Wir sagen kein Wort – und senden trotzdem Signale. Unsere Augen übernehmen das Kommando, bevor die Stimme überhaupt zum Einsatz kommt. Besonders im Vorstellungsgespräch ist Augenkontakt ein unterschätzter Machtfaktor: Wer seinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnet – im wahrsten Sinne – vermittelt Aufmerksamkeit, Sicherheit und Souveränität. Doch: Wer zu lange, zu intensiv oder zu unregelmäßig starrt, riskiert nicht nur Irritation, sondern schlimmstenfalls den Job.

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Was bedeutet „richtiger“ Augenkontakt?

In der Psychologie spricht man von sozial akzeptabler Blickdauer. Im Gespräch liegt diese – je nach Kultur – bei rund 3 bis 5 Sekunden. Länger und es wird seltsam. Kürzer und du wirkst desinteressiert oder nervös. Die Kunst liegt im Wechselspiel:

  • Blickkontakt halten, während man spricht
  • kurz wegschauen, wenn man nachdenkt
  • wieder hinschauen, wenn man eine Antwort erwartet

So entsteht ein rhythmischer Fluss. Kein Dauerstarren, aber auch kein Herumirren im Raum.

Was Studien zeigen: Der Blick als Karrierebooster

Laut Studien bewerten Personaler Bewerber als kompetenter und glaubwürdiger, wenn diese regelmäßig Blickkontakt halten, aber eben nicht permanent. Interessanterweise werden Bewerber, die ständig wegschauen, oft als weniger intelligent und unsicher wahrgenommen. Fatal, wenn’s um den langersehnten Traumjob geht.

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Gleichzeitig zeigt sich, dass Menschen, die zu lange in die Augen schauen (über 7 Sekunden am Stück), häufiger als dominant oder sogar bedrohlich eingeschätzt werden. Die Message: Zu viel des Guten ist eben auch nicht gut. Wir kennen das alle – manche Menschen wirken dann einfach nur noch creepy.

Schon gewusst: Eine weitere Studie mit knapp 500 Teilnehmen zeigte, dass die angenehm empfundene Dauer von Augenkontakt nicht von Geschlecht, Attraktivität oder Persönlichkeit abhängt – sondern mit der Pupillenerweiterung, also einem unbewussten physiologischen Reiz, korreliert. Wer gerne länger in die Augen schaut, reagiert unwillkürlich schneller mit erweiterter Pupille. Unser Körper entscheidet also mit, wie viel Blickkontakt wir überhaupt als angenehm empfinden – völlig jenseits unserer Kontrolle.

Heißt auch: „Normaler“ Augenkontakt ist demnach kein festgelegter Wert, sondern ein hochdynamisches Wechselspiel zwischen Biologie, Kontext und Bauchgefühl. Wer das ignoriert, schaut schnell drüber – im schlechtesten Sinne.

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Alltagssituationen im Vorstellungsgespräch: Zwischen Neugier und Nervenkrieg

Stell dir vor:

  • Du wirst gerade nach deiner größten Schwäche gefragt. Diese Frage fällt vielen Bewerbenden sowieso schon schwer, souverän zu beantworten. Und dann huscht dein Blick auch noch nervös durchs Büro – der Personaler notiert fleißig. Aber nicht deine Antwort, sondern deinen unsteten Blick – deine Unsicherheit.
  • Du bekommst eine weitere klassische Frage: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Du starrst dein Gegenüber so intensiv an, dass selbst ein gestandener HR-Profi kurz die Stirn runzelt.
  • Small Talk zum Einstieg. Der Gesprächspartner plaudert locker, aber du fixierst ihn mit Tunnelblick. Authentisch? Eher angsteinflößend.

Fazit: Es geht nicht darum, jemandem in die Seele zu starren und mit dem Blick auszusaugen. Sondern darum, eine Beziehung aufzubauen – mit Blicken, die sprechen, aber nicht anschreien.

Die Folgen falschen Blickverhaltens

Zu wenig Augenkontakt:

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  • Wirkt unsicher, unvorbereitet oder sogar desinteressiert
  • Vermittelt fehlende soziale Kompetenz
  • Lässt dich schüchtern erscheinen

Zu viel Augenkontakt:

  • Kann als aggressiv, kontrollierend oder gar manipulierend gedeutet werden
  • Erzeugt Stress und Unbehagen beim Gegenüber
  • Wirkt aufgesetzt oder unecht

Das Problem: Im Vorstellungsgespräch zählt der erste Eindruck – und der dauert keine drei Sekunden. Wenn dein Blick da schon „Nein“ sagt, hilft dein Lebenslauf auch nicht mehr viel.

5 Tipps für den perfekten Blickkontakt im Vorstellungsgespräch

  • Trainiere Blickkontakt vor dem Spiegel oder mit Freunden. Klingt simple, hilft aber.
  • Schau deinem Gesprächspartner zwischen die Augen. Der sogenannte Dreiecks-Blick (abwechselnd ein Auge, das andere, dann den Mund) wirkt natürlich. Psst: Der hilft auch, um Lügner zu entlarven.
  • Nutze Pausen für den Blick zur Seite. Das signalisiert Nachdenken, nicht Unsicherheit.
  • Vermeide den dauerhaften Fixierblick. Dein Ziel ist: präsent wirken, nicht penetrant.
  • Achte auf die Reaktion deines Gegenübers. Wirkt er oder sie unruhig? Dann vielleicht einen Blick-Gang runterschalten.

Augenkontakt ist auch im Vorstellungsgespräch nur ein Gewürz

Die richtige Dosis hebt den Auftritt, zu viel ruiniert das Gericht. Im Vorstellungsgespräch entscheidet oft genau dieses Maß über Sympathie, Spannung – und schließlich über den Arbeitsvertrag.

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Also: Schau deinem Gegenüber ruhig in die Augen. Aber denk dran – du willst einen Job, keinen Hypnosekurs anbieten.

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