Der Strukturwandel zwingt Arbeitsmarkt und Wirtschaft zu Anpassungen, um Arbeitsplatzverluste zu verhindern. Hier setzt das Qualifizierungsgeld an, um Arbeitnehmer während ihrer Weiterbildung finanziell unter die Arme zu greifen. Doch wie funktioniert es genau, und wie viel Geld gibt es?

Anzeige

Was ist das Qualifizierungsgeld?

Das Qualifizierungsgeld unterstützt Arbeitnehmer, deren Tätigkeiten durch den Strukturwandel bedroht sind. Es dient dazu, die Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen zu erleichtern und damit die Beschäftigungsfähigkeit langfristig zu sichern. Diese Unterstützung ist zwar kein Allheilmittel, aber eine gezielte Maßnahme zur Förderung spezifischer Weiterbildungen.

Qualifizierungsgeld: Wer hat Anspruch?

Das Qualifizierungsgeld ist an mehrere Voraussetzungen gebunden:

  1. Bedarf aufgrund des Strukturwandels: Der Bedarf muss durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge belegt sein.
  2. Betroffene Mitarbeiter: In kleineren Betrieben (unter 250 Beschäftigte) müssen mindestens 10% der Belegschaft betroffen sein, in größeren Betrieben mindestens 20%.
  3. Geplante Qualifizierungsmaßnahmen: Diese müssen vertraglich festgehalten und durch eine Sicherungsprognose untermauert werden.

Wie wird das Geld beantragt?

Der Antrag auf Qualifizierungsgeld muss vom Arbeitgeber gestellt werden, obwohl die Arbeitnehmer die Hauptnutznießer sind. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der Antrag muss mindestens drei Monate vor Beginn der Maßnahme eingereicht werden, was eine vorausschauende Planung verlangt.

Anzeige

Wie hoch ist das Qualifizierungsgeld?

Die Höhe des Qualifizierungsgeldes orientiert sich an der Nettoentgeltdifferenz, also der Differenz zwischen dem regulären Nettoentgelt und dem während der Weiterbildung entgangenen Verdienst:

  • Arbeitnehmer mit Kindern: 67% der Nettoentgeltdifferenz
  • Arbeitnehmer ohne Kinder: 60% der Nettoentgeltdifferenz

Diese Beträge werden monatlich nachträglich an den Arbeitgeber gezahlt, der sie dann an die Arbeitnehmer weiterleitet.

Welche Weiterbildungen werden unterstützt?

  • Berufsabschlüsse und Teilqualifikationen: Erwerb neuer beruflicher Abschlüsse oder Qualifikationen, die den veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht werden.
  • Fachliche Weiterbildungen: Vertiefung fachlicher Kenntnisse und Fähigkeiten in Bereichen, die durch den Strukturwandel besonders betroffen sind.
  • Anpassungsqualifizierungen: Maßnahmen, die notwendig sind, um auf aktuelle technologische oder wirtschaftliche Veränderungen zu reagieren.

Welche Kompetenzen brauchen Arbeitnehmer in Zukunft?

Trotz der rasanten Fortschritte in der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz bleibt zwischenmenschliche Interaktion das A und O. Eine gute, transparente und einfühlsame Kommunikation ist immer noch entscheidend für viele Karrieren. Um den schnellen Wandel zu bewältigen und für die Zukunft gerüstet zu sein, brauchen wir aber spezifische Soft Skills, die sogenannten Future Skills.

Anzeige

Future Skills umfassen:

  • Personale Fähigkeiten: Selbstkritik, Selbstbewusstsein, Selbstmotivation, Belastbarkeit, Ehrgeiz, Eigeninitiative.
  • Soziale Fähigkeiten: Empathie, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit.
  • Methodische Fähigkeiten: Auffassungsgabe, Organisationstalent, Problemlösungskompetenz, Selbstmanagement.

Diese Fähigkeiten helfen uns, flexibel, kreativ und lösungsorientiert auf die Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes zu reagieren und unsere berufliche Zukunft zu sichern.

Qualifizierungsgeld: Vorteile, aber auch Herausforderungen

Obwohl das Qualifizierungsgeld erhebliche Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen:

  • Bürokratie: Der Verwaltungsaufwand kann für Unternehmen, insbesondere kleinere, erheblich sein.
  • Ermessensspielraum der Behörden: Die Bewilligung liegt im Ermessen der Agentur für Arbeit, was Unsicherheiten schafft.
  • Komplexität der Berechnung: Die präzise Berechnung erfordert eine detaillierte Dokumentation.

Qualifizierungsgeld: Ein Balanceakt zwischen Unterstützung und Bürokratie?

Das Qualifizierungsgeld ist ein wichtiger Schritt zur Unterstützung von Arbeitnehmern im Strukturwandel. Es bietet finanzielle Sicherheit und fördert dadurch die Weiterbildungsbereitschaft. Doch die Umsetzung erfordert eine sorgfältige Planung und wahrscheinlich einiges an administrative Anstrengungen seitens der Arbeitgeber. Eine genaue Kenntnis der Bedingungen und eine enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden sind unerlässlich, um den vollen Nutzen dieser Maßnahme zu realisieren.

Anzeige

Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Bild: Arbeits-ABC/Midjourney

Anzeige

Anzeige