Können Sie mir von einer Situation erzählen, in der Sie ein besonders schwieriges Problem am Arbeitsplatz lösen mussten – und wie Sie dabei konkret vorgegangen sind?

Anzeige

Sie ist ein Test für lösungsorientiertes Denken, für Teamfähigkeit – und für den Charakter eines Bewerbers. Die Antwort zeigt, wer mitdenkt, wer Verantwortung übernimmt und wer Probleme strukturiert angeht.

Warum diese Frage im Bewerbungsgespräch so wichtig ist

Die meisten Fragen im Bewerbungsgespräch führen zu vorhersehbaren, gut vorbereiteten Standardantworten. Diese nicht. Wer ein komplexes Problem glaubwürdig schildern kann – mit Ursache, Vorgehen und Ergebnis beweist strukturiertes Denken, Entscheidungsfähigkeit und, vor allem: Verantwortungsbereitschaft.

„Schlechte“ Antworten auf diese Frage erkennt man sofort. Sie bleiben vage, ausweichend oder klingen nach einer auswendig gelernten Anekdote. Sätze wie „Das war gar nicht so leicht“, „Wir haben das im Team irgendwie gelöst“, oder „Am Ende hat es funktioniert“ sagen im Grunde nichts. Was fehlt, ist eine klare Problembeschreibung, ein nachvollziehbarer Lösungsweg und die Bereitschaft, den eigenen Anteil offen und ehrlich zu benennen.

Anzeige

Gute Antworten hingegen folgen einem einfachen Prinzip: Problem – Handlung – Ergebnis. Und sie wirken deshalb glaubwürdig, weil sie aus erlebter Praxis kommen.

Ein Beispiel: „Ich habe im Einzelhandel gearbeitet, in einer Filiale mit chronisch schlechter Stimmung im Team. Viele waren genervt, ständig krank, die Abläufe haben gelitten. Ich war damals Stellvertretung und habe ein System eingeführt, bei dem wir die Früh- und Spätschicht wöchentlich besser durchtauschten, sodass sich niemand ständig benachteiligt fühlt. Die Krankmeldungen sind zurückgegangen, und das Team hat wieder besser funktioniert.“

Kein Fachjargon, keine Selbstdarstellung, keine EGO-Show, sondern ein konkretes Problem, eine durchdachte Handlung und eine sichtbare Verbesserung. Genau das wollen Recruiter hören.

Anzeige

Was gute Antworten über Persönlichkeit und Teamverhalten verraten

Denn wer diese Frage stellt, hört längst nicht nur auf die Story dahinter selbst. Es geht nicht darum, ein möglichst spektakuläres Projekt zu erzählen. Entscheidend ist die Denkweise. Wie analysiert jemand eine schwierige Situation? Welche Rolle nimmt die Person dabei ein? Wer wurde im Team in die Lösungsfindung einbezogen? All das lässt sich an dieser einen Antwort ablesen.

Wer nur von „ich“ spricht, hat Teamarbeit meist verstanden – wer nur von „wir“ spricht, war womöglich gar nicht beteiligt.

Wie Unternehmen die richtige Interviewfrage strategisch nutzen können

Für Unternehmen ist diese Frage ist ein strategisches Werkzeug, das viel über Denken, Haltung und Konfliktfähigkeit verrät, wenn man es denn richtig einsetzt. Viele behandeln sie wie eine Frage von vielen. Ein Haken auf der Checkliste. Und verschenken damit genau das Potenzial, das sie bietet.

Dabei ist es gar nicht kompliziert, diese Frage gezielt einzusetzen. Man sollte Bewerber nicht unterbrechen, sondern die Struktur der Antwort genau beobachten: Ist die Situation klar beschrieben? Gibt es einen roten Faden?

Anzeige

Und dann: Nachfragen. Wer mehr heraushören will, fragt gezielt nach dem eigenen Anteil, nach dem Lerneffekt, nach der Teamdynamik. Erst dadurch entsteht ein konkretes Bild.

Natürlich lässt sich die Frage an die Position anpassen. Für Berufseinsteiger zum Beispiel: „Was war das schwierigste Problem während Ihrer Ausbildung?“ Für Führungskräfte: „Wann mussten Sie zuletzt ein Problem im Team lösen – und wie sind Sie dabei vorgegangen?“ Und für operative Rollen: „Gab es eine Situation, in der Sie spontan handeln mussten, um ein Problem zu lösen?“

Es geht nicht darum, wie groß das Problem war, sondern darum, ob die Antwort echte Lösungskompetenz erkennen lässt und was zwischen den Zeilen mitschwingt.

Anzeige
Anzeige
Hinweis in eigener Sache:  Du fühlst dich im Job frustriert und brauchst einen klaren Plan für deinen Neustart? In unserem Guide „Die Exit-Strategie“ erfährst du, wie du deinen Absprung sicher meisterst – von der Kündigung bis zur Jobsuche. Hier geht’s zum Guide!
Anzeige