Bewerber treten mit dieser einen Frage ins Fettnäpfchen beim Jobinterview, sagt die ehemalige Google-Recruiterin Farah Sharghi.

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Rückfragen im Bewerbungsgespräch sind von großer Bedeutung. Sie verhindern Missverständnisse, signalisieren Interesse, zeigen, dass ein Jobkandidat vorbereitet ist und sorgen für Klarheit auf beiden Seiten.

Zudem helfen clevere Rückfragen dabei, sich als Bewerber von anderen abzuheben. Um dieses Ziel zu erreichen, werden in den sozialen Medien manchmal vermeintliche Experten-Tipps verteilt, die nicht alle Hand und Fuß haben – und manchmal sogar dazu führen, dass Kandidaten ausscheiden, obwohl die Qualifikation stimmt. Hard Skills sind eben nicht alles. Das wissen Unternehmen heute, denn immer häufiger werden Soft Skills getestet, zum Beispiel, indem die Kommunikationsstärke gezielt auf die Probe gestellt wird.

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Die falschen Rückfragen können jedoch ein wahrer Jobkiller sein. Eine spezielle Frage, die nach Meinung der Personal-Expertin und ehemaligen Google- und TikTok-Recruiterin Farah Sharghai sogar häufig empfohlen wird, könnte zum Beispiel das Aus für Jobsuchende bedeuten: „Haben Sie Bedenken bezüglich meiner Jobkandidatur?

Um besonders hervorzustechen, aber auch, um Gelegenheit zu bekommen, mögliche Zweifel direkt zu beseitigen, wird Bewerbern dazu geraten, sich mit dieser Frage hervorzutun. Ein Fehler, findet die erfahrene Personal-Expertin.

Die Frage nach den Bedenken oder Zweifeln von Personalern: Lieber nicht stellen

Die Frage, ob dein Gesprächspartner im Jobinterview Zweifel hinsichtlich deiner Einstellung für die vakante Position hat, könnte aus gleich mehreren Gründen eine schlechte Idee sein:

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1. Du wirkst aufdringlich

Zwar kann Direktheit und Offenheit gut ankommen. Dennoch benötigen Personaler Zeit, um ein Bewerbungsgespräch zu reflektieren, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung kommt. Zudem besteht die Möglichkeit, dass auf diese Weise der Eindruck entsteht, dass du aufdringlich oder ungeduldig bist. In vielen Berufen ist genau das Gegenteil gefragt: Ob im Gespräch mit Kunden oder mit Kollegen – wichtig ist, Geduld zu beweisen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht, die reflektiert werden müssen.

Aufdringlichkeit macht unsympathisch und wirkt zudem unprofessionell. Überlege dir deshalb gut, ob du eine solche Frage stellen möchtest und inwiefern sie dich dabei unterstützt, dich deinem Traumjob zu nähern.

2. Du lässt Zweifel aufkommen – obwohl es bisher keine gab

Die Frage nach Bedenken oder Zweifeln lässt manchmal ungewollte Assoziationen hochkommen, die wir eigentlich tunlichst vermeiden möchten. Sharghi verweist hierbei auf das berühmte Bild des rosa Elefanten, der in unseren Köpfen aufploppt, wenn wir beispielsweise halluzinieren oder etwa unter Drogen stehen. Eine unrealistische Vorstellung, die dennoch aufkommt. Rosa Elefanten existieren nicht – und doch erscheinen sie, wenn wir von ihnen sprechen, in unseren Köpfen. Zweifel oder Bedenken hinsichtlich deiner Jobkandidatur existieren vielleicht auch nicht – können aber zum Leben erweckt werden, wenn du sie ansprichst und so eine ungewollte Assoziation hervorrufst.

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3. Dein Gegenüber fühlt sich überfahren

Neben der potenziellen Aufdringlichkeit dieser Frage ist es für deinen Gesprächspartner oft besonders unangenehm, auf eine Frage antworten zu müssen, die sich wie eine schwere Prüfung anfühlt, bei der jemand entweder aus Höflichkeit lügen muss oder flunkert, um dich zu verschonen. Auch Unternehmen versuchen, Bewerber nicht direkt zu vergraulen. Wichtig ist deshalb, dass beide Seiten Zeit haben, sich nach dem Gespräch zurückzuziehen, um die Eindrücke in Ruhe zu verarbeiten. Alles andere kann zu Missverständnissen führen.

Rückfragen stellen: Gibt es eine Alternative?

Vor allem in Bezug auf die Richtung deiner Rückfragen, die du im Bewerbungsgespräch stellst, gibt es eine bessere Möglichkeit, die nicht nur eine Option, sondern der Standard sein sollte: Sorge für positive Assoziationen und eine positive Grundstimmung. Dies schaffst du zum Beispiel, indem du dich auf das konzentrierst, was du gut kannst. Auch bei diesen Fragen kannst du konkret sein und musst so nicht um den heißen Brei reden. Beispiele:

  • „Wie würden sie den idealen Jobkandidaten für die freie Position beschreiben?“
  • „Welche Skills sind aus ihrer Sicht notwendig, um in dieser Position erfolgreich zu sein?“
  • „Was macht ihre besten Mitarbeiter aus?“
  • „Was wünschen Sie sich von Mitarbeitern, die speziell diese Position in ihrem Unternehmen einnehmen?“

Übrigens: Wenn die nun von Personalern aufgezählten Skills, Fähigkeiten oder Erwartungen mit deinen eigenen Eigenschaften übereinstimmen, ist dies eine gute Gelegenheit, geschickt darauf aufmerksam zu machen und entsprechende Erfahrungen oder Skills an dieser Stelle mit einem Beispiel zu belegen. Eine gute Gelegenheit, das Gespräch clever und unaufdringlich in eine positive Richtung zu lenken, indem du auf das Gesagte deines Gesprächspartners direkt eingehen kannst.

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Unser Zusatztipp

Nicht nur bei der Auswahl der Fragen, sondern auch bei der Dosierung solltest du aufpassen. Rückfragen im Bewerbungsgespräch dienen nicht dazu, dein Gegenüber zu durchlöchern. Sie sollen dir und auch deinem potenziellen Arbeitgeber die Chance bieten, einander besser kennenzulernen und Mehrwert zu stiften. Konzentriere dich deshalb auf einige wenige, dafür aber qualitativ hochwertige Fragen, die – auch das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden – nicht nur deinem Ego schmeicheln und Selbstzweifel aus dem Weg räumen. Sondern in erster Linie auf positive und produktive Weise dazu dienen, eure Kompatibilität zu prüfen.

Bild: Motortion/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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