Können dein Team und deine Mitarbeiter dir vertrauen? Wir zeigen, warum Vertrauen wichtig für den Unternehmenserfolg ist – und welche drei Elemente laut wissenschaftlicher Erkenntnis entscheidend sind.

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Vertrauen: Das komplexe Fundament jeder Bindung

Können Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter dir vertrauen, ist das ein gutes Zeichen. Es ist die Basis dafür, langfristig Erfolge zu verbuchen – ob aus finanzieller, persönlicher oder unternehmerischer Sicht.

Das Kernproblem dieser Thematik besteht jedoch darin, dass Vertrauen besonders komplex ist. Bereits 2006 veröffentlichte das Max-Planck-Institut (MPI) für Gesellschaftsforschung mehrere Theorien und einen Forschungsbericht zu den Gründen, weshalb wir vertrauen und misstrauen.

So würden wir demnach zum Beispiel auf Basis einer sogenannten „Reflexivität“ vertrauen: Derjenige, der vertraut, trifft diese Entscheidung aufgrund von Erfahrungen und Learnings aus der Vergangenheit mit anderen Menschen.

Ein weiterer Grund sei laut MPI die Routine: Wer einer täglichen Routine folgt – und das tun die meisten von uns -, hinterfragt nicht und führt eine Aufgabe oder eine Handlung aus. Auch wenn wir dies hinterfragen könnten, handeln wir nach allgemeinen Rollen und Regeln. So vertrauen wir darauf, dass auch unser Umfeld sich an diese Normen hält – und das senke die Wahrscheinlichkeit für Enttäuschungen; das Vertrauen fiele leichter.

3 Faktoren des Vertrauens, die am wichtigsten sind

Ist es tatsächlich so einfach – und können wir uns zurücklehnen und abwarten, bis Mitarbeiter uns vertrauen?

Aktuellere Forschungen, etwa die der Autoren, Führungsexperten und Wissenschaftler Dr. Joseph Folkman und Dr. Jack Zenger zeigen, dass es für Leader vor allem auf drei Elemente ankommt, damit Beschäftigte Vertrauen aufbauen. Denn die Wissenschaftler sind der Meinung: Einen bestimmten Einfluss haben Führungskräfte gewiss darauf, wie Beschäftigte ihre Vorgesetzten einschätzen.

Die Autoren der wissenschaftlichen Untersuchung sind der Frage nachgegangen, welche Elemente essenziell für eine gute Vertrauenskultur sind. Auf Basis einer Analyse von 87.000 Führungskräften fanden sie heraus, dass es auf folgende Schlüsselelemente ankommt:

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  1. Positive Beziehungen
  2. Expertise
  3. Verlässlichkeit

1. Positive Beziehungen

Eine emotionale Bindung bzw. positive Beziehung sorgt für Vertrauen – nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im beruflichen. Hierbei geht es nicht um eine „romantische Verklärung“ oder gar Freundschaft zwischen Führungskräften und ihren Beschäftigten. Im Fokus stehen vielmehr die Grundlagen für eine solide, positive Beziehung, die das Miteinander vereinfachen und für ein gutes Arbeitsklima sorgen.

Diese Grundlagen für Führungskräfte sind für eine positive Beziehung wichtig:

2. Expertise

Vertrauen entsteht, wenn Beschäftigte davon überzeugt sind, dass ihr Chef weiß, was er tut. Ein Experte für das eigene Business sein und die eigene Kompetenz auch zu zeigen – das ist entscheidend. Bei diesem Element geht es einerseits um die sachliche Richtigkeit der eigenen Arbeit. Andererseits spielt für viele Beschäftigte auch ein gewisser Grad an Erfahrung eine Rolle, um besser vertrauen zu können.

Expertise setzt sich in diesem Zusammenhang aus folgenden Kernelementen zusammen:

  • Probleme und Herausforderungen rechtzeitig erkennen, angehen und lösen
  • ein gesundes und gutes Urteilsvermögen
  • um Hilfe und Rat von anderen zu ihrem Fachgebiet gebeten werden
  • gewissenhafte Entscheidungen treffen
  • die richtigen Konsequenzen und Learnings aus gescheiterten Situationen ziehen

3. Verlässlichkeit

Leere Worte – oder Inhalte mit echtem Wert und deren Umsetzung? Verlässlichkeit ist das dritte Element in der Liste für Vertrauen. Dieses beinhaltet, dass Führungskräfte:

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  • nichts versprechen, was sie nicht auch einlösen,
  • ihren Worten echte Handlungen und Taten folgen lassen,
  • Verpflichtungen nachkommen
  • und ein Beispiel für ihr Umfeld sind, wenn es um Absprachen geht.

Was ist das wichtigste Element?

