Wir alle kennen diese drei unscheinbaren Wörter: „Mache ich später“. Sie klingen harmlos, fast wie ein Versprechen an uns selbst, alles im Griff zu haben. Doch in Wirklichkeit hemmen sie unsere Produktivität, schwächen unser Selbstbewusstsein und blockieren unser berufliches Wachstum.
Warum sagen wir „Mache ich später“?
Aus meinen Gesprächen mit Mitarbeitern, Führungskräften und Geschäftsleuten zeichnet sich immer wieder ein Bild ab, dass die Aussage „Mache ich später“ häufig eine Form von Bequemlichkeit, getarntem Perfektionismus oder eine geschickte Methode ist, sich vor möglichen Fehlern, Kritik oder Versagen zu schützen.
Indem wir wichtige Dinge aufschieben, verschaffen wir uns eine Art Sicherheitsgefühl: keine Fehler, keine Kritik, keine Risiken. Doch diese vermeintliche Sicherheit zahlt einen hohen Preis.
- Vielleicht glaubst du, du müsstest dich auf die Präsentation noch besser vorbereiten. Oder du denkst, du müsstest noch die perfekte E-Mail-Formulierung finden, bevor du eine wichtige Nachricht an einen Großkunden verschickst.
- Du redest dir ein, dass bald ein besonderer Tag kommen wird, an dem du dich bereit fühlst, oder dass ein Meeting die beste Gelegenheit bietet, die Dinge anzusprechen, die dir schon lange auf der Zunge brennen.
- Vielleicht versprichst du dir selbst, den nervigen Bericht oder das Aufräumen deines Schreibtisches zu einem späteren Zeitpunkt zu erledigen, wenn du „mehr Zeit hast“.
- Oder du wartest mit dem Gehaltsgespräch, bis du den nächsten Meilenstein deiner Karriere erreicht hast.
Aber in Wirklichkeit vermeidest du nur unangenehme Dinge und schiebst sie so lange auf, bis sie irgendwann ganz aus deinem Fokus verschwinden und nie erledigt werden.
„Mache ich später“ ist der stille Killer deiner Produktivität. Es raubt dir das Momentum, in dem du wirklich etwas anpacken, bewirken und erledigen könntest. Stattdessen verlierst du dich im Aufschub und verpasst die Gelegenheit, deine Ziele zu erreichen, dein Potenzial zu entfalten – und belügst dich auch noch selbst.
Aufschieben schädigt dein Selbstbewusstsein
Das Problem mit „Mache ich später“ ist nicht nur, dass wir unsere Aufgaben nicht rechtzeitig erledigen. Die wahre Gefahr liegt in der langsamen Erosion unseres Selbstbewusstseins. Jedes Mal, wenn wir uns entscheiden, etwas aufzuschieben, senden wir eine Nachricht an uns selbst: „Ich schaffe das jetzt nicht.“ Wir untergraben unser Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern und Dinge sofort zu erledigen. Langfristig führt dies zu einer negativen Spirale, in der wir immer weniger an uns glauben und noch mehr aufschieben.
Hinzu kommt der Stress, der durch das ständige Aufschieben entsteht. Während wir uns einreden, dass wir durch das Aufschieben einer unangenehmen Aufgabe kurzfristig Erleichterung verschaffen, baut sich im Hintergrund der Druck auf. Die Aufgabe bleibt bestehen, und je länger wir warten, desto größer erscheint sie uns. Der Berg, den wir zu erklimmen haben, wächst, und die Angst davor ebenfalls.
Der Teufelskreis des „Später-Machens“
Ein weiteres Problem ist der Teufelskreis, den diese drei Wörter erzeugen. Je mehr wir aufschieben, desto schwieriger wird es, ins Handeln zu kommen. Wir gewöhnen uns daran, dass wir Dinge „später“ erledigen – und „später“ wird zu einem vagen Zeitpunkt in der Zukunft, der niemals kommt. Dieser Kreislauf führt zu Frustration, verpassten Chancen und dem Gefühl, dass wir feststecken.
Vielleicht hast du schon einmal erlebt, wie befreiend es sein kann, eine unangenehme Aufgabe sofort zu erledigen. Das Gefühl, etwas geschafft zu haben, gibt uns einen Energieschub und stärkt unser Selbstvertrauen. Indem wir handeln, statt aufzuschieben, gewinnen wir Kontrolle über unsere Situation zurück und erleben, wie viel wir tatsächlich im Hier und Jetzt bewirken können.
