Ach, diese ewige Legende vom visionären, durchsetzungsstarken Hero-Leader: unerschütterlich wie ein Leuchtturm, immer souverän, stets die richtige Antwort parat. Stark in der Brandung, mit stählernem Blick Richtung Horizont. Klingt heroisch und leider meist unrealistisch.

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Denn seien wir mal ehrlich: Wer ständig das Rampenlicht beansprucht, raubt anderen die Luft zum Atmen. Diese Führungskräfte mögen nach außen souverän wirken, doch für ihre Teams bedeutet es oft Stress, Unsicherheit und Demotivation. Statt gemeinsam anzupacken und Ideen zu entwickeln, schauen Mitarbeiter verunsichert nach oben und warten auf Anweisungen. Eigeninitiative? Bloß keine Fehler machen. Kreativität? Zu riskant. Ergebnis: Stagnation statt Innovation.

Warum klebt das alte Führungsbild so hartnäckig in unseren Köpfen?

Tatsächlich wurzelt es tief in unserer kulturellen DNA. Hierarchisch, autoritär, machtorientiert – dieses Bild wurde über Generationen hinweg weitergegeben, verfestigt durch militärische Strukturen und industrielle Arbeitsweisen. Wer laut genug auftrat, wer kraftvoll und dominant erschien, der hatte die Karriereleiter automatisch im Griff. Was dabei lange ignoriert wurde: Ob diese vermeintlich starken Persönlichkeiten überhaupt in der Lage waren, Menschen wirklich zu führen – sprich: zuzuhören, zu verstehen, empathisch auf Bedürfnisse einzugehen.

Führungskräfte, die ihr Ego ins Zentrum stellen, vergiften auf Dauer die Kultur. Statt Vertrauen und Teamgeist entstehen Abhängigkeit und Frust. Mitarbeitende hören auf, mitzudenken und mitzugestalten, weil sie gelernt haben, dass es ohnehin nur eine Meinung gibt, die zählt: die ihres Chefs. Innovation und Engagement sterben einen langsamen Tod.

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Warum sich das veraltete Führungsverhalten trotzdem hält

Dass dieser veraltete Stil dennoch weiterlebt, liegt paradoxerweise genau daran, dass er für die Führungskräfte selbst äußerst angenehm sein kann. Laut sein, sichtbar sein, Kontrolle behalten – das füttert das Ego, gibt Anerkennung von oben, fühlt sich gut an. Doch die Folgen spüren Unternehmen jeden Tag: Innere Kündigungen, hohe Fluktuation, mangelnde Motivation.

Was Führung heute tatsächlich bedeutet

Dabei wäre moderne Führung gar nicht so kompliziert: Führungskräfte müssten lediglich lernen, ihr Ego in den Griff zu bekommen. Das heißt konkret: Vertrauen aufbauen, Freiräume schaffen, psychologische Sicherheit herstellen. Die Kunst besteht darin, Mitarbeitenden den Raum zu geben, um selbst groß zu werden – nicht, um selbst groß dazustehen. Wer das versteht, wird nicht nur ein erfolgreiches, sondern auch ein nachhaltiges Unternehmen führen. Ganz ohne Zuckerbrot und Peitsche. Ganz ohne Drama. Versprochen.

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