Lebenslauf vom Algorithmus, Anschreiben per Mausklick – was früher viele Stunden oder sogar Tage dauerte, erledigt heute ein Prompt. Jeder fünfte Bewerber schreibt seinen CV bereits mit ChatGPT, weitere 20 Prozent lassen sich beim Anschreiben helfen. Das zeigt der aktuelle CGC 2025 Market Trend Report.

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Künstliche Intelligenz ist längst Standard in Bewerbungen geworden. Rund 65 Prozent der Bewerber verwenden KI-Tools wie ChatGPT, Perplexity und Co. im Bewerbungsprozess – Tendenz steigend. Klar, KI spart Zeit und manchmal auch Nerven. Aber wo bleibt dabei der Mensch – mit seinen Ecken und Kanten? Personaler stehen zunehmend vor dem Problem, zwischen echtem Profil und digitalem Feinschliff zu unterscheiden.

Die beliebtesten Einsatzfelder von KI: Bewerber verraten ihr Nutzungsverhalten

Der Report listet erstmals detailliert, wofür Bewerber KI konkret einsetzen – hier die Daten:

  • 20 % für das Anschreiben
  • 19 % für den Lebenslauf
  • 9 % für Bewerbungsfotos
  • 7 % für Interview-Vorbereitung
  • Weitere 5 % jeweils für Arbeitsproben und Karriereberatung

Was auffällt: Die Anwendung reicht längst über Textproduktion hinaus. KI wird zur Karriere-Co-Pilotin – von der Selbstinszenierung bis hin zur Simulation von Vorstellungsgesprächen.

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Interessant dabei: Zwar nutzen 20?% der Bewerber KI für das Anschreiben – doch viele Unternehmen verlangen längst keines mehr. Gerade im Zuge des Fachkräftemangels verzichten HR-Abteilungen zunehmend darauf. Ein gut strukturierter Lebenslauf genügt meist.

Was KI leisten kann: Struktur, Grammatik, perfekte Formulierungen. Was sie nicht ersetzt: die persönliche Note – das Ich – und das tiefgehende Verständnis für Lebenswege, Brüche und Entscheidungen, die nur ein Mensch authentisch erzählen kann.

Trotz aller technischen und auch faszinierenden Möglichkeiten gibt es folgendes zu beachten: Wer mit KI arbeitet, sollte seine Bewerbung nicht einfach generieren – sondern auch individualisieren. Denn ohne Ausrichtung auf das Unternehmen, die Stelle und die eigenen Skills bleibt auch die beste KI-Bewerbung weitestgehend oberflächlich. Je besser man sich also mit sich selbst und dem potenziellen Arbeitgeber auseinandersetzt, desto überzeugender wird am Ende auch das Ergebnis.

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Schon gewusst? Plattformen wie Teal zeigen, wie weit der KI-Einsatz im Bewerbungsprozess heute reicht. Der AI Resume Builder erstellt in wenigen Minuten maßgeschneiderte Lebensläufe – inklusive Feedback zu Inhalt, Struktur und einem Match-Score zur Stellenanzeige. Auch Anschreiben und Zusammenfassungen lassen sich automatisch optimieren – in Stil, Sprache und Aufbau. Selbst Design und Layout können ohne Vorkenntnisse angepasst werden.

Zwischen „Wow-Effekt“ und Wahrheitslücke

Für Unternehmen wird diese Entwicklung zur Gratwanderung. AI kann zwar helfen – aber sie ersetzt nicht unsere Intuition, unser Bauchgefühl, unsere Erfahrung. Die besten Talente erkennt man laut CGC nicht am Sprachstil im Anschreiben, sondern am Zusammenspiel von Persönlichkeit, Motivation und Passung – etwas, das Algorithmen (noch) nicht leisten können.

Recruiter setzen deshalb gezielt auf Maßnahmen wie:

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  • Abgleich von Bewerbungsunterlagen mit LinkedIn-Profilen
  • Interne Querprüfungen im Recruiting-Team zur Validierung
  • Situative Fragen, um Bewerber mit echten Entscheidungssituationen zu konfrontieren

Best Practices für Unternehmen: Wie man zwischen „echt“ und „optimiert“ unterscheidet

Um in Zukunft fundierte Entscheidungen zu treffen, gibt CGC konkrete Empfehlungen:

  1. Gespräche führen: Persönliche Gespräche und Cultural Fit sind laut Report nicht ersetzbar.
  2. KI transparent nutzen: Unternehmen sollen Bewerber aktiv fragen, ob und wie KI genutzt wurde – ohne darüber zu werten.
  3. Trial & Project-Based Hiring: Kleine Probeaufgaben oder befristete Projekte helfen, Fähigkeiten jenseits von Papier und Prompt zu testen.
  4. Schnelles Handeln: Unternehmen verlieren Top-Talente, wenn sie länger als 48 Stunden für Intervieweinladungen brauchen. Im War for Talents zählt Tempo.

Lese-Tipp: Personaler irren häufiger, als sie glauben – Schuld ist das Bauchgefühl

Zwischen Vertrauen und Kontrolle: Der neue Balanceakt im Recruiting

Die Zahlen zeigen nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Verschiebung: Bewerbungen werden performativer – und zugleich austauschbarer. KI nivelliert Schwächen, aber auch ein Stück weit den Charakter. Das Risiko: Bewerber wirken zunehmend ähnlich, glatt, professionell – aber nicht mehr so individuell wie vor einigen Jahren.

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Deshalb plädiert der Report für mehr „emotionale Intelligenz auf Unternehmensseite“. Denn wer Menschen einstellen will, muss sich nicht von perfekten Phrasen beeindrucken oder gar leiten lassen, sondern von echter Substanz. Die wirkt nicht immer poliert – aber dafür authentisch.

Was bleibt? KI wird nicht mehr aus der Bewerbungswelt verschwinden – und das muss sie auch nicht. Aber die Kunst liegt künftig darin, zwischen Prompt und Mensch zu unterscheiden. Zwischen strategischer Optimierung und authentischer Motivation. Zwischen Schein und Sein.

Nachgefragt: Schreibst du deine Bewerbung noch selbst – oder überlässt du das längst ChatGPT und Co.? Und würdest du im Vorstellungsgespräch ehrlich zugeben, dass dein Anschreiben KI-generiert ist?

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