Die wahren Ursachen: Angst vor Fehlern und Perfektionismus
Viele Menschen, die oft „Das mache ich später“ sagen, leiden unter Perfektionismus. Sie glauben, dass alles perfekt sein muss, bevor sie handeln können. Doch Perfektionismus ist oft nur eine Maske für die Angst vor Fehlern. Wir fürchten uns davor, etwas nicht gut genug zu machen, und schieben es deshalb lieber auf. Dabei vergessen wir, dass Fehler ein natürlicher Teil des Wachstumsprozesses sind. Niemand ist perfekt, und das ist auch gut so.
Perfektionismus kann uns auch davon abhalten, Neues zu wagen. Wir denken, wir müssten alles bereits perfekt beherrschen, bevor wir loslegen können.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Jobsuche: Wir glauben, wir müssten 100 Prozent des Anforderungsprofils der Stellenanzeige erfüllen, um uns bei einem Unternehmen zu bewerben. Dabei reichen laut Studien bereits 70 Prozent. Wichtig ist, den Fokus auf unsere eigenen Stärken zu legen und zu zeigen, dass wir lernwillig und motiviert sind. Wir müssen also nicht alles perfekt beherrschen, sondern die Bereitschaft mitbringen, uns weiterzuentwickeln. Wir werden nur durch das TUN besser. Wenn wir ständig auf den perfekten Moment warten, werden wir nie ins Handeln kommen.
Laut einer Studie des Sinus-Instituts leiden 8 von 10 Deutschen unter Aufschieberitis, also der Neigung, Dinge aufzuschieben. Diese weit verbreitete Angewohnheit zeigt, dass das Problem tief in unserem Verhalten verankert ist.
Wie aus „Mache ich später“ – „Mache ich jetzt“ wird
Die beste Zeit, etwas zu tun, ist immer JETZT. Statt dir „Mache ich später“ einzureden, frage dich: Was kann ich jetzt tun, um voranzukommen? Was kann ich jetzt tun, auch wenn es nur ein kleiner Schritt ist? Erfolg entsteht nicht über Nacht, sondern in vielen kleinen Schritten – im Jetzt, nicht im Später.
Hier sind einige Strategien, um das Aufschieben zu überwinden und ins Handeln zu kommen:
Setze dir klare Ziele: Wenn du genau weißt, was du erreichen möchtest, fällt es dir leichter, ins Handeln zu kommen. Setze dir realistische, messbare Ziele und arbeite Schritt für Schritt darauf hin.
Teile große Aufgaben in kleine Schritte auf: Oft schieben wir Dinge auf, weil sie uns zu groß und überwältigend erscheinen. Teile große Aufgaben in kleinere, machbare Schritte auf, die du leichter bewältigen kannst. Jeder kleine Erfolg motiviert dich, weiterzumachen.
Nutze Zeitfenster: Statt zu denken, du müsstest eine Aufgabe komplett erledigen, nutze feste Zeitfenster. Nimm dir zum Beispiel vor, 15 Minuten an einer Aufgabe zu arbeiten. Du wirst du feststellen, dass der Anfang das Schwierigste ist – und wenn du erst einmal begonnen hast, fällt es dir leichter, dranzubleiben.
Belohne dich: Belohnungen können ein starker Anreiz sein, um ins Handeln zu kommen. Setze dir kleine Belohnungen, wenn du eine Aufgabe erledigt hast. Das kann etwas sein, das dir Freude bereitet – ein Spaziergang, ein Stück Schokolade oder eine kurze Pause, in der du etwas machst, das dir Spaß macht.
Was passiert, wenn ich es nicht tue? Manchmal hilft es, sich die Konsequenzen des Aufschiebens vor Augen zu führen. Was passiert, wenn du die Aufgabe nicht erledigst? Welche Chancen verpasst du? Welche negativen Folgen könnten das haben? Diese Fragen helfen dir, die Dringlichkeit zu erkennen und ins Handeln zu kommen.
Niemand ist vollkommen: Erlaube dir, Fehler zu machen. Niemand ist perfekt, und das Streben nach Perfektion führt oft nur dazu, dass wir gar nichts tun. Besser unvollkommen handeln, als perfekt aufzuschieben.
Erfolg liegt im Handeln
Anstatt zu warten, bis du dich „bereit“ fühlst, fange einfach an. Die meisten Menschen werden sich nie wirklich bereit fühlen – und genau das unterscheidet die Erfolgreichen von denjenigen, die ihre Ziele nie erreichen. Erfolgreiche Menschen handeln, auch wenn sie Zweifel haben, auch wenn sie Angst haben, auch wenn die Umstände nicht perfekt sind.
Also, wann immer du das nächste Mal versucht bist, diese drei giftigen Wörter zu benutzen, halte inne und entscheide dich anders. Handle jetzt, statt später – und du wirst sehen, wie du nicht nur deine Arbeit, sondern auch dich selbst auf ein neues Level bringst.