Egal wie nett und sympathisch du bist, höchstwahrscheinlich hast du schon einmal eine Person gedanklich verurteilt. Keine Angst, das ist leider völlig normal, denn jeder Mensch hat diese innere Stimme. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass das eine gute Sache ist. Was es mit dem Verurteilen anderer Menschen auf sich hat und wie du das am besten unterlässt, erfährst du in folgendem Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Urteilen über andere Menschen liegt in der menschlichen Natur.
  • Zu starke negative Verurteilungen sind jedoch schlecht für dein eigenes Wohlbefinden. Vor allem, wenn du diese nur gedanklich äußerst.
  • Jemanden zu verurteilen deutet meist auf eine eigene innere Unzufriedenheit hin.
  • Es spricht für mangelhaftes Selbstwertgefühl und dafür, dass man selbst gerne so wäre wie die Person, die man verurteilt.
  • Um negative Verurteilungen zu verhindern, ist es wichtig, den Unterschied zwischen einer Verurteilung und einer Beurteilung zu erkennen.
  • Zudem ist es unter anderem wichtig, Empathie und Verständnis für andere Menschen aufzubringen, negative Gedanken in positive umzuwandeln und sich darüber im Klaren sein, wieso man dieses Bedürfnis verspürt, andere Menschen zu kritisieren.

Das bedeutet es, wenn du jemanden verurteilst und warum Menschen über andere urteilen

Tatsächlich sind die Beweggründe, die hinter dem Verurteilen anderer Menschen stecken, recht simpel zu erklären. Denn es geht in diesem Fall viel weniger um andere Menschen, sondern viel mehr um dich selbst.

Egal ob es die innere Stimme ist oder du es offen ansprichst, wenn du über jemanden urteilst, dann urteilst du oftmals auch über dich selbst. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort, was du an anderen nicht magst, ist meistens das, was du an dir selbst nicht magst. Genau da liegt der Knackpunkt beim Urteilen über andere Menschen. Denn oftmals verurteilen Menschen Handlungen oder Äußerlichkeiten, die sie selbst aufweisen oder selbst gerne besitzen würden.

Das Beurteilen liegt in der Natur des Menschen, bösartiges Verurteilen jedoch nicht, aber zu den Unterschieden später mehr. Zunächst noch einmal zur Bedeutung des Verurteilens anderer Menschen. Der Hintergrund liegt oft in der eigenen Unzufriedenheit. Egal ob du also öffentlich oder gedanklich jemanden verurteilst, versuche nun einmal nachzuvollziehen, wieso du dies getan hast oder immer noch tust. Das kann dir meistens die Augen öffnen und dir deine persönliche Unzufriedenheit beweisen.

Wie kannst du damit aufhören, über andere zu urteilen

Dauerhaftes verurteilen und lästern wirkt sich äußerst negativ auf dein mentales Befinden aus, auch oder vor allem dann, wenn du es nur gedanklich tust. In deinem persönlichen Interesse solltest du damit also schnellstmöglich aufhören. Aber wie fängst du damit am besten an?

Damit du beginnen kannst, über andere nicht mehr negativ zu urteilen, musst du zunächst den Unterschied zwischen einer neutralen Beurteilung und einer negativ behafteten Verurteilung verstehen.

Folgende Punkte stellen dabei elementare Unterschiede dar:

  • Negative Verurteilungen haben immer einen gehässigen oder bösartigen Unterton. Es ist kaum Neutralität in den Aussagen zu finden.
  • Eine neutrale Beurteilung hält sich dabei an sachliche Fakten. Verdeutlicht wird das ganze durch ein Beispiel: Du siehst eine Frau in einem roten Kleid. Neutrale Beobachtung: „Das Kleid ist rot und etwas kürzer. Negative Verurteilung: „Die Frau muss es ja nötig haben, dass sie in einem so kurzen Kleid hier rumläuft.“

Anhand des Beispiels ist also gut der Unterschied zu erkennen. Wenn du eine Person verurteilst, ist automatisch noch eine negative Bewertung mit eigener Meinung inkludiert. Wobei eine eigene Meinung natürlich nicht automatisch schlecht sein muss. Der Satz im obigen Beispiel würde eine völlig andere Wirkung erzeugen, wenn die stark negativ behaftete Bewertung entfallen würde. Beispielsweise:

„Das Kleid scheint mir etwas sehr kurz zu sein, ich würde so etwas nicht tragen, aber wenn es dieser Frau gefällt, ist dies in Ordnung.“

Wichtig ist in diesem Fall, die abfälligen Bemerkungen zu vermeiden. Jeder Mensch ist individuell und hat eigene Vorlieben. Nur weil du beispielsweise dieses Kleid als zu kurz empfindest und dieses nicht tragen würdest, bedeutet das nicht, dass diese Frau gleich irgendwelche erotischen Signale aussenden möchte. Sie hat einfach Lust gehabt, dieses Kleid zu tragen, und das ist auch völlig in Ordnung.

Doch nun zum wichtigsten Punkt. Wie kannst du es in Zukunft vermeiden, negativ über andere Menschen zu urteilen? Die folgenden Tipps können eine gute Hilfe für dich darstellen.

6 Tipps, um nicht über andere zu urteilen

  • Wenn du negative Kritik ausüben möchtest, frage dich zunächst selbst, warum du dieses Bedürfnis verspürst.
  • Versuche dir darüber bewusst zu werden, warum du gerade diese Kritik äußern möchtest. Oftmals ist die Intention dahinter, dass es dir selbst gerade nicht so gut geht und du versuchst deinen Frust auf andere Menschen zu projizieren.
  • Versuche nachzuvollziehen, warum die Person dieses Verhalten an den Tag legt, welches du negativ verurteilen möchtest. Beispielsweise wie bei der Frau mit dem Kleid. Warum trägt sie ein kurzes Kleid? Weil es ihr möglicherweise einfach gut gefällt?
  • Achte auf deine Atmung. Wenn du bemerkst, dass du negative Gedanken über eine Person hast, versuche dich mit deiner Atmung abzulenken.
  • Negativ behaftete Gedanken umformulieren. Du kannst auch einfach eine negative Verurteilung in etwas Positives verwandeln. Anstatt einen Freund für sein waghalsiges Verhalten zu kritisieren, könntest du dir auch denken, dass er wirklich mutig ist und immer genau das macht, worauf er Lust hat.
  • Mehr Empathie zeigen. Empathie ist in der Regel der Schlüssel, um negative Gedanken über andere zu verhindern. Wie bereits erwähnt, versuche dich in die jeweilige Person hineinzuversetzen. Warum könnte sie genau diese Eigenschaften aufweisen, welche du stark kritisierst. Bedenke, jeder Mensch ist ein Individuum.

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