Ein Freund kam neulich zu mir, frustriert und ratlos. Seit Monaten kämpfte er um eine Beförderung. Er sprach mehrfach mit seinem Chef, argumentierte, machte Druck. Doch statt der ersehnten Karrierechance bekam er ein Versetzungsangebot. Mehr Gehalt, ja – aber auch ein völlig neuer Wohn- und Arbeitsort. Er hatte sich zu sehr verkrampft, zu viel gewollt. Und am Ende nicht das bekommen, was er sich erhofft hatte.
Wer sich zu sehr auf ein Ziel versteift, verliert oft die Gelassenheit. Das Problem: Druck erzeugt Gegendruck. Anspannung, Nervosität, Unruhe – all das steht uns im Weg, wenn wir etwas wirklich verändern wollen. Der Versuch, mit aller Kraft eine Tür aufzustoßen, kann dazu führen, dass sie sich für immer verschließt.
Warum Loslassen oft der bessere Weg ist
Viele glauben, Erfolg bedeute, sich mit aller Kraft durchzusetzen – Mauern zu durchbrechen. Schon in der Schule lernen wir, dass Leistung mit Ansehen verknüpft ist. Durchhalten, Zähne zusammenbeißen, weitermachen. Später im Job steigern wir unseren Einsatz, wenn es nicht läuft. Überstunden für den Leistungseindruck. Doch manchmal ist das kontraproduktiv.
Loslassen heißt nicht aufgeben. Es bedeutet, Dinge nicht erzwingen zu wollen. Ein gesunder Abstand hilft uns, klarer zu denken und neue Perspektiven zu entdecken – wie in Assassin’s Creed, wenn wir die Vogelperspektive nutzen, um ein feindliches Lager auszuspionieren und eine Strategie zu entwickeln. Wer entspannt bleibt, kann kreativer und flexibler auf Chancen reagieren.
Ein bekanntes Beispiel aus der Psychologie ist das sogenannte „Paradoxon der Absicht„. Wenn wir etwas zu stark wollen, setzen wir uns unter Stress, der uns blockiert. Sportler kennen das Phänomen: Wer sich zu sehr auf den perfekten Wurf oder Sprung konzentriert, verkrampft – und verfehlt sein Ziel. Wer hingegen in den Fluss des Moments eintaucht, handelt intuitiv und erfolgreich. Dasselbe gilt für Bewerbungen, Karriereentscheidungen oder schwierige Gespräche. Wer sich innerlich löst, strahlt Sicherheit aus – und wird wirkt eher überzeugend.
Erfolg durch Vertrauen
Das gilt auch im Berufsleben. Wer unbedingt eine Gehaltserhöhung will und sie forciert, riskiert Ablehnung – eckt an. Wer zwanghaft versucht, ein gegen die Wand gefahrenes Projekt doch noch zu retten, verliert oft den Blick für das Wesentliche. Erfolg entsteht, wenn wir im Einklang mit uns selbst handeln – nicht, wenn wir uns verbiegen.
Doch wie lässt man los? Ein Ansatz ist, sich bewusst zu machen, dass wir nicht alles kontrollieren können. Wer sein Bestes gibt, sollte darauf vertrauen, dass sich Chancen ergeben. Statt sich zu verkrampfen, kann hilft es, den Blick zu weiten: Was könnte eine alternative Möglichkeit sein? Welche anderen Wege führen ans Ziel?
Natürlich bedeutet das nicht, passiv zu sein, sich zurückzulehnen oder keine Ziele zu haben. Es bedeutet, den eigenen Weg mit Ruhe und Selbstvertrauen zu gehen. Wer Leistung bringt, wird gesehen – meist genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
Vielleicht hätte mein Freund seine Beförderung bekommen, wenn er nicht so viel Druck gemacht hätte. Vielleicht öffnet ihm die Versetzung nun ganz neue Türen. Manchmal führt Loslassen genau dorthin, wo wir eigentlich hinwollen – nur auf einem anderen Weg. Erfolg entsteht dort, wo wir bereit sind, ihn geschehen zu lassen, statt ihn erzwingen zu wollen.