Junge Talente erwarten echte Nachhaltigkeit von ihren Arbeitgebern. Wie Unternehmen diesem Wunsch nachkommen, umweltbewusst handeln und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich bleiben.
Für Gen Z und Millennials ist Nachhaltigkeit längst mehr als nur ein Modewort. Sie erwarten von Arbeitgebern nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern echte, spürbare Veränderungen. Laut der „Gen Z and Millennial Survey 2024“ von Deloitte machen sich 62 % der Gen Z und 59 % der Millennials ernsthaft Sorgen über den Klimawandel.
Und das bleibt nicht folgenlos: Fast drei Viertel von ihnen versuchen aktiv, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Doch das reicht ihnen nicht – sie wollen, dass auch Unternehmen ihren Teil dazu beitragen.
Die Frage ist also nicht, ob Unternehmen sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen sollten, sondern wie sie das tun. Denn junge Talente suchen nicht nur einen Job, sondern einen Arbeitgeber, der Verantwortung übernimmt. Aber wie kann man diesem Anspruch gerecht werden?
Nachhaltigkeit strategisch im Unternehmen verankern
1. Nachhaltigkeitsteams aufbauen
Ein einzelnes Green-Event pro Jahr oder ein paar Solarpanels reichen nicht aus, um die junge Generation zu überzeugen. Unternehmen sollten Nachhaltigkeit als Teil ihrer Kernstrategie betrachten und eigene Teams aufbauen, die sich ausschließlich um dieses Thema kümmern. Diese sogenannten Nachhaltigkeitsteams – idealerweise unter der Leitung eines Chief Sustainability Officers (CSO) – bündeln Fachwissen und Ressourcen und sind dafür zuständig, nachhaltige Maßnahmen zu planen und umzusetzen.
Ein Beispiel aus Deutschland: Ein großer Einzelhändler, der in ganz Deutschland Filialen betreibt, könnte für jede Region einen Nachhaltigkeitsmanager einstellen. Diese Manager hätten die Aufgabe, die Umsetzung nachhaltiger Praktiken vor Ort zu koordinieren – sei es durch die Reduktion von Plastikverpackungen, die Umstellung auf erneuerbare Energien oder die Einführung nachhaltiger Lieferketten. So zeigt das Unternehmen, dass es nicht nur globale Ziele verfolgt, sondern auch vor Ort aktiv ist.
2. Erst analysieren, dann handeln: Wesentlichkeitsanalyse
Bevor man startet, muss man wissen, wo man steht. Eine Wesentlichkeitsanalyse hilft Unternehmen dabei, die größten ökologischen und sozialen Herausforderungen zu identifizieren. Wo sind die CO2-Hotspots im Unternehmen? Welche Lieferketten haben die größten Umweltauswirkungen? Diese Analyse schafft Klarheit und hilft, gezielte Maßnahmen zu entwickeln, die wirklich etwas bewirken. Und: Sie schützt davor, Zeit und Geld in Maßnahmen zu investieren, die wenig Effekt haben.
3. Regeln einhalten und mehr tun
Unternehmen müssen bereits eine Vielzahl von Umweltauflagen erfüllen. Aber junge Menschen erwarten mehr als nur die Einhaltung von Vorschriften. Sie wollen sehen, dass Unternehmen proaktiv handeln. Das bedeutet, nicht nur lokale Gesetze zu berücksichtigen, sondern auch internationale Standards wie die EU-Nachhaltigkeitsrichtlinien einzuhalten – und im besten Fall sogar darüber hinauszugehen. Ein Beispiel dafür ist, schon heute CO2-Neutralität anzustreben, obwohl dies erst 2045 gesetzlich verpflichtend wird. Nach dem Jahr 2050 sollen sogar negative Treibhausgasemissionen erreicht werden.
4. Remote-Work und lokale Initiativen
Nicht jede Maßnahme muss spektakulär sein, um Wirkung zu zeigen. Schon kleine Veränderungen im Arbeitsalltag sind von großer Bedeutung. Remote-Work beispielsweise reduziert den Pendelverkehr und damit die CO2-Emissionen erheblich. Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, zumindest teilweise von zu Hause zu arbeiten, tun sie nicht nur etwas für die Umwelt, sondern verbessern auch die Work-Life-Balance.
Ein weiteres Beispiel sind lokal gelagerte Projekte. So könnte ein Unternehmen gemeinsam mit der Stadt Bäume pflanzen, um innerstädtische Grünflächen zu schaffen oder zu erweitern. Solche Aktionen mögen auf den ersten Blick klein erscheinen, aber sie zeigen, dass das Unternehmen nicht nur global denkt, sondern auch lokal Verantwortung übernimmt.
5. Transparenz und Kommunikation: Die Basis für Glaubwürdigkeit
Greenwashing, also das vorschnelle „Grünfärben“ von Unternehmensaktivitäten, wird natürlich schnell durchschaut. Um glaubwürdig zu bleiben, müssen Unternehmen transparent über ihre Nachhaltigkeitsziele und -fortschritte berichten. Das bedeutet: Erfolge genauso kommunizieren wie Rückschläge. Regelmäßige Updates auf der Unternehmenswebsite, Nachhaltigkeitsberichte und offene Kommunikation in den sozialen Medien schaffen Vertrauen – sowohl bei den Mitarbeitenden als auch bei potenziellen Kunden.
Ein Blick in den Sustainability Transformation Monitor 2024
Laut der aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung, dem „Sustainability Transformation Monitor 2024“, haben über die Hälfte der deutschen Unternehmen Nachhaltigkeit bereits als Teil ihrer Unternehmensstrategie verankert. Fast 80 % der Unternehmen haben das Thema in der Geschäftsführung etabliert.
Dennoch gibt es große Herausforderungen: Nur ein Drittel der Unternehmen fühlt sich gut vorbereitet, um die kommenden regulatorischen Anforderungen wie die EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie (CSRD) zu erfüllen. Fehlende finanzielle und personelle Ressourcen sowie die Komplexität der Datenbeschaffung werden als größte Hürden genannt?
Die Studie zeigt auch, dass etwa 70 % der Unternehmen ihren CO?-Fußabdruck kennen und sich Klimaziele gesetzt haben. Allerdings sind nur ein Viertel dieser Ziele wissenschaftlich fundiert und extern überprüft? Dies verdeutlicht, dass viele Unternehmen noch einen weiten Weg vor sich haben, um nachhaltiger zu werden – aber auch, dass es bereits vielversprechende Ansätze gibt.
Nachhaltigkeit in Unternehmen ist kein Trend – sie ist die Zukunft
Die Erwartungen der jungen Generation sind klar: Sie wollen Arbeitgeber, die Verantwortung übernehmen und zeigen, dass sie den Planeten nicht auf Kosten des Profits aufs Spiel setzen.
Die Zukunft gehört denen, die sich schon heute um die Umwelt kümmern. Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, werden nicht nur die besten Talente anziehen, sondern auch die Loyalität ihrer Kunden gewinnen.
Hältst du die Nachhaltigkeitsziele deines Arbeitgebers für glaubwürdig? Oder vermutest du dahinter doch nur einen grünen Anstrich?