich mit deinem Job vermittelst

Der gesellschaftliche Blick auf Berufe ist auch ein Stück weit emotional. Wer in Uniform hilft, wird schnell zum Helden. Wer Zahlen jongliert, bleibt unsichtbar. Dabei ist die eigentliche Bedeutung einer Tätigkeit nicht immer offensichtlich. Dennoch beeinflusst das Bild, das andere sich von deinem Job machen, deinen Alltag: im Gespräch, beim Kennenlernen, sogar bei der Wohnungssuche.

Der gesellschaftliche Blick auf Berufe ist selten neutral. Wer hilft, rettet oder versorgt, wird schnell zum Helden gemacht. Wer hingegen Zahlen jongliert oder Prozesse steuert, sorgt kaum für Gesprächsstoff. Dabei steckt hinter vielen Tätigkeiten mehr, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Trotzdem beeinflusst das Bild, das andere sich von deinem Job machen, deinen Alltag – im Gespräch, beim Kennenlernen, sogar bei der Wohnungssuche.

Heißt das: lieber Feuerwehrmann werden als Steuerfachangestellte? Nein. Aber wer weiß, warum sein Beruf geschätzt wird – oder eben nicht – kann selbstbewusster mit Klischees umgehen. Und vielleicht daran arbeiten, sein eigenes berufliches Profil so zu gestalten, dass es mehr zeigt als den Jobtitel. Sinn, Werte und Wirkung inklusive.

Was du für deine Berufswahl mitnehmen kannst

Wenn du darüber nachdenkst, welchen Beruf du erlernen oder welchen Job du machen willst und warum sich deiner manchmal unscheinbar anfühlt, dann frag dich:

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  • Wem hilft meine Arbeit konkret?
  • Würde ich mit meinem Beruf auch in einem Tinder-Profil sehen wollen?
  • Was sage ich über mich selbst, wenn ich meinen Job nenne?

Diese Antworten bringen dich nicht nur im Job weiter, sondern überall dort, wo Menschen erfahren wollen, wer du bist – und nicht nur, was du tust.

Nachgefragt: Hast du schon erlebt, dass dir dein Beruf beim Kennenlernen, im Gespräch oder bei der Wohnungssuche eher Vorteile oder sogar Nachteile gebracht hat?

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Hinweis in eigener Sache:  Du fühlst dich im Job frustriert und brauchst einen klaren Plan für deinen Neustart? In unserem Guide „Die Exit-Strategie“ erfährst du, wie du deinen Absprung sicher meisterst – von der Kündigung bis zur Jobsuche. Hier geht’s zum Guide!
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