Ob beruflich oder privat: Nichts prägt unser Miteinander so sehr wie Sprache. Der Mensch kann nicht kommunizieren, ohne zu kommunizieren. Selbst wenn wir schweigen, sprechen wir – mit unserer Körpersprache, mit einem Blick, einem Stirnrunzeln, einem Seufzen. Miteinander zu reden, zu diskutieren, sich zu verständigen – das ist im Job genauso herausfordernd wie im Alltag.

Anzeige

Gerade im Berufsalltag wird es noch komplexer: Hier treffen unterschiedliche Rollen, Erwartungen und Machtverhältnisse aufeinander. Viele halten deshalb lieber den Mund, statt etwas Falsches zu sagen. Oder sie verstecken ihre Ideen hinter Konjunktiven und Entschuldigungen. Das Ergebnis: Missverständnisse, Frust – und verschenktes Potenzial.

Reden ist leicht – richtig verstanden werden nicht

Wir denken viel zu selten darüber nach, wie wir sprechen – und noch weniger darüber, wie unser Gesagtes beim Gegenüber ankommt. Viel zu oft plappern wir einfach drauflos, werfen Sätze in den Raum, ohne deren Wirkung zu reflektieren. Das ist kein Vorwurf, sondern eine nüchterne Beobachtung. Kommunikation wirkt oft banal, ist aber ein hochkomplexer Vorgang. Ein falscher Ton, ein unbedachtes Wort – und schon kippt die Stimmung. Im Teammeeting genauso wie zu Hause am Esstisch.

Denn Gespräche sind nie nur Worte. Es sind emotionale Systeme, in denen Unsichtbares mitschwingt: Tageslaune, Vorurteile, persönliche Erlebnisse, unausgesprochene Erwartungen. Wer selbstbewusst kommuniziert, kann diese Komplexität besser steuern, weil er sich seiner Wirkung bewusster ist und sensibler für Zwischentöne wird.

Anzeige

Schon gewusst? Laut einer aktuellen Atlassian-Studie verlieren Büroangestellte im Schnitt mehr als 40 Arbeitsstunden pro Jahr, weil sie mit unklarer Kommunikation ihrer Kollegen kämpfen. Ganze 61 Prozent sehen die schriftliche Kommunikation – also Mails, Chats oder Projekttools – als Hauptquelle für Missverständnisse. Gleichzeitig kann emotionale Kommunikation die Produktivität eines Teams um das Dreifache steigern. Heißt: Wer sich Mühe gibt, klar und menschlich zu kommunizieren, spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch für bessere Ergebnisse.

Was bedeutet selbstbewusste Kommunikation eigentlich?

Selbstbewusst zu kommunizieren bedeutet nicht, laut zu sein oder andere gar dominieren zu wollen. Es heißt, die eigenen Gedanken und Gefühle klar, ruhig und respektvoll auszudrücken. Es geht eher um folgende Einstellung: Ich nehme mich ernst – und dich auch.

Das zeigt sich zum Beispiel darin, wie wir Sätze beginnen. Wer seine Beiträge mit „Ich bin mir nicht sicher, aber …“ oder „Das ist jetzt vielleicht eine blöde Idee …“ einleitet, sendet unterschwellig: „Was ich sage, ist nicht wichtig.“ Wer stattdessen sagt: „Ich habe einen Gedanken, den ich teilen möchte“ oder „Dazu habe ich einen Vorschlag“, vermittelt Sicherheit – nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei den Zuhörenden.

Anzeige

Lese-Tipp: 4-Ohren-Modell: Wie gute Kommunikation im Job funktioniert

Wie wirkt sich selbstbewusste Kommunikation auf Teams aus?

Wenn Menschen sich trauen, auszusprechen, was sie wirklich denken – ohne Angst, missverstanden oder abgewertet zu werden –, verändert das die Dynamik im Team. Gespräche werden ehrlicher, Entscheidungsprozesse kürzer, der Umgang respektvoller.

Psychologisch betrachtet stärkt selbstbewusste Kommunikation nicht nur das eigene Selbstbild, sondern wirkt auch wie ein soziales Signal: „Du kannst dich auf mich verlassen. Ich bin präsent und echt.“ In Teams, in denen das gelebt wird, herrscht eine höhere psychologische Sicherheit – ein Faktor, der laut Studien wesentlich zur Team-Performance beiträgt.

Anzeige

Wie klingt selbstbewusste Kommunikation im Arbeitsalltag?

