Dein Chef setzt dich mit unrealistischen Forderungen und extremen Leistungsstandards gehörig unter Druck? Ruhe bewahren: Wir zeigen, was dir jetzt hilft.

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Viele Beschäftige verspüren massiven Druck

Forderungen, Bitten und klare Dienstanweisungen von Vorgesetzten gehören seit jeher zum Standard eines jeden Unternehmens. Sie zeigen Angestellten, was von ihnen erwartet und verlangt wird. Stellst du fest, dass die Ansprüche vom Boss überzogen sind und dich unter Druck setzen, bist du damit nicht allein.

Eine Umfrage der IGS Organisationsberatung hat ergeben, dass über 80 Prozent der Befragten sich unter Druck gesetzt fühlen. Mit unrealistischen Erwartungen und überhöhte Ansprüchen an ihre Angestellten sorgen Führungskräfte für ein angespanntes Arbeitsklima.

Die Umfrage ergab außerdem, dass etwa 50 Prozent negative Auswirkungen spüren. Denn der Druck führe zu weniger Engagement, Loyalität und Leistungsbereitschaft.

Wie kommt es zu überhöhten Erwartungen seitens der Führungsriege?

Um den Kern des Problems zu verstehen, hilft es, sich die „Wurzel“ des Übels anzuschauen.

Dein Boss hat mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht unrealistischen Erwartungen, um deine Produktivität einzuschränken oder dich zu ärgern. Eher im Gegenteil: Vorgesetzte haben in aller Regel selbst das größte Interesse daran, das Unternehmen zum Erfolg zu führen.

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Zu unrealistischen Erwartungen kommt es aus vielfältigen Gründen:

  • Unternehmensziele: Dein Chef hat das große Ziel vor Augen und setzt auf seine Art alles daran, es möglichst schnell zu erreichen. Für Beschäftige, die das „große Ganze“ nicht kennen, kann das zur Überforderung werden.
  • Personalmangel: Arbeitskräfte fallen aus; es kommt zu einer Arbeitsverdichtung für das verbleibende Personal, was zu Zeitdruck und Überforderung führen kann.
  • Es ist „gut gemeint“: Dein Boss möchte dich motivieren und fordert dich heraus, blockiert dich damit jedoch in deiner Produktivität.
  • Unklarheiten auf Führungsebene: Deine Vorgesetzten haben ein internes Kommunikationsproblem, worunter Angestellte leiden, weil Ziele unrealistisch und nicht übereinstimmend formuliert werden.
  • Zeitdruck: Dein Chef hat selbst Deadlines einzuhalten und steht unter Zeitdruck, weshalb es auch bei dir zu einem Termindruck kommt.

Was kann ich jetzt tun?

Du sollst die Präsentation innerhalb von 48 Stunden auf die Beine stellen oder mehrere Kundentermine während deiner Arbeitszeit wahrnehmen, obwohl dein Arbeitsterminkalender ohnehin aus allen Nähten platzt? Unrealistische Erwartungen können nicht nur körperlich erschöpfen, sondern vor allem zu einer mentalen Belastung werden.

Folgende 5 Tipps helfen dir, mit den unrealistischen Erwartungen eines Chefs umzugehen

1. Gelassenheit: Eigne dir Techniken an, um dich zu beruhigen

NYU-Dozentin und Karrierecoach Liz Kislik ist überzeugt, dass es hilft, zunächst ganz bei sich selbst zu sein, bevor du reagierst.

Das heißt: Beruhige dich selbst, wenn du gerade großen Druck verspürst. Damit ist vor allem die körperliche Erdung gemeint. Denn in Stresssituationen neigen Lebewesen nach den Untersuchungen des US-Physiologen Walter Cannon dazu, in die berühmte „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“ zu verfallen oder auch zu erstarren.

So kann es sein, dass du gegen deinen Chef ankämpfen willst oder als kurzfristige Reaktion auf die Überforderung über eine Kündigung nachdenkst.

Es gilt, dem Körper zu signalisieren, dass keine Gefahr droht. Sensomotorische Übungen, Entspannungstechniken, Ein- und Ausatmen, Meditation – das alles kann dir helfen. Mit simplen Techniken übst du dich darin, gelassener auf Stresssituationen zu reagieren, in denen du den Druck deines Chefs spürst.

2. Führungsstil verstehen: Schätze das Verhalten deines Chefs ein

Führungsstile unterscheiden sich. Obwohl viele Chefs ein bestimmtes Ziel vor Augen haben, kann die Art der Vermittlung des Ziels deshalb unterschiedlich ausfallen.

Während Chef A es bevorzugt, seine Erwartungen kurz und bündig zu formulieren, schmückt Chef B diese aus. Chef C hat es nicht so mit der Kommunikation – und Chef D kommuniziert wunderbar transparent, klar und deutlich.

Die Art, wie dein Chef das Unternehmen leitet, nimmt Einfluss auf die individuelle Erwartungshaltung. Lerne deshalb den Führungsstil kennen und verstehen. Das hilft dir dabei, nicht aufzugeben, zwischen den Zeilen zu lesen und dir selbst die Kommunikation mit deinem Boss zu vereinfachen. Auf diese Weise verringerst du dir selbst den Druck.

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3. Einforderung von Prioritäten: Frage nach den dringendsten Aufgaben

Termin- und Zeitdruck können sich durch alle Ebenen im Unternehmen ziehen. Wirst du aufgefordert, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen und im nächsten Moment eine weitere Aufgabe auf deine Liste zu setzten, ist Priorisierung gefragt.

Stelle eine To-do-Liste auf und bitte deinen Chef darum, die wichtigsten Aufgaben entsprechend einzuordnen. So bist du auf der sicheren Seite und weißt ganz klar, was jetzt Priorität hat – und welche Aufgabe bis zum nächsten Tag warten kann.

4. Feedback: Fordere regelmäßige Rücksprachen ein

Der mentale Druck wird dir langsam zu viel und du hast das Gefühl, dass viele Dienstanweisungen dich zunehmen verwirrend? Statt Frustration ist jetzt Eigeninitiative gefragt.

Wichtig ist, dass du deine Vorgesetzten um regelmäßige Feedbackgespräche bittest – wenn diese nicht von deinem Chef einberufen werden.

Wie kann Feedback helfen? Ganz einfach: Es ist die effektivste Art der Kommunikation, wenn es darum geht, Erwartungen, Ansprüche und das wirklich Machbare abzugleichen. Während eines stressigen Tages im Büro kann es zum Beispiel zu Missverständnissen in der Kommunikation kommen. Um diese zu vermeiden, Korrekturschleifen zu verringern und gemeinsam besser ans Ziel zu kommen, helfen klare Ab- und Rücksprachen.

Übrigens: Regelmäßiges Feedback verringert nicht nur den Druck auf beiden Seiten. Es hilft dabei, das Arbeitsklima zu verbessern, sich gegenseitig besser zu verstehen und Raum für ehrliche Kritik zu schaffen.

Lese-Tipp: Das effektivste 4-stufige Feedback-System für Führungskräfte und Unternehmer

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5. Grenzen aufzeigen: Wenn es zu viel wird, kannst du nein sagen

Überhöhte Leistungsansprüche überfordern viele Beschäftigen regelmäßig – aber nicht alle von uns trauen sich, Aufgaben abzugeben oder auch nein zu sagen.

Damit sollte Schluss sein: Lerne, wie du Grenzen setzt. Auch wenn es sich bei deinem Chef um eine Autorität handelt, kannst du nur so produktiv sein, wie deine mentalen und körperlichen Kapazitäten es zulassen.

Merke: Ist die Batterie leer, hilft es auch nicht, sich weitere Aufgaben aufzuhalsen. Manchmal sind es nicht „nur“ unsere Vorgesetzten, die uns unter Druck setzen. Auch du selbst neigst vielleicht dazu, dich mit Aufgaben zuzuschütten. Lade deine Batterien erst auf, bevor du weitere Herausforderungen annimmst.

Info: Nein sagen kann dir dabei helfen, vorbeugend zu handeln. Denn in vielen Fällen sind wir bereits mental so weit vorbelastet, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir zusammenbrechen. Wer Grenzen setzt, tut etwas für seine mentale Gesundheit. Gleichzeitig baust du eine gesunde Beziehung zu deinem Arbeitsplatz und deinem Arbeitgeber auf.

Fazit

Bei überhöhten Ansprüchen seitens des Arbeitgebers ist es häufig lediglich eine Frage der Zeit, bis Angestellte die Reißleine ziehen. Bei Überforderung musst du aber nicht direkt kündigen. Denn: Es handelt sich um eine kurzfristige Strategie, die wirkt, bis das Problem beim neuen Chef erneut auftritt.

Stattdessen hilft es, überlegt zu reagieren: Beruhige dich, setzte auf Feedback sowie klare Kommunikation und lerne, wie du Grenzen setzt. Außerdem hilft es, den Führungsstil deine Chefs besser zu verstehen.

Beachte: Wenn du das Gefühl hast, dass sich trotz deiner Bemühungen nichts ändert, kann ein Arbeitsplatzwechsel eine mögliche Lösung sein. Dennoch lohnt sich zunächst die offene und direkte Aussprache mit deinem Chef – denn so lassen sich Missverständnisse meist klären, auch wenn dieser Schritt dich Überwindung kostet.

Bildnachweis: NicolasMcComber/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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