Noch vor wenigen Jahren sprachen Wirtschaftsexperten von goldenen Zeiten für Beschäftigte. Vollbeschäftigung schien in Reichweite, Unternehmen klagten über zu wenige Bewerber. Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht. Während die einen vom „War for Talents“ sprechen, sehen andere Anzeichen für eine wachsende Arbeitslosigkeit. Wie passt das zusammen? Und was bedeutet das für Arbeitnehmer und Bewerber im Jahr 2025?

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Wachstum bleibt aus – mit Folgen für den Arbeitsmarkt

Die wirtschaftlichen Prognosen für Deutschland sind ernüchternd. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird das Bruttoinlandsprodukt 2025 voraussichtlich nur um 0,4 Prozent wachsen – ein schwacher Wert, der sich direkt auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Trotz dieses schleppenden Wachstums rechnet das IAB mit einem Anstieg der Erwerbstätigenzahl um 180.000 Personen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Gleichzeitig wird auch die Arbeitslosigkeit steigen. Besonders betroffen sind strukturschwache Regionen. In Westdeutschland wird für 2025 eine Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent erwartet, in Ostdeutschland sogar 7,6 Prozent. Die regionale Arbeitsmarktprognose des IAB zeigt, dass sich die Dynamik des Arbeitsmarktes verlangsamt. Die Zahl der neuen Jobs wächst nicht mehr so schnell wie früher, während gleichzeitig Stellenabbau droht.

Besonders betroffen sind Industriebetriebe, die durch hohe Energiekosten und sinkende Exportnachfrage unter Druck geraten. Doch auch in einigen Dienstleistungssektoren wächst die Unsicherheit. Unternehmen zögern mit Neueinstellungen, Befristungen nehmen zu.

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Fachkräftemangel bleibt – aber nicht für alle Berufe

Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten bleibt der Fachkräftemangel ein zentrales Problem. Laut einer aktuellen Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen derzeit bundesweit über 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte.

Besonders betroffen sind Berufe mit einer klassischen Ausbildung. Auch die Studie „Arbeitslandschaft 2025“ von Prognos warnt, dass Deutschland bis 2025 rund 2,9 Millionen qualifizierte Erwerbstätige fehlen könnten. Während Akademiker in vielen Bereichen weiterhin gute Chancen haben, gibt es in einigen Berufen ein Überangebot, während in anderen massive Engpässe drohen.

Ein genauerer Blick zeigt:

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  • Große Engpässe gibt es in der Pflege, im Handwerk, in technischen Berufen sowie in der IT. Hier übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich.
  • Schwierig wird es für Arbeitnehmer in klassischen Verwaltungsberufen, im Einzelhandel oder in Bereichen, die durch Digitalisierung zunehmend automatisiert werden.

Das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) prognostiziert für den Zeitraum 2024 bis 2028, dass ungenutzte Potenziale insbesondere bei Frauen, älteren Arbeitnehmern und ausländischen Fachkräften liegen. Unternehmen und Politik stehen vor der Herausforderung, diese Potenziale gezielt zu erschließen, um den Fachkräftemangel zu lindern.

Wer in einer vom Strukturwandel betroffenen Branche arbeitet, sollte spätestens jetzt über eine Umschulung oder Weiterbildung nachdenken. IT-Kenntnisse, digitale Kompetenzen und handwerkliche Qualifikationen sind 2025 wertvoller denn je.

Der Arbeitsmarkt teilt sich – wer profitiert, wer verliert?

Die Spaltung des Arbeitsmarktes zeigt sich nicht nur zwischen Berufen, sondern auch zwischen Arbeitnehmergruppen. Wer flexibel ist und bereit, sich weiterzubilden, kann sich seine Stelle oft aussuchen. Wer sich auf bestehende Qualifikationen verlässt und nicht in Weiterbildung investiert, läuft Gefahr, abgehängt zu werden.

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  • Junge Arbeitnehmer profitieren von der hohen Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften. Wer nach der Ausbildung oder dem Studium direkt in eine gefragte Branche einsteigt, hat beste Chancen auf sichere Jobs und Gehaltssteigerungen.
  • Ältere Arbeitnehmer haben es schwerer, wenn sie nicht gezielt ihre Fähigkeiten anpassen. Wer über 50 ist und in einer Branche mit sinkender Nachfrage arbeitet, muss mit längeren Zeiten der Jobsuche rechnen.
  • Langzeitarbeitslose und gering Qualifizierte sind am stärksten gefährdet. Die Nachfrage nach einfachen Tätigkeiten sinkt, während viele Stellen höhere Anforderungen mit sich bringen.

Für Unternehmen bedeutet das: Die Rekrutierung wird komplizierter. Die richtigen Fachkräfte zu finden, ist oft schwieriger als früher. Gleichzeitig könnten sich Unternehmen stärker um ältere Arbeitnehmer bemühen, da jüngere Fachkräfte fehlen.

Minijobs und Midijobs: Flexible Modelle oder Sackgasse?

Neben den klassischen Arbeitsverhältnissen bleiben Minijobs und Midijobs ein wichtiges Thema. Laut dem Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gibt es in Deutschland rund 6,7 Millionen Minijobber – eine Zahl, die zeigt, wie viele Menschen auf diese Art der Beschäftigung setzen.

Doch ist der Minijob eine Chance oder eine Sackgasse?

Vorteil: Minijobs bieten Flexibilität, steuerliche Vorteile und sind oft ein guter Einstieg in den Arbeitsmarkt.

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Nachteil: Sie bieten wenig soziale Absicherung, keine langfristige Perspektive und erschweren den Weg in eine volle sozialversicherungspflichtige Anstellung.

Eine Alternative kann der Midijob sein. Bei einem Einkommen zwischen 556,01 und 2.000 Euro zahlen Arbeitnehmer reduzierte Sozialabgaben, sind aber trotzdem voll kranken-, pflege- und rentenversichert. Midijobs gelten als sinnvolle Lösung, um Arbeitnehmer langfristig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Gerade für Berufsrückkehrer oder Menschen, die nach einer längeren Pause wieder arbeiten wollen, kann ein Midijob ein Sprungbrett sein. Doch wer langfristig Karriere machen will, sollte sich nicht zu lange mit geringfügiger Beschäftigung zufriedengeben.

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Wer sich anpasst, bleibt gefragt

Der Arbeitsmarkt 2025 ist zweigeteilt: Während einige Branchen weiterhin nach Fachkräften suchen, kämpfen andere Arbeitnehmergruppen um ihre berufliche Zukunft.

Wer sich gezielt weiterbildet, flexibel bleibt und sich an neue Anforderungen gerade auch im Bereich der künstlichen Intelligenz anpasst, wird auch in den kommenden Jahren gute Chancen haben. Unternehmen müssen gleichzeitig neue Wege gehen, um Fachkräfte zu finden und zu binden – sei es durch gezielte Qualifizierungsprogramme, flexiblere Arbeitszeitmodelle oder den stärkeren Einbezug älterer Arbeitnehmer.

Doch für viele Menschen wird 2025 eine Herausforderung. Ohne wirtschaftliches Wachstum entstehen kaum neue Jobs – und ohne gut ausgebildete Fachkräfte kann sich die Wirtschaft nicht erholen. Deutschland steht an einem arbeitsmarktpolitischen Wendepunkt. Die Frage ist: Wer nutzt die Chancen, und wer bleibt auf der Strecke?

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