Hier sind typische Situationen aus dem Joballtag – mit Beispielen, was du lieber lassen solltest und wie es besser geht:

SituationSo besser nicht sagenSo kannst du es sagen
Kritik vom Chef bekommen„Ja, stimmt, das war wirklich blöd von mir, tut mir leid.“„Danke für das Feedback. Ich nehme das mit und schaue, wie ich es beim nächsten Mal besser lösen kann.“
Zusätzliche Aufgabe ablehnen„Ich glaube, das schaffe ich nicht auch noch …“„Aktuell bin ich an Projekt X gebunden. Ich kann es erst übernehmen, wenn das abgeschlossen ist – oder wir priorisieren um.“
Eigene Leistung betonen„Ich hab einfach nur gemacht, was halt nötig war …“„Ich habe in den letzten Wochen viel investiert, um das Projekt rechtzeitig fertigzustellen – das Ergebnis spricht für sich.“
Mit Kollegen auf Augenhöhe reden„Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht wäre das eine Idee …“„Ich habe einen Vorschlag, wie wir das angehen können – ich bin gespannt, was ihr denkt.“
Jemanden freundlich erinnern„Hey, hast du meine Mail eigentlich schon gelesen?“„Ich wollte kurz nachfragen, ob du schon Zeit hattest, auf meine Mail zu schauen. Ich brauche deine Rückmeldung, um weiterarbeiten zu können.“
Unterbrochen oder übergangen werdenEinfach schweigen und runterschlucken„Lass mich den Gedanken bitte kurz zu Ende bringen – ich glaube, er ist wichtig für unser Thema.“
Feedback geben„Also ganz ehrlich, das war nicht so toll …“„Ich sehe, was du versucht hast – und ich habe eine Idee, wie man es noch wirkungsvoller umsetzen könnte.“
Um Hilfe bitten„Sorry, ich weiß, du hast auch viel zu tun, aber könntest du …?“„Ich stecke gerade fest und brauche deine Expertise – hättest du eine halbe Stunde Zeit, um gemeinsam draufzuschauen?“

Was schwächt selbstbewusste Kommunikation?

Viele meinen, sie reden selbstbewusst – bis sie in stressige Situationen geraten. Dann übernehmen alte Muster. Automatisch. Unbemerkt. Und genau das wird zum Problem.

Ein typisches Beispiel: Wer permanent lächelt oder nickt, obwohl er innerlich anderer Meinung ist, sendet widersprüchliche Signale. Das wirkt nicht freundlich, sondern konfliktscheu und irgendwie cringe. Und letztlich unehrlich – auch gegenüber sich selbst.

Anzeige

Auch zu schnelles Reden, Füllwörter („ähm“, „sozusagen“, „halt“) oder hektische Gesten können den Eindruck vermitteln, dass jemand unsicher ist oder seine Worte nicht wirklich Gewicht haben. Gleiches gilt für ausweichende Blicke oder ein geduckter Körper – der Körper spricht immer mit.

Stattdessen gilt: Aufrecht sitzen oder stehen, Kopf hoch und Blickkontakt halten, Pausen aushalten. Wer nicht sofort nach jedem Satz nervös zum Handy greift oder das Gesagte relativiert, wirkt souverän. Präsenz entsteht oft genau in diesen stillen Momenten.

Was kann ich tun, um selbstbewusster zu kommunizieren?

Selbstbewusstes Kommunizieren lässt sich trainieren. Zum Beispiel durch:

Anzeige
  • Reflexion: Wie rede ich eigentlich? Nehme ich mich selbst ernst – oder mache ich mich kleiner? Einfach vor den Spiegel stellen und üben.
  • Sprache schärfen: Füllwörter streichen, klare Aussagen üben. Statt „Ich denke, das könnte vielleicht ein Weg sein …“ lieber: „Ich sehe einen möglichen Weg.“
  • Körpersprache bewusst einsetzen: Gerade sitzen, aufrechter Stand, offene und zugewante Körpersprache.
  • Feedback einholen: Wie wirke ich auf Freunde, Baknnte und Kollegen? Was kommt wie an?

Ein gutes Übungsfeld ist auch der Arbeitsalltag: bei Präsentationen, in Meetings, aber auch in E-Mails. Statt zu schreiben: „Sorry für die späte Rückmeldung“ einfach sagen: „Danke für deine Geduld.“

Merke: Niemand kommt mit perfekter Rhetorik auf die Welt. Aber jeder kann lernen, sich verständlich auszudrücken, zuzuhören und bewusst zu kommunizieren. Wer das tut, verändert mehr als nur Gesprächsverläufe – er beeinflusst, wie Teams arbeiten, wie Führung funktioniert und wie Vertrauen entsteht.

Anzeige
Hinweis in eigener Sache:  Du fühlst dich im Job frustriert und brauchst einen klaren Plan für deinen Neustart? In unserem Guide „Die Exit-Strategie“ erfährst du, wie du deinen Absprung sicher meisterst – von der Kündigung bis zur Jobsuche. Hier geht’s zum Guide!
Anzeige