Du möchtest mehr über deine zukünftige Stelle erfahren – und gleichzeitig einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Lies nach, welche Frage du dafür im Bewerbungsgespräch unbedingt stellen solltest.

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Dein Vorstellungsgespräch steht an

Wusstest du, dass viele Jobkandidaten ihren zukünftigen Arbeitgeber beeindrucken können, indem sie nicht nur Fragen im Vorstellungsgespräch beantworten – sondern selbst welche mitbringen? Wenn dein Jobinterview ansteht, hat es grundsätzlich mehrere Vorteile, wenn du gut vorbereite Fragen selbst stellst:

  • Du nimmst keine passive Rolle ein, sondern lenkst das Gespräch dieses aktiv mit.
  • Du erfährst, wie transparent ein potenzieller Arbeitgeber mit dir kommuniziert und kannst besser einschätzen, wie es um die Kommunikationskultur im Unternehmen steht.
  • Du signalisierst, dass du vorbereitet und interessiert bist.
  • Du kannst besser einschätzen, welche Erwartungen dein zukünftiger Arbeitgeber hat.
  • Du kannst Unsicherheiten und offene Fragen aktiv beseitigen.

Diese wichtige Frage solltest du stellen

Besonders aufschlussreich im Bewerbungsgespräch kann folgende Frage für dich und auch für das Unternehmen sein: „Warum ist die Stelle frei?

Diese spezielle W-Frage bietet dir die Chance, mehr über deine zukünftige Position, über die speziellen Aufgaben und über die Erwartungshaltung des Unternehmens und deiner Vorgesetzten zu erfahren. Die Frage ist legitim – auch wenn viele Bewerber es zunächst etwas einschüchternd finden, sie zu stellen.

Es gibt mehrere Antwortmöglichkeiten, welche dir bei deiner persönlichen Entscheidungsfindung in Bezug auf die offene Arbeitsstelle helfen.

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Antwortmöglichkeit 1: Du ersetzt jemanden, der gekündigt worden ist

Wenn du im Jobinterview fragst, warum die Position offen ist, lautet die Antwort vielleicht, dass dein Vorgänger wegen unzureichender Arbeitsleistung gekündigt worden ist. Zumindest ist das der offizielle Kündigungsgrund. Das lässt natürlich mehrere Interpretationen zu:

Dein Vorgänger konnte den Erwartungen nicht gerecht werden

Nicht immer muss es am Arbeitnehmer selbst liegen, sondern manchmal auch an den unrealistischen Erwartungen eines Arbeitgebers. Ob unbezahlte Überstunden, überhöhte Leistungsansprüche, ein übertriebenes Arbeitspensum, das eher der Arbeit von mindestens zwei Personen entspricht: Finde heraus, was das Unternehmen will und ob es realistisch ist.

Dein Vorgänger hatte eine Position, die sehr anspruchsvoll ist

Möglich ist auch, dass deinem Vorgänger einfach die Skills für die Stelle fehlten, wenn es sich um einen äußerst anspruchsvollen Job handelt. Solche Positionen erfordern meist Erfahrung und Qualifikation über das normale Maß hinaus. Das Unternehmen sucht nun jemanden, der diese Voraussetzungen mitbringt und der Stelle gewachsen ist.

Wichtig: Wenn dein Vorgänger vom Unternehmen gekündigt worden ist, solltest du gezielt nach den Defiziten fragen. Finde so heraus, was dein Arbeitgeber von dir erwartet und was du besser machen kannst. Du hast jetzt die Möglichkeit, zu entscheiden, ob du dich einer solchen Aufgabe gewachsen fühlst – oder eher etwas mit weniger Verantwortung suchst.

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Antwortmöglichkeit 2: Du bist die erste Person für eine brandneue Stelle

Falls du auf die Frage nach dem Warum die Antwort erhältst, dass du eine vollkommen neue Position bekleiden sollst, hat das einen Vorteil und einen Nachteil.

Der Vorteil: Du musst dich mit niemandem messen, weil du keinen Vorgänger hast und es so keinen Benchmark gibt. Das bedeutet, dass du mehr Raum dafür hast, eigene Maßstäbe zu setzen und vielleicht ist auch die Fehlertoleranz vergleichsweise groß.

Der Nachteil: Du hast keine Möglichkeit, dir Ideen oder Hilfestellungen von Menschen zu holen, die ebenfalls deine Position innehaben. Schließlich sollst du die erste Person werden, die diesen Job ausführt.

Überlege dir jetzt gut, ob du bereit bist für diese Position. Sie kann eine Herausforderung sein und zugleich eine Wachstumschance für dich. Du kannst dich und deine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Aber es besteht auch eine Wahrscheinlichkeit, dass du es mit Problemen zu tun bekommst, die einer anspruchsvollen, komplexen und schnellen Lösung bedürfen.

Antwortmöglichkeit 3: Du ersetzt einen leistungsstarken Mitarbeiter

Du hast nachgehakt und erfährst, dass dein Vorgänger sehr leistungsstark war, nun aber eine höhere Position innehat oder das Unternehmen freiwillig für einen anderen Job verlassen hat?

Wenn du der Ersatz für einen besonders leistungsstarken Mitarbeiter sein sollst, ist das bestimmt keine Herausforderung, die du auf die leichte Schulter nimmst. Ein Grund, den Job nicht anzutreten, ist das aber nicht: Frage gezielt nach, was deinen Vorgänger so besonders gemacht hat. Was waren die besten Leistungen? Welche Fähigkeiten hat der Arbeitgeber besonders geschätzt? Und: Was wird von dir erwartet?

Antwortmöglichkeit 4: Du sollst einen Mitarbeiter ersetzen, der sich vom Unternehmen abgewandt hat

Eine weitere Möglichkeit ist, dass dein Vorgänger unzufrieden mit seiner Stelle oder der Unternehmenskultur war. Das Problem ist, dass du diese Antwort nicht so einfach aus deinem Gegenüber herauskitzeln wirst.

Kaum ein Unternehmen wird potenziellen Jobkandidaten kommunizieren, dass Mitarbeiter wegen unattraktiven Arbeitsbedingungen gehen. Wenn du also die Frage danach stellst, weshalb die Stelle offen ist, solltest du zwischen den Zeilen lesen.

Falls dein Gegenüber eher vage antwortet oder den Weggang von Mitarbeitern mit der Floskel „persönliche Differenzen“ begründet, kannst du entweder nachhaken – oder es darauf beruhen lassen. Auf jeden Fall ist da viel Raum für Spekulationen.

Bleibe aufmerksam, um die kleinen und aufschlussreichen Details richtig zu interpretieren, auch wenn du sehr aufgeregt bist. So erfährst du, ob die Arbeitsbedingung attraktiv oder eher unattraktiv für dich sind:

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  • Wie wurdest du begrüßt? Bereits der Empfang verrät dir vielleicht etwas über die Betriebsatmosphäre.
  • Wie wird kommuniziert? Offen und transparent oder eher vage, mit fehlendem Augenkontakt? Die Einordnung des Kommunikationsstils gibt Aufschluss über die Arbeitskultur.
  • Spürst du eine „toxische“ Stimmung? Kommen im Gespräch zum Beispiel abfällige Bemerkungen, die untergeordneten Mitarbeitern oder der Konkurrenz gelten, kann das ein Hinweis auf eine giftige Unternehmenskultur sein.
  • Was sagt dein Bauchgefühl? Auch wenn potenzielle Arbeitgeber mit Firmenfitness, Boni und Co. werben, solltest du auf deine Intuition hören.

Schlusswort

Die Antwort auf die Frage, warum die Stelle offen ist, hilft dir gleich mehrfach. Einerseits beeindruckt sie Personaler, indem diese deinen Mut und deine Offenheit sowie deine Selbstsicherheit kennenlernen. Andererseits erfährst du, ob eure Ansprüche kompatibel sind.

Die Kompatibilität eurer Erwartungen ist essenziell, damit es zu einem langfristigen und positiven Arbeitsverhältnis kommt. Wenn Personaler erwähnen, dass die Arbeitsweise deines Vorgängers nicht den Erwartungen des Unternehmens entsprach, du bei der Beschreibung aber Ähnlichkeiten zu deiner eigenen Arbeitsweise feststellst, ist der Job möglicherweise doch nichts für dich.

Tipp zum Schluss: Nutze das Vorstellungsgespräch und die Frage auch, um herauszufinden, wie kompromissbereit dein Arbeitgeber ist. Immer mehr Beschäftigten ist es zum Beispiel wichtig, möglichst flexibel und eigenständig arbeiten zu können oder Aufstiegsmöglichkeiten zu haben.

Wenn die Stelle offen ist, mit der Begründung, dass die besonders „anspruchsvoll“ ist, solltest du ganz genau fragen, welche Anforderungen gemeint sind. Es könnte sich um eine fachliche Qualifikation handeln. Es könnte aber auch sein, dass du mehr leisten und opfern musst – beispielsweise eine Großteil deines Privatlebens. Wilst du das wirklich?

In jedem Fall gilt: Falls dir dein Bauchgefühl signalisiert, dass die Position und das Unternehmen nicht zu dir passen, solltest du dich trauen, das zu kommunizieren – anstatt eine Stelle anzutreten, von der du weißt, dass etwas nicht in Ordnung ist und dir Bauchschmerzen bereitet.

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Bildnachweis: Akarawut Lohacharoenvanich/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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