Zu hohe Gehaltsvorstellung, wenig Berufserfahrung oder eine fehlerhafte Bewerbung – woran liegt es? Wir fassen zusammen, warum Personalverantwortliche Bewerbern absagen.

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Wer diese Floskel liest, weiß, dass gerade eine Jobabsage ins Haus geflattert ist. Die Begründung für die Absage bleibt vage, weil es sich um eine Standardabsage handelt. Manchmal taucht eine Jobabsage gar nicht erst auf, wenn Bewerber:innen zwar von Personalverantwortlichen aussortiert, aber nicht informiert werden.

Eine softgarden-Studie mit dem Titel „Absagen aus Kandidatensicht“ beleuchtet diese Thematik – auch aus Sicht der Personaler:innen. Und diese Sicht zeigt Auffälligkeiten: Die Umfrage bestätigt, dass eine „Angabe von nachvollziehbaren Gründen“ für eine Jobabsage keine große Priorität genießt. Zugleich würden die befragten Personalverantwortlichen Wert auf den „Ausdruck von Wertschätzung“ legen.

Aber: Wäre es nicht ein Ausdruck von Wertschätzung, nachvollziehbare Gründe anzugeben?

HR-Expertin, Dozentin und Buchautorin Diana Roth weiß: Personalabteilungen können sehr unterschiedlich sein. So sanft zum Beispiel eine Jobabsage auch sei – die wahren Gründe, die oft unter dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) fallen, würde so niemand direkt aussprechen. Damit können Unternehmen schließlich in die Bredouille geraten. Bewerber:innen können deshalb nur spekulieren, warum jemand wirklich absagt.

So oder so: Wie sollst du aus einer vagen Jobabsage schlau werden? Damit du weißt, was du künftig anders machen kannst, aber auch, was du selbst nicht beeinflussen kannst, haben wir die häufigsten Gründe für die Absage von Personalverantwortlichen zusammengestellt.

Lese-Tipp: Warum Personaler keine Standardabsagen versenden sollten

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Deshalb sagen Personaler:innen VOR einer Gesprächseinladung ab

1. „More money, please!“ – Du verlangst zu viel (oder zu wenig) Geld

Eine zu niedrige Gehaltsvorstellung, die nicht zu deiner guten Qualifikation passt, könnte für Personaler:innen ein Hinweis darauf sein, dass du dich unter deinem Wert verkaufst. Andere Deutung, die auch möglich ist: Du traust dir den Job nicht zu.

Verlangst du hingegen zu viel, könnte das einigen Unternehmen ebenfalls nicht passen. Recherchiere nach den üblichen Gehältern in deiner Branche sowie in deinem Job. So findest du eine Summe, die passt – und riskierst nicht, dass deine Bewerbung verstaubt.

2. Du hast zu wenig Berufserfahrung vorzuweisen

Handelt es sich um eine anspruchsvolle Position, die dem Unternehmen nach Jobvorerfahrung erfordert, wirst du möglicherweise von den Personalverantwortlichen aussortiert, weil sie dir fehlen. Das Unternehmen ist auf der Suche nach jemandem, der nicht gerade die Ausbildung abgeschlossen oder die Universität verlassen hat.

Das bedeutet: Die Praxiserfahrung ist Voraussetzung, obwohl du wichtige Fachkenntnisse besitzt und theoretisch qualifiziert wärst. Das kannst du nicht beeinflussen – dich aber weiter für andere Stellen bewerben, um bald praktische Erfahrungen sammeln zu können.

Nur Mut: Es fehlen qualifizierte Fachkräfte, weshalb Unternehmen durchaus bereit sind, auch Berufseinsteiger:innen eine Chance zu geben.

3. „Ähm, da war doch noch was?!“ – Unterlagen fehlen

Hast du deine Bewerbung überprüft und festgestellt, dass etwas nicht vollständig ist? Personaler:innen haben es regelmäßig mit vielen Bewerbungen zu tun, gerade in größeren Unternehmen. Ist etwas fehlerhaft oder unvollständig, wirst du möglicherweise recht schnell eine Absage kassieren.

Unser Tipp: Damit du das verhinderst, gilt es, die Bewerbung auf ihre Vollständigkeit und Richtigkeit zu prüfen. Manchmal verlieren wir den Blick für das Wesentliche, wenn wir stundenlang an Korrekturarbeiten vor dem Bildschirm sitzen oder Unterlagen hochladen. Vermeide Flüchtigkeitsfehler, indem Bekannte, Partner:innen oder Freund:innen die Bewerbung zur Sicherheit sichten.

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4. Bei Initiativbewerbungen: Unpassendes Timing

Vielleicht hat das von dir favorisierte Unternehmen gerade einige Stellen besetzt. Solltest du jetzt eine Bewerbung losschicken, landet vielleicht schon nach kurzer Zeit eine Absage in deinem E-Mail-Postfach.

Wenn du dir unsicher bist und keine Begründung für die Ablehnung deiner Initiativbewerbungen findest, kann es helfen, nachzuhaken: Frage, woran es liegt. Sofern deine Traumstelle tatsächlich kürzlich besetzt worden ist, wird es dir jemand aus der Personalabteilungen vielleicht mitteilen können.

Gut zu wissen: Wusstest du, dass Personaler:innen manchmal auch absagen müssen, wenn du überqualifiziert bist? Wenn du alle Anforderungen erfüllst und zusätzlich Fachkenntnisse oder Skills besitzt, die über das geforderte Mindestmaß hinausgehen, ist eine Absage nicht unwahrscheinlich. Wundere dich also nicht: Es liegt in solchen Fällen nicht daran, dass du zu wenig kannst – sondern zu viel für die geforderte Position und deshalb vielleicht unterfordert wärst.

Deshalb sagen Personaler:innen NACH dem Bewerbungsgespräch ab

1. Knapp vorbei ist auch vorbei

Du hast dich gut geschlagen und gehörst zum Favoritenkreis der Personaler:innen. Deshalb spürst du bereits nach dem Bewerbungsgespräch, dass es gereicht haben könnte. Bedenke jedoch, dass es gerade in Pattsituationen auf kleine Feinheiten ankommt: Sofern nur eine Stelle zu besetzen ist, kann es schnell passieren, dass du das Kopf-an-Kopf-Rennen mit jemand anderem verlierst. So landest du „nur“ auf dem zweiten Platz – und musst eine Niederlage einstecken.

2. Die Position wird bereits intern besetzt

Es ist leider immer noch gängige Praxis, dass Bewerbungsgespräche manchmal zwar stattfinden, die Stelle aber intern besetzt werden soll. Jobkandidat:innen gegenüber ist das selbstverständlich unfair. Schließlich hast du dir die Zeit für das Gespräch genommen, den Weg zurückgelegt und dich gut vorbereitet.

Dennoch: Möglicherweise wird dir wegen einer internen Besetzungsabsicht von den Personaler:innen abgesagt. Darauf hast du keinen Einfluss – so bitter es auch klingen mag.

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3. „Das kann ich so jetzt nicht nachweisen …“

Du sitzt im Bewerbungsgespräch und dir wird plötzlich ganz warm, weil du die von dir genannten Qualifikationen nicht in Papierform nachweisen kannst? Es ist nicht ungewöhnlich, dass einige Unterlagen fehlen. Aber leere Behauptungen haben wenig Gewicht. Falls Personaler:innen dir deine Aussagen über deine Qualifikationen einfach nicht ohne Nachweis abkaufen können, sieht es schlecht aus. Deshalb sagen sie dir wahrscheinlich ab.

Tipp: Suche alle notwendigen Zertifikate bereits vor der Jobbewerbung zusammen, um sie immer griffbereit zu haben. Es kommt gut an, wenn du das Gesagte mit handfesten Beweisen untermauern kannst.

4. Mangelhafte Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch

Krampfhaftes Auswendiglernen von Phrasen und Floskeln ist nicht so dein Ding? Das ist okay und auch nicht das, was Personalverantwortliche von dir erwarten. Was sie aber erwarten, ist, dass du dir Gedanken gemacht hast. Das zeugt von Interesse und Respekt. Wenn du nicht vorbereitet bist, keine Informationen zum Unternehmen oder zur Jobstelle hast und auch sonst nicht weißt, was du dir von der Stelle erhoffst, könnte das etwas karg wirken. Es ist ein guter Grund für Personaler:innen, Absagen zu erteilen. Denn möglicherweise schließen sie so auf deine generelle Arbeitseinstellung.

Fazit: Es liegt nicht immer an dir

Wenn dir Fehler unterlaufen oder du unvorbereitet bist, trägst du einen Teil der Verantwortung für die Jobabsage. Aber manchmal verteilen Personaler:innen Körbe, ohne dass du es wirklich beeinflussen kannst. Um Klarheit zu gewinnen, kannst du zwar nachhaken. Mehr als eine Standardfloskel ist manchmal aber nicht drin.

Die gute Nachricht zum Schluss: Eine Absage auf deine Bewerbung ist kein Grund, aufzugeben – gerade in Zeiten von starker Personalnot nicht. Qualifizierte Fachkräfte, aber auch Quereinsteiger:innen werden in unterschiedlichen Branchen gesucht. Lasse dich deshalb nicht demotivieren: Optimiere einige Details, etwa deine Gehaltsvorstellung und die Grammatik im Lebenslauf. Übe das freie Sprechen mit Freund:innen. Und wenn nichts fehlt: Bleibe, wie du bist – und bewirb dich weiter. Auf alles andere hast du keinen Einfluss.

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Bild: baranozdemir/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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