Willkommen in der Grauzone der deutschen Privathaushalte – dort, wo geputzt, gewaschen und eingekauft wird. Und zwar fast immer schwarz. Laut aktuellem Kurzbericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind 91 Prozent aller Haushaltshilfen in Deutschland nicht angemeldet. Keine Versicherung, keine Lohnfortzahlung, kein Urlaub. Dafür ein Umsatz von über 11 Milliarden Euro jährlich – in der Schattenwirtschaft.

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Was bedeutet „schwarz arbeiten“ im Privathaushalt?

Schwarzarbeit bedeutet in diesem Kontext: Menschen arbeiten regelmäßig in Haushalten, werden aber nicht offiziell gemeldet – weder als Minijobber noch als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Und das, obwohl genau das recht einfach über die Minijobzentrale möglich wäre.

Doch von über 4 Millionen Haushalten, die laut Studie eine Haushaltshilfe beschäftigen, melden nur rund 246.700 diese auch offiziell an. Das Delta? Eine Lücke von über 3,7 Millionen Haushalten. Es ist der größte Schwarzarbeitssektor Deutschlands.

Warum ist das ein Problem?

Zum einen für die Haushaltshilfen selbst. Wer ohne Vertrag arbeitet, hat kein Recht auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kein Anrecht auf Urlaubstage und keine Unfallversicherung. Ein Sturz von der Leiter kann schnell existenzbedrohend werden.

Zum anderen für die Gesellschaft: Denn während die Politik über Fachkräftemangel klagt, bleibt hier ein riesiges Potenzial ungenutzt. Haushaltshilfen könnten Zeitressourcen freischaufeln – vor allem für Frauen, die noch immer in der Mehrzahl den Haushalt „nebenbei“ wuppen. Laut IW-Studie putzen Frauen in acht von zehn Fällen selbst. Und rund die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit, häufig wegen fehlender Entlastung im Alltag.

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Warum wird nicht angemeldet?

  • Viele Haushalte scheuen vertragliche Verpflichtungen. Wer will schon Lohn zahlen, wenn die Putzkraft krank wird? Dabei wäre eine Anmeldung bei der Minijobzentrale relativ einfach.
  • Auch die Haushaltshilfen haben wenig Anreize, sich legal zu melden – Sozialabgaben schrecken ab, ebenso wie bürokratischer Aufwand und der Umstand, dass der finanzielle „Vorteil“ so oft ausbleibt.

Was kostet eine Haushaltshilfe?

Die legalen Stundenlöhne liegen laut IW zwischen 15 und 25 Euro, je nach Region und Qualifikation – und damit über dem gesetzlichen Mindestlohn. Durchschnittlich zahlten Haushalte 2022 rund 198 Euro im Monat, Tendenz weiter steigend.

Gibt es Lösungen?

Ja, und sie existieren längst – nur nicht in Deutschland. Länder wie Frankreich und Belgien setzen erfolgreich auf Gutscheinmodelle zur Subventionierung der Kosten. Zusätzlich bieten Schweden und Finnland deutlich höhere steuerliche Anreize – teils bis zu 50 Prozent Erleichterung für legal beschäftigte Haushaltshilfen. Das Ergebnis: mehr legale Jobs, mehr Entlastung für Familien, weniger Schwarzarbeit.

In Deutschland? Fehlanzeige. Der im Koalitionsvertrag angekündigte Gutscheinversuch liegt auf Eis. Warum? Vermutlich, weil ein solches Modell zunächst mit Einführungskosten von bis zu 5 Milliarden Euro verbunden wäre – je nach Attraktivität und Inanspruchnahme. Doch langfristig könnte sich das rechnen: Mehr Steuereinnahmen, mehr berufstätige Frauen, mehr Lebensqualität.

Schwarzarbeit putzt sich nicht von selbst weg

Deutschland putzt schwarz. Und das gründlich. 91 Prozent der Haushaltshilfen arbeiten ohne Anmeldung. Das ist bequem – aber auch gefährlich, unfair und gesellschaftlich kontraproduktiv. Wer Haushaltshilfen legal beschäftigt, handelt nicht nur rechtlich korrekt, sondern sorgt für soziale Sicherheit, Gleichberechtigung und mehr berufliche Freiheit.

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