Fachkräftemangel sei Dank: Du musst heute nicht mehr aktiv suchen – gute Jobangebote finden dich. HR-Teams pirschen sich digital an, mit Direct Messages, Kontakten über Bekannte oder gut getimten Jobanfragen beim Netzwerken. Vor allem Plattformen wie LinkedIn, Xing oder sogar Instagram werden zur digitalen Jagdstrecke für Recruiter.
Doch was tun, wenn man eigentlich ganz zufrieden ist und plötzlich winkt ein besseres Gehalt, Homeoffice und der agile Feelgood-Manager? Antworten auf Jobangebote während laufender Beschäftigung erfordern Fingerspitzengefühl. Und strategisches Denken.
Was ist ein externes Jobangebot überhaupt?
Ein externes Jobangebot meint die Möglichkeit, die dir ein anderer Arbeitgeber ungefragt unterbreitet – während du noch angestellt bist. Das kann eine lockere Anfrage sein („Wir haben Ihr Profil gesehen…“) oder bereits ein konkretes Angebot mit Gehaltsvorstellung und Aufgabenbereich. Klingt verlockend. Und nach Zündstoff. Denn: Wie reagiert man richtig?
Erst denken, dann klicken: So gehst du mit dem Jobangebot um
1. Cool bleiben
Neugier ist okay – Aktionismus nicht. Nicht direkt kündigen, nicht sofort antworten. Erst mal prüfen, ob das Angebot Substanz hat.
2. Diskretion ist Pflicht
Vertraulichkeit ist oberstes Gebot. Keine Gespräche im Großraumbüro. Keine Späße à la: „Haha, hab da was von der Konkurrenz bekommen.“
3. Analyse statt Bauchgefühl
Frage dich:
- Passt der Job wirklich zu meinen Zielen?
- Ist die Unternehmenskultur besser – oder nur die Farbe des Logos schöner?
- Was sagt mein Bauchgefühl – und was mein Verstand?
4. Benchmark nutzen
Nutze das Angebot als Marktvergleich:
- Was zahlen andere?
- Wie sind Benefits und Entwicklungschancen im Vergleich zu deinem aktuellen Arbeitgeber?
5. Loyalität prüfen – aber nicht romantisieren
Nur weil du „schon lange dabei bist“, musst du nicht für immer bleiben. Aber: Wechsel nur, wenn es wirklich besser wird, nicht nur anders.
In eigener Sache: Dein Job fühlt sich nicht mehr richtig an? Dann ist jetzt der Moment, etwas zu ändern. Unser Workbook „Exit-Strategie“ zeigt dir Schritt für Schritt, wie du sicher, professionell und gut vorbereitet kündigst – und den Job findest, der wirklich zu dir passt.
Achtung: Was du nicht tun solltest
Ein gutes Jobangebot ist eine Chance – aber kein Freifahrtschein für eine Ego-Show gegenüber deinem Team oder Chef. Wer klug handelt, denkt langfristig. Wer impulsiv reagiert, verspielt mehr als nur den aktuellen Posten. Hier die häufigsten Fauxpas – und warum du sie dir sparen solltest:
1. Das Angebot als Druckmittel nutzen
„Wenn ihr mich nicht befördert, bin ich weg.“
Das ist keine Verhandlungsstrategie, aber Erpressung mit Ansage. Auch wenn du das neue Angebot attraktiv findest: Es als Drohkulisse gegen den eigenen Arbeitgeber einzusetzen, ist keine gute Idee.
2. Angeberei auf Social Media
„Anfragen ohne Ende. Der Markt ist heiß“
Klar, dein Selbstbewusstsein bekommt gerade Rückenwind. Aber ein „Ich bin so gefragt“-Posting auf Xing, LinkedIn, Instagram oder Twitter wirkt selten souverän – eher eitel und taktlos. Vor allem, wenn Kollegen, Vorgesetzte oder sogar der Headhunter mitlesen. Seriosität schlägt Selbstdarstellung – besonders in Wechselphasen.
3. Heimlich Vorstellungsgespräche führen
„Ich hab schnell in der Mittagspause einen Call gemacht… im Konfi 2.“
Vorstellungsgespräche während der Arbeitszeit sind ein riskanter Spagat. Selbst wenn du wechseln willst: Spiel mit offenen Karten, wenn’s konkret wird. Nutze Urlaubstage oder deinen Feierabend.
? 4. Plötzlich Dienst nach Vorschrift
„Wieso soll ich mir noch Mühe geben, ich bin ja eh bald weg.“
Selbst wenn du kündigst: Dein Ruf bleibt. Ein schlechter Abgang zieht sich durch – in Referenzen, im Flurfunk und vielleicht sogar in späteren Netzwerken. Wer auf dem letzten Kilometer nur noch Dienst nach Vorschrift macht, verspielt mögliche Rückkehroptionen.
Karriere ist kein Treue-Spiel
Wir leben nicht mehr in den 80ern. Arbeitgeber wechseln ist heute keine Schande, sondern oft sogar notwendig für die eigene Entwicklung und ein besseres Gehalt. Trotzdem gilt: Wer geht, sollte das sauber und professionell tun. Und wer bleibt, sollte es bewusst tun – nicht aus Trägheit. Vielleicht ist das Jobangebot nur ein Weckruf. Vielleicht ist es dein nächster Karriereschritt. Entscheide klug.