Aber warum ist das so? Nicht selten, weil nie geklärt wurde, ob man eigentlich in dieselbe Richtung denkt. Oder überhaupt denselben Anspruch an Zusammenarbeit hat. Was Arbeitgeber und Arbeitnehmer dabei übersehen: Es geht nicht darum, wer den Ton angibt. Oder wer am längeren Hebel sitzt. Es geht darum, ob beide etwas Gemeinsames aufbauen wollen – ja, ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Arbeitgeber geben keine Jobs – sie bieten eine Mission
Viele Unternehmen hängen noch in der Denke von gestern. Da ist die Arbeit ein Gnadenakt, das Gehalt eine Belohnung für Gehorsam – und wer meckert, kann ja gehen. Nur: So funktioniert das 2025 nicht mehr. Wer heute Menschen für sich gewinnen will, muss mehr bieten als einen Arbeitsvertrag. Menschen wollen mitgestalten. Sie wollen Teil von etwas sein. Eine Vision. Eine Mission. Ein Warum.
Und nein, das bedeutet nicht, dass jeder Job gleich ein Weltrettungsprojekt sein muss. Aber selbst die banalste Aufgabe bekommt Bedeutung, wenn klar ist, wozu sie beiträgt. Wenn du beim „Warum“ nicht liefern kannst, brauchst du dich über „Dienst nach Vorschrift“ nicht zu wundern.
Mitarbeitende wollen nicht (nur) rudern – sie wollen ankommen
Und was ist mit der anderen Seite? Auch Arbeitnehmre müssen sich an die eigene Nase fassen. Die Vorstellung, man könne maximal absichern, minimal leisten und trotzdem innerlich zufrieden sein, ist ein Trugschluss. Wer nur wegen des Gehalts kommt, geht auch, sobald ein anderer Arbeitgeber 300?€ mehr bietet.
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Sicherheit ist berechtigt. Und der Wunsch nach einem Leben jenseits des Büros sowieso. Aber wenn der eigene Job nichts weiter ist als ein Ort, an dem man Zeit absitzt, wird Arbeit zur täglichen Zumutung. Viele dümpeln dann durch ihre Karrieren wie Touristen auf einem Kreuzfahrtschiff: bitte maximalen Komfort, aber bloß keinen harten Seegang.
Doch so läuft echte Zusammenarbeit nicht. Wer mitreden, mitgestalten und mitentscheiden will, muss sich auch einbringen. Emotional. Mit Hirnschmalz. Mit Ecken und Kanten. Und ja – mit Verantwortung.
Niemand redet über das „Wir“
Im Bewerbungsgespräch wirkt alles immer so verheißungsvoll: flache Hierarchien, Teamkultur, ein Miteinander auf Augenhöhe. Man ist per Du, spricht von gemeinsamer Verantwortung – und irgendwo fällt fast immer der Satz: „Wir sind hier wie eine Familie.“
Im Joballtag allerdings bleibt von diesem Ideal nicht viel übrig. Führungskräfte geben sich transparent, greifen aber doch ein, sobald etwas nicht nach (ihrem) Plan läuft. Mitarbeiter beklagen Entscheidungsprozesse, sagen aber selten, was sie selbst anders machen würden. Vertrauen, so scheint es, wird eher erwartet als gelebt.
Vielleicht liegt es daran, dass oft gar nicht klar ist, worauf man sich eigentlich gemeinsam verständigt hat. Was ist das Ziel? Woran merkt man, dass man noch auf Kurs ist? Oder rudert man aneinander vorbei?
Ein echtes „Wir“ entsteht nicht durch Absichtserklärungen. Es zeigt sich in der Art, wie miteinander gesprochen wird oder eben nicht. Ob Erwartungen offen ausgesprochen werden. Ob Kritik Platz hat. Ob es möglich ist, sich zu reiben, ohne das Gegenüber in Frage zu stellen oder auf der Karriereleiter abzusteigen. Dazu gehört auch, sich einzugestehen, wenn man nicht mehr zusammenpasst.
Gemeinsam unterwegs – oder jeder für sich?
Arbeitgeber erwarten Einsatz. Mitarbeiter erwarten ein gutes Auskommen. Beides ist legitim – und beides ist kein Selbstläufer. Wer Menschen an Bord holt, muss sagen können, wohin die Reise geht. Und warum es sich lohnt mitzurudern.






