Die Gretchenfrage: „Was verdient man als Führungskraft?“ Ein Job mit Einfluss, Verantwortung, Ansehen. Und natürlich: mit höherem Gehalt. Doch wie hoch fällt dieses tatsächlich aus? Wer die nüchternen Fakten betrachtet, merkt schnell: Führung lohnt sich finanziell – aber der Gewinn hat seinen Preis. Der große Gehaltsboost? Der ist oft kleiner als gedacht.

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Was bedeutet es, Führungskraft zu sein?

„Führungskraft“ – ein Begriff, der vieles bedeuten kann. Gemeint sind Personen mit Personal- und Budgetverantwortung, die Teams lenken, Strategien entwickeln, als Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitenden agieren. Vom Teamlead mit kleinem Verantwortungsbereich bis zur Bereichsleitung mit Hunderten Mitarbeitenden – alles fällt darunter.

Was viele nicht wissen: Führungskraft ist kein geschützter Titel. Die Bandbreite der Rollen ist ebenso groß wie die Unterschiede in der Vergütung.

Das Gehalt: Wie viel verdient eine Führungskraft in Deutschland?

Laut dem Branchenportal Gehalt.de liegt das mittlere Gehalt einer Führungskraft in Deutschland bei rund 132.739 Euro brutto pro Jahr. Je nach Branche, Unternehmensgröße, Region und Verantwortung kann dieser Wert allerdings erheblich schwanken – die Spanne reicht von knapp über 100.000 Euro bis hin zu weit über 200.000 Euro jährlich.

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Wer in der Industrie, der IT- oder der Pharmabranche tätig ist, hat gute Chancen auf die oberen Gehaltsbereiche. In sozialen Einrichtungen, der Verwaltung oder im Handel sind die Gehälter dagegen spürbar niedriger.

Erfahrung zahlt sich beim Gehalt besonders aus

Die Berufserfahrung wirkt sich klar auf das Einkommen aus: Führungskräfte mit weniger als drei Jahren Erfahrung bewegen sich oft knapp über der 100.000-Euro-Marke. Nach sechs bis neun Jahren steigt das Gehalt in der Regel auf einen Bereich zwischen 110.000 und 120.000 Euro. Wer mehr als zehn Jahre Führungserfahrung mitbringt, kann in großen Unternehmen auch die 130.000-Euro-Grenze überschreiten.

Doch: Die Gehaltssprünge werden mit den Jahren kleiner. Ohne Wechsel in höhere Hierarchieebenen ist irgendwann ein Plateau erreicht.

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Regionale Unterschiede: Wo zahlt es sich aus, Chef zu sein?

Das Einkommen einer Führungskraft hängt stark vom Arbeitsort ab. Besonders in Süd- und Westdeutschland sind die Gehälter überdurchschnittlich hoch. Wer in Bundesländern wie Baden-Württemberg, Hessen oder Bayern arbeitet, kann mit einem Gehalt rechnen, das deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt – in der Regel im Bereich zwischen 135.000 und 140.000 Euro jährlich.

In Regionen wie Berlin, Bremen oder Niedersachsen liegt das Einkommen moderat darunter, während Ostdeutschland tendenziell die niedrigsten Führungskräftegehälter aufweist. Hier beträgt der Abstand zu den Top-Bundesländern mitunter 10.000 bis 20.000 Euro pro Jahr.

Hintergrund sind nicht nur regionale Wirtschaftsstrukturen, sondern auch Unterschiede in der Unternehmenslandschaft: Mehr Großunternehmen und Industriekonzerne im Süden – mehr Mittelständler und Dienstleister im Osten.

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Weitere Einflussfaktoren: Nicht nur Ort und Erfahrung zählen

  • Unternehmensgröße: Mehr Verantwortung über Personal und Budget bedeutet fast immer auch ein höheres Gehalt.
  • Branche: Führungspositionen in der Pharmaindustrie, Chemie oder IT zahlen oft deutlich besser als im Handel oder öffentlichen Dienst. Da aktuell die Rüstungsbranche hoch im Kurs steht, dürfte auch dort das Lohnniveau steigen.
  • Verhandlung: Wer aktiv verhandelt, kann deutliche Gehaltsvorteile erzielen – vor allem beim Wechsel zwischen Unternehmen, der Übernahme weiterer Verantwortungsbereiche oder der Erweiterung der eigenen Skills.

Verantwortung hat ihren Preis: Lohnt es sich, zu führen?

Führung bringt nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Verantwortung – für Menschen, Entscheidungen, Konflikte. Und sie fordert ihren Tribut: hohe Erwartungen, Druck, Stress. Studien zeigen: Viele Führungskräfte empfinden ihre Rolle daher eher als belastend. Überstunden, ständige Erreichbarkeit und mentale Erschöpfung prägen häufig den Führungsalltag.

Kein Wunder also, dass die Bereitschaft, klassische Führungsrollen zu übernehmen, spürbar abnimmt. Vor allem jüngere Generationen zeigen sich zunehmend zurückhaltend, wenn es um Beförderungen ins mittlere Management geht. Die Gründe sind vielfältig – Angst vor Überlastung, permanente Verfügbarkeit, wachsende Konfliktdichte und ein Gefühl struktureller Enge. Statt sich durch hierarchische Systeme zu arbeiten, bevorzugen viele einen individuelleren Karriereweg, der auf persönliche Entwicklung, Selbstbestimmung und die eigene Marke setzt.

Dieser Trend hat längst einen Namen: Unbossing. Der Gedanke dahinter: Führung neu denken, Hierarchien abbauen, Verantwortung verteilen – oder sich der Rolle gleich ganz entziehen.

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Führungsrolle – Privileg oder doch Bürde?

Ja, Führungskräfte verdienen in Deutschland deutlich mehr als Durchschnittsangestellte. Besonders in wirtschaftsstarken Regionen kann das Gehalt weit über 130.000 Euro brutto pro Jahr liegen. Doch das Gehalt allein ist nicht der Maßstab an dem man messen sollte.

Lese-Tipp: Dieser Nr. 1 Faktor unterscheidet Besserverdiener vom Durchschnitt

Führung bedeutet vor allem: Entscheidungen treffen, Konflikte moderieren, Verantwortung übernehmen – für andere Mitarbeitende und auch für sich selbst. Es heißt, sichtbar zu sein, und manchmal in seiner Position mit allen Höhen und Tiefen auch einsam zu sein. Führen sollte man daher nicht als Titel oder Gehaltsbooster verstehen, sondern als Aufgabe am Entwickeln von Menschen.

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