Wenn Führung so einfach wäre, warum schleppen sich noch immer Mitarbeiter montags zur Arbeit? Vielleicht, weil manche Chefs den Arbeitsalltag unnötig erschweren. Doch welche Auswirkungen hat das für Mitarbeiter, Führungskräfte und das ganze Unternehmen?
Wie Führungskräfte den Arbeitsalltag erschweren
Zunächst einmal die Frage: Wie schaffen es besonders findige Führungskräfte, den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter unnötig zu verkomplizieren? Hier einige klassische Beispiele:
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Mikromanagement: Es gibt kaum etwas, das Mitarbeiter schneller entmutigt, als ein Vorgesetzter, der jeden ihrer Schritte überwacht. Anstatt Vertrauen zu schenken und ihren Mitarbeitern die nötige Autonomie zu geben, kontrolliert der Mikromanager jedes noch so kleine Detail. Das Ergebnis? Die Mitarbeiter fühlen sich entmündigt, die Motivation schwindet, und viele beginnen, innerlich zu kündigen.
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Fehlende Prioritäten setzen: Ein weiteres Problem sind Führungskräfte, die keine klaren Prioritäten setzen können. Wenn ständig neue Aufgaben auf den Tisch gestapelt werden, ohne Rücksicht darauf, ob bestehende Projekte abgearbeitet werden können, führt das unweigerlich Chaos. Die Mitarbeiter müssen sich ständig neu orientieren, verlieren den Überblick und natürlich wertvolle Zeit.
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Intransparente Kommunikation: Unklarheit führt zu Unsicherheit. Wenn Führungskräfte nicht deutlich machen, was sie von ihren Mitarbeitern konkret erwarten, entstehen Missverständnisse. Fehlt es zudem an regelmäßigem und konstruktivem Feedback, sind Fehler vorprogrammiert und Demotivation die Folge.
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Fehlerkultur ohne Rückendeckung: Eine Fehlerkultur, die nur auf dem Papier der Unternehmensbroschüre existiert, ist nichts wert. Mitarbeiter müssen wissen, dass sie Fehler machen dürfen, ohne dafür bestraft oder vor der versammelten Mannschaft bloßgestellt zu werden. Wenn Führungskräfte stattdessen sofort den Sündenbock an den Pranger stellen, wird jede Form von Innovation, Mut und Risikobereitschaft im Keim erstickt.
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Unternehmen
Dieses Verhalten seitens der Führungsriege hat weitreichende Konsequenzen – für das gesamte Unternehmen. Zuallererst leidet natürlich die Motivation der Mitarbeiter. Wenn Beschäftigte das Gefühl haben, dass ihre Bemühungen ständig kritisiert oder noch schlimmer, ignoriert werden, warum sollten sie sich dann noch anstrengen und Einsatzbereitschaft zeigen? Der Virus der Demotivation breitet sich dann schneller als man Stopp sagen kann.
Aber das ist leider nur der Anfang einer unendlichen Leidens-Geschichte. Mitarbeiter, die sich nicht wertgeschätzt fühlen und unter ständigem Druck stehen, tendieren nicht nur zur „inneren Kündigung“, sondern wählen als letzte Option die Flucht – nur raus hier. Die Fluktuation steigt, und die Kosten für Recruiting und Einarbeitung neuer Mitarbeiter schießen in die Höhe. Zudem sinkt die Produktivität, wenn Mitarbeiter gegen Hindernisse ankämpfen müssen, die ihnen ihre eigenen Vorgesetzten jeden Tag aufs Neue in den Weg legen.
Selbstreflexion: Wie können Führungskräfte ihre Arbeitsweise überdenken?
Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie oft deine EX-Mitarbeiter innerlich gekündigt haben, bevor du sie dir die Kündigung auf den Tisch geknallt haben? Es liegt in deiner Verantwortung als Führungskraft, dieses Problem zu erkennen, zu adressieren und anzugehen. Hier einige Fragen, die du dir stellen solltest – und die dazugehörigen Lösungsansätze:
1. Muss ich wirklich jeden Arbeitsschritt meiner Mitarbeiter kontrollieren?
Lösungsansatz: Habe Vertrauen. Beginne damit, kleine Aufgaben oder Projekte bewusst abzugeben. Definiere klare Ziele, aber überlasse die Umsetzung deinem Team, sie sind alt genug. Setze regelmäßige Check-ins an, um den Fortschritt zu verfolgen, ohne jeden Schritt zu überwachen.
2. Setze ich klare Prioritäten?
Lösungsansatz: Priorisiere sowohl deine eigenen Aufgaben als auch die deines Teams. Verwende beispielsweise das Eisenhower-Prinzip, um zwischen Dringendem und Wichtigem zu unterscheiden. Kommuniziere diese Prioritäten klar und halte regelmäßige Meetings ab, um sicherzustellen, dass alle auf dem gleichen Stand sind.
3. Wissen meine Mitarbeiter genau, was von ihnen erwartet wird?
Lösungsansatz: Sorge dafür, dass deine Botschaften klar und verständlich sind. Hole aktiv Feedback ein, um sicherzustellen, dass du richtig verstanden wurdest. Regelmäßige und offene Kommunikation fördert das Vertrauen und minimiert letzten Endes auftretende Missverständnisse.
4. Wie gehe ich mit Fehlern um?
Lösungsansatz: Fehler sollten immer als Lernmöglichkeiten gesehen werden. Wenn ein Fehler passiert, analysiere gemeinsam mit deinem Team, was schiefgelaufen ist, und entwickelt Strategien, um es in Zukunft besser zu machen. Vermeide Schuldzuweisungen und ermutige dein Team, Risiken einzugehen.
Schon gewusst: 82% der Führungskräfte verheimlichen ihre Fehler
Den Arbeitsalltag leichter machen – zum Wohle aller
Großartige Führungskräfte wissen, dass ihr Erfolg mit dem Erfolg ihrer Mitarbeiter korreliert. Sie schaffen ein Umfeld, in dem ihre Teams aufblühen können, indem sie Hindernisse aus dem Weg räumen und Klarheit in ihrem Wirken schaffen. Das führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern auch zu einem positiveren Arbeitsklima, in dem die Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und sich wertgeschätzt fühlen.
Also, frag dich selbst: Machst du deinen Mitarbeitern das Leben leichter – oder schwerer?
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