Job-Akrobaten jonglieren mehrere Jobs und stehen für alles, was die moderne Arbeitswelt fordert: Multitasking, Vielseitigkeit und Leistungswillen. Aber sind sie wirklich Vorbilder oder Opfer eines immer gieriger werdenden Systems?

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Job-Akrobaten: Ein Balanceakt auf Messers Schneide

Job-Akrobaten zu sein, klingt glamourös – wie ein Zirkusartist, der mühelos über ein Seil balanciert. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Es ist ein Leben im ständigen Spagat zwischen verschiedenen Rollen, Positionen und Verantwortungen. Organisation, Disziplin und die Fähigkeit, nahtlos zwischen Aufgaben und Jobs zu wechseln, sind unabdingbar.

Für viele ist es reine wirtschaftliche Notwendigkeit, ein Balanceakt, um über die Runden zu kommen. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und der Sehnsucht nach finanzieller Stabilität ist Vielseitigkeit oft kein Luxus, sondern bitterer Ernst.

Fakten und Zahlen: Ein Überblick

  • Anteil der Job-Akrobaten: 4,6 % der deutschen Erwerbstätigen im Jahre 2022 arbeiten in mehreren Jobs (Destatis).
  • Geschlechterverteilung: Frauen machen die Mehrheit der Job-Akrobaten aus. (Destatis)
  • Arbeitszeit: Im Nebenjob arbeiteten Erwerbstätige 8,2 Wochenstunden. (Destatis)
  • Einkommen: Trotz höherer Arbeitsbelastung liegt das Einkommen oft nur knapp über dem Durchschnitt.
  • Motivation: Die Mehrheit arbeitet in mehreren Jobs, um finanziell über die Runden zu kommen.

Der Spagat zwischen Burnout und Erfolg

Die Kehrseite der Medaille? Ein Leben im Dauerlauf führt häufig zu gesundheitlichen Problemen. Burnout und chronische Erschöpfung sind alltägliche Begleiter. Der ständige Druck, in mehreren Jobs zu performen, führt oft zur Überforderung. Schlafstörungen, Angstzustände und Depressionen sind ständige Begleiter.

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Ein typischer Tag eines Job-Akrobaten beginnt früh und endet spät. Persönliche Erholung und soziale Interaktionen? Fehlanzeige. Sie fallen oft dem straffen Zeitplan zum Opfer. Die ständige Verfügbarkeit und der Zwang, in jedem Job Bestleistungen zu erbringen, zehren an den Kräften dieser High Performer. Die Familie ist zudem oft der Prellbock, wenn alles zu viel wird.

Die positiven Seiten: Mehr als nur Überleben

Trotz aller Herausforderungen gibt es auch Lichtblicke. Viele Job-Akrobaten erleben eine Phase der Selbstverwirklichung. Die Vielfalt der Aufgaben und die Möglichkeit, verschiedene Fähigkeiten anzuwenden und auszuleben, machen das Arbeitsleben spannender.

Die finanzielle Sicherheit, die durch mehrere Einkommensquellen erreicht wird, verbessert teils die Lebensqualität und ermöglicht es, berufliche Träume zu verwirklichen. Fällt ein Job weg, steht der nächste bereit. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit werden zu wertvollen Eigenschaften, die neue Karrierewege und Netzwerkmöglichkeiten eröffnen.

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Sind Job-Akrobaten die Lösung für den Fachkräftemangel?

In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnen Job-Akrobaten zunehmend an Bedeutung. Ihre Fähigkeit, mehrere Rollen gleichzeitig auszufüllen, hilft Unternehmen, Engpässe zumindest teilweise zu überbrücken und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Gerade jetzt ist Vielseitigkeit besonders wertvoll, wenn spezialisierte Fachkräfte knapp werden.

Job-Akrobaten bringen oft neue Perspektiven und kreative Lösungsen in ihre Arbeit ein, die sie in anderen Bereichen erworben haben. Durch die Kombination verschiedener Tätigkeiten und Erfahrungen können sie innovative Ansätze entwickeln, die dem ein oder anderen Unternehmen helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben und möglicherweise neue oder andere Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. 

Zeitmanagement und Stressbewältigung

Effektives Zeitmanagement ist für Job-Akrobaten unerlässlich. Ohne präzise Planung geht nichts. Kalender-Apps, To-Do-Listen und andere Organisationswerkzeuge sind unverzichtbar. Doch selbst die beste Planung kann die Belastung nicht immer abfangen. Prioritäten zu setzen und den Überblick zu behalten, bleibt eine ständige Herausforderung. Hier ein paar nützliche Tipps, um den Stress in den Griff zu bekommen:

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  • Stressmanagement-Techniken: Regelmäßige Pausen, Meditation und Atemübungen helfen, den Stresspegel zu senken.
  • Zeit für Erholung: Bewusste Planung von Ruhezeiten und Aktivitäten zur Entspannung. Abschalten lernen.
  • Soziale Unterstützung: Pflege von sozialen Kontakten und Netzwerken zur emotionalen Unterstützung. 
  • Prioritäten setzen: Klare Priorisierung von Aufgaben und bewusstes Nein-Sagen zu zusätzlichen Verpflichtungen.
  • Gesunde Lebensweise: Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung tragen zur körperlichen und mentalen Gesundheit bei.

Job-Akrobaten: Helden oder Opfer der Arbeitsmarktsituation?

Job-Akrobaten sind die Helden des modernen Arbeitsmarkts. Was in den USA Gang und Gebe ist, wird auch hierzulande zum New-Normal. Sie zeigen eindrucksvoll, dass Flexibilität und Vielseitigkeit nicht nur Schlagworte sind, sondern gelebte Realität.

Doch die Risiken und Belastungen sind erheblich. Arbeitgeber und Gesellschaft müssen gemeinsam daran arbeiten, die Belastungen für Multijobber so gering wie möglich zu halten. Die wahre Herausforderung besteht für jeden Einzelnen darin, die Balance zu halten, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Bild: mikkelwilliam/istockphoto.com 

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