Folkman und Zenger haben in ihrer Analyse festgestellt, dass eines der drei Elemente am wichtigsten ist – und das ist die positive Beziehung zu Beschäftigten. Wer als Führungskraft zum Beispiel zwischenzeitlich nicht zuverlässig handelt und ein Versprechen „vergisst“, wird demnach weniger schnell mit Misstrauen gestraft, wenn die Beziehung ohnehin als positiv eingeschätzt wird. Gleiches gilt für den Punkt Expertise.

Umgekehrt gilt laut den Autoren, dass eine weniger positive Beziehung oder eine, die nicht vorhanden ist, kaum Vertrauen schafft – auch wenn Expertise und Verlässlichkeit vorhanden sind.

Um die positive Beziehung zu den Mitarbeitern zu fördern, helfen vor dir folgende Tipps:

  • Positive Atmosphäre: Schaffe eine angenehme Arbeitsatmosphäre für deine Angestellten, die von respektvollem Miteinander, Professionalität und Geduld geprägt ist.
  • Ehrlichkeit: Bleibe auch in schwierigen Situationen authentisch und ehrlich – und verzichte auf Versprechungen, die nicht realistisch sind.
  • Wertschätzung: Denke daran, Lob nicht zurückzuhalten, wenn du zufrieden bist oder die Bemühungen deiner Mitarbeiter siehst. Es kann wahre Wunder bewirken.

Warum ist Vertrauen wichtig für den Unternehmenserfolg?

Je vertrauenswürdiger du bist, desto eher akzeptieren Beschäftigte deine Position, deine Handlungen und deine Person. Du wirst als zuverlässig eingeschätzt und stärkst die Bindung zum Team. Mitarbeiter fühlen sich wohl; sie öffnen sich, sind entspannt und verspüren weniger Druck auf der Arbeit. Das alles kann den Erfolg des Unternehmens steigern, indem gute Mitarbeiter gebunden werden, motivierter sind und ihre beste Leistung erbringen.

Vertrauen weg: Was jetzt?

Besonders tragisch für eine Beziehung zwischen Führungskräften und ihren Beschäftigten ist das Vertrauen, welches durch Misstrauen ersetzt wird. Dies ist häufig der Fall, wenn Vorgesetzte sich nicht an ihr Wort halten, unehrlich sind oder wenig Einblick in ihr eigenes Handeln und ihre Gedanken geben.

Wird eine mühsam aufgebaute Beziehung zu den Mitarbeitern nicht mehr gepflegt, etwa wenn Vorgesetzte weniger Interesse, Empathie oder Wertschätzung zeigen, entsteht ebenfalls eine Vertrauenslücke – und Beschäftigte ziehen sich nicht selten zurück.

Was jetzt wichtig ist: Indem Beschäftigte ihren Vorgesetzten vertraut haben, haben sie ein Stück ihrer eigenen Kontrolle abgegeben. Um geschädigte Beziehungen wieder aufzubauen, gilt es deshalb, den Betroffenen selbst entgegenzukommen. Das bedeutet,

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  • selbst verletzlich zu sein und auf Augenhöhe zu kommunizieren,
  • offen zu sein und aufrichtiges Interesse zu zeigen,
  • eine Entschuldigung auszusprechen,
  • Feedback zuzulassen
  • und in Zukunft zum eigenen Wort zu stehen.

Zeit geben: Vertrauen gewinnen – aber auch halten

Neben den drei wichtigen Elementen „positive Beziehung, Expertise und Verlässlichkeit“, kommt es beim Vertrauensaufbau zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitern auch auf Zeit an. Dies gilt einerseits für das „erste Mal“ Vertrauen aufbauen. Andererseits benötigt auch eine geschädigte oder gescheiterte Beziehung zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten vor allem Zeit.

Denn: Wer noch nicht vertraut oder bereits enttäuscht worden ist, aktiviert automatisch eine Art Schutzmechanismus. Dem Diplom-Psychologen Dr. Rolf Merkle nach sei dieser Mechanismus sogar nützlich, um sich erneute Enttäuschungen zu ersparen. Erst nach einer Bewährungsprobe seien Menschen demnach wieder bereit, zum Beispiel ihrem Chef zu vertrauen.

Für Führungskräfte heißt es: Ob dein Team dir vertrauen kann, hängt zwar maßgeblich von deinem eigenen Verhalten ab. Beachte jedoch, dass du – neben deinen Bemühungen – nur bedingt die Kontrolle darüber hast, wann ein Mitarbeiter beginnt, dir (wieder) zu vertrauen.

Tipp: Herrscht „dicke Luft“, hilft vor allem ein klärendes Gespräch. Stelle als Chef deshalb sicher, dieses zu suchen. Das fördert übrigens Vertrauen – denn du zeigst aufrichtiges Interesse und signalisierst, dass dir eine gesunde Beziehung wichtig ist.

Bildnachweis: FG Trade